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Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben

Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben

Titel: Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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dubiosen Gesetzen des Marktes miteinander plaudern können, sollten wir uns vielleichtein wenig organisieren, ohne dass ich euch Vorschriften machen will. Ich gebe nur zu bedenken, dass wir mehrere Hunderttausend sind, und so eine Menge bringt man nicht irgendwo unter. Ihr habt natürlich Vorschläge, ich habe es nicht anders erwartet, aber ich habe auch welche, stellt euch vor. Treffen wir uns im Parc de la Villette, da haben wir genügend Platz. Ich bringe mein Mikrofon mit, damit können wir uns in kleiner Runde leichter verständigen. Sicher könnt ihr auch eure eigenen Mikros mitbringen, ich bin nicht die Frau, anderen Leuten den Mund zu verbieten. Das wäre ja noch schöner. Ich bitte euch sogar ausdrücklich darum, sie mitzubringen, denn wie sollten wir andernfalls Meinungen austauschen? Überlegt mal eine Minute, lasst nicht nach in eurer Aufmerksamkeit, jetzt ist nicht der Augenblick, da wir uns in geschlossener Menge auf La Villette zubewegen. Aber bitte etwas Zurückhaltung mit diesen verdammten Mikrofonen, sobald man nämlich eins in der Hand hat, neigt man dazu, es zu missbrauchen und jeden Stuss hineinzusprechen, ich rede aus Erfahrung. Es tut mir leid, dass ich euch brutal in die Wirklichkeit zurückhole, doch in einer halben Stunde haben wir Mittwoch. Ja, schon. Ihr sagt es. Also seid so nett und übertreibt es nicht mit diesen Geräten. Brüllt mirbitte auch keine unsinnigen Ideen zu, das würde uns nur in ärgerliche Abschweifungen verwickeln. Überlasst die Angelegenheit den Profis. Gerade eben, zum Beispiel, ist mir der Kessel von dem alten Pott in die Luft geflogen. Wahrscheinlich lag es an meiner Ungeduld, aber vor allem an meinem fehlenden Wissen. In der Welt der Ideen hingegen kenne ich mich besser aus. Das sage ich nicht, um euch zu verletzen, durchaus nicht. Es ist schlicht mein Job, und den tue ich.
    Ich merke, ihr seid skeptisch, ja, ihr sträubt euch auf einmal. Ein sehr gutes Zeichen, das freut mich, denn es beweist mir, dass ihr alle euren FW wiedergefunden habt, als ich euch sagte, dass alles im Leben sich fügt. Jetzt sträubt ihr euch also. Ihr verlangt einen Beweis, das ist euer gutes Recht. Nun denn, in der Dreiviertelstunde, die ihr schon entspannt auf eurem Bett liegt und in diesem Opus blättert, habt ihr, ohne es zu bemerken, achtundzwanzig Konzepte geschluckt, nicht gerechnet diejenigen, die deutlich sichtbar auf dem Kamin lagen, nämlich die Konzepte Nutzlosigkeit, Nichtstun, Langsamkeit und tutti quanti . Gebt zu, da seid ihr platt. Über dreißig Konzepte in weniger als einer Stunde inhaliert, die nun still und leise durch eure Gehirnwindungen wandern. Allein bei der Lektüre einer kleinen Schrift, die ihr für simpel hieltetund bestenfalls als Hühnerfutter geeignet. Wie bitte? Spürt ihr nicht den Unterschied? Nach einer Dreiviertelstunde? Macht euch nicht über mich lustig, beherrscht euch ein bisschen, man muss sich ja für euch schämen, vielleicht legt ihr mal die Mikros weg. Konzepte sickern während des Schlafs ins Bewusstsein, genau wie mathematische Formeln, solche vor allem, die auf unterschwellige Weise so mir nichts, dir nichts aufgenommen wurden. Schon morgen werdet ihr deren Wirkung verspüren. Eine Art Nachsicht gegenüber euch selbst, gepaart mit stählernem Selbstvertrauen (ganz entscheidend), sowie ein Quäntchen Nachsicht gegenüber anderen (was auch wichtig ist) werden in euren Adern zu kreisen beginnen und euch sanft die Waden wärmen. Dazu etwas mehr Gemächlichkeit, eine unmerkliche geistige Ruhe, aufgelockert durch einige vorwärtsdrehende Zweifel. Morgen. Bis dahin verhaltet euch ruhig, begebt euch Richtung La Villette, unsere Zeit ist knapp.
    Ich sagte »Polynesien«, aber vielleicht liege ich damit vollkommen falsch. Womöglich ist er schlicht in Burkina Faso, weiß man’s? Also, wenn ich darüber rede, dann lediglich, weil ich mir Sorgen um seine Gesundheit mache, mehr müsst ihr dahinter nicht vermuten. Nicht dass ich verärgert wäre, schließlich kann so einKerl machen, was er will, und ich habe weiß Gott Wichtigeres zu tun, das könnt ihr mir glauben. Wenn ich mir Gedanken über ihn mache, dann rein aus Menschlichkeit, dreht eure Zunge siebenmal. Ich mag die Leute eben, ich sorge mich um ihre Gesundheit.
    Es ist schön, sich so im kleinen Kreis, mit Freunden, an der Villette zusammenzufinden, ein wenig abseits vom Getöse der Stadt. Ich werde den Anfang machen, danach übergebe ich das Wort an euch, keine Sorge, mehr als fünf Stunden am

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