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Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben

Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben

Titel: Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Lebensmittelsilos, Hamstern von Kerzen, Kleiderreserven, Fußbodenversiegelung, erdbebensicheren Vorrichtungen, Holzschutzbehandlung des Gebälks, Anlage von Gemüsebeeten, Bevorratung mit Schweinetalg, Sammeln von Kleinholz . In drei Worten: Beschützen des Hausstands .
    Die Neigung des Mannes zur Sorglosigkeit, zum Zufall, zum Abenteuer verleiht ihm, umgekehrt proportional, mächtige Phantasie im Ausdenken von Katastrophen und einer Leere, bevölkert von einem ganzen Spektrum von Versuchungen wie Mutproben, Leichtsinn, Angeberei, Unsicherheit, Risikobereitschaft, waghalsigem Zusteuern auf Klippen, Tollkühnheit, Kampflust, Zerstörungswut. Diese markante, vorsätzliche, ja eigensinnige Unbekümmertheit lässt ihn bis an den Rand des Abgrunds treten, die Füße lässig über den Grat der Felswand gelegt, an der Grenze zum Absturz, zum leeren Benzintank, zur Hungersnot, zum Zusammenbruch. Daher rührt, nebenbei bemerkt, auch seine immer wiederkehrende kriegerische Begeisterung: aus einem Mangel an Voraussicht. Das erhellt, das erklärt alles, vom Krieg bis zum magerenInhalt des männlichen Einkaufskorbs: Schon Bevorratung ist Provokation, Herausforderung, ein Ding der Unmöglichkeit. Während die Frau 42,6 Artikel für das wöchentliche Überleben des Nestes heimschleppt, widerstrebt dem Mann das Horten von Lebensmitteln. Er lebt gefährlich und schlüpft notfalls noch unter dem eisernen Rollladen seines Händlers hindurch, um das Abendbrot zu retten. In drei Worten: Gefährdung des Hausstands .
    Lassen wir diese überspitzte Terminologie von »Mann« und »Frau« jedoch augenblicklich fallen, damit kommen wir nämlich sehr schnell ans Ende. Wenn ein gewisser Tropismus den Mann auch zur Destabilisierung des Hausstands und dessen Zerstörung tendieren lässt (Tendenz Rot) und die Frau zu seinem Aufbau und seinem Schutz (Tendenz Blau), gibt es doch so viele Ausnahmen von dieser Regel und wechselnde Optionen, dass wir, wollten wir starr daran festhalten, schnell ziemlichen Unsinn verkünden würden. Was nicht das Ziel dieses gehaltvollen Opus sein kann, wenn ich daran erinnern darf. Geben wir also diese simplifizierende Einteilung auf und ersetzen sie durch Individuen, die nicht willkürlich durch ihr Geschlecht definiert, sondern durch die Tendenz Rot oder Blau charakterisiert sind, das ist sehr viel präziser.
    Der blaue Typ, der beschützende, konstruktive, wird von einem starken Motor angetrieben: der Angst. Der rote Typ, der unstete, destabilisierende, ist von einer unbändigen Energie beseelt: der Angst. Damit sind wir im Kern des Rätsels angekommen. Die ganze Menschheit firmiert unter dem gleichen Logo, diese Erkenntnis hat uns wieder einen großen Schritt vorangebracht. Ihr seht, wie weit uns die Geschichte mit diesen simplen Einkaufskörben führt. Wir kommen dem entscheidenden Punkt näher, haben die lebenswichtige Frage fest im Blick, die sich weltweit mit »Nest«, »Heim«, »Dach über dem Kopf« verbindet: Blau baut es auf, Rot untergräbt es, und beide werden von einer großen Angst getrieben – der eine, selbiges zu verlieren, der andere, sich in ihm zu verlieren (bitte notiert euch den feinen Unterschied auf einem Kärtchen). Der Frontalzusammenstoß dieser beiden einander widersprechenden Kräfte, der klammheimlich und ganz unmerklich eingesetzt hat, beschleunigt sich rasch und führt in einen titanischen Teufelskreis. Ich will es euch nicht verbergen: Die Situation ist von vornherein ziemlich verfahren. Je mehr Blau das Heim befestigt, desto eifriger rüttelt Rot an dessen Fundamenten, und je heftiger Rot angreift, desto hartnäckiger bessert Blau die Schäden aus. Solcherart aufgestauteReaktionen haben eine verheerende Wirkung: Die luftigen Prototypen solcher Nester, einst in verliebter Unschuld entstanden, biegsam und leicht gebaut, verwandeln sich mit der Zeit in regelrechte Bunker, gegen die schließlich Panzer auffahren. Ich brauche euch gar keine Zeichnung mehr zu machen, denn von Liebe kann in diesem Stadium längst keine Rede mehr sein. Es handelt sich um Krieg, um blindwütige Konfrontation, die nur noch Beklemmung auslöst. Ich bringe euch nichts Neues bei, wenn ich euch voraussage, dass die Sache meist ziemlich böse endet. C’est la vie , so ist das Leben nun mal . Wie es sich geradewegs vor uns abzeichnet.
    Ich verderbe euch die Laune. Keine Sorge, es ist lediglich eine Etappe, wir werden diesen Titanencrash als Kenner lösen und die Liebe aus dieser geballten Menge von hässlich

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