Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben
Wenn ihr gegen ein einvernehmliches und geteiltes Glück seid, verstehe ich, warum ihr euch sträubt, diesen Kessel hochzufahren. Das ist Sabotage. Ihr lasst mir keine Wahl, der Einsatz ist zu hoch, zu gewichtig. Ab mit euch über Bord, und schwimmt zum Kontinent der Nichtswürdigen zurück, mit feigen Seelen können wir an Deck nichts anfangen. Wir finden schon einen anderen Maschinisten, seid unbesorgt. Nehmt euren Schwimmring und euer Beiboot und immer eine gute Brise!
Wir werden den Druck steigern können, jetzt wird’s spannend, haltet euch an der Reling fest. Ja, Samstag ist gut, viel besser als Freitag, da arbeiten die Leute nicht, sie werden in Scharen auf der Straße sein. Es sei denn, sie haben sich alle in den Pulverschnee verzogen (es scheint, in diesem Jahr gibt es viel Neuschnee aufden Pisten, ich persönlich verstehe ja nichts davon), so dass am Samstag kein Schwein da sein wird. Außer mir. Ich allein rackere mich hier ab, weiß der Teufel warum, während alle anderen sich im Schnee tummeln.
Aber ich mag Skifahren ohnehin nicht.
So dass in puncto Echo in der Menge Samstag oder Freitag schon keinen Unterschied mehr macht. Wir werden ziemlich allein sein. Das ist uns egal, es schreckt mich nicht und euch auch nicht, ich sehe, ihr seid alle wieder im Besitz eures TI, wunderbar. Sagen wir doch gleich Freitag, je früher, desto besser, je früher wir fertig sind, umso eher gibt’s wieder was Ordentliches zu essen, und werden wir auch wieder einen guten Kriminalroman lesen können.
Unsere kleine Schrift wird also nicht gedruckt werden, besser so, sage ich, es lebe die Freiheit, plaudern wir eben im kleinen Kreis frei und in aller Freiheit wie auch guter Gesellschaft (dreimal »frei« und »Freiheit«, das ist ein bisschen heftig, aber lasst es so stehen, es ist Absicht, um dem Gedanken mehr Nachdruck zu verleihen). Mein kleiner Ratgeber Vom Sinn des Lebens sollte damals übrigens auch nicht veröffentlicht werden, da war eine Weiche falsch gestellt worden. Er sollte unter der Hand erscheinen und weitergereicht werden wieeinst die antinapoleonischen Flugblätter, nur um euch mal die Atmosphäre zu vergegenwärtigen. Ein wenig Respekt bitte, kein Geringerer als Victor Hugo hat diese Flugblätter in Umlauf gebracht, und zwar in Absprache mit meinem Urururgroßvater, der die Aktion als Verteiler auf der Höhe der Gemeinde Villiersd’Écaudart, Normandie, leitete. Napoleon der Dritte ist ein Idiot. Gib’s dem Nachbarn, der lacht sich tot. Nicht dass ihr denkt, ich erzähl euch irgendwelchen Blödsinn, mein Urahn Delphin war ein echter Revolutionär, ihr seht, so was hinterlässt Spuren in den besten Familien, überlegt euch gut, wie ihr eure Kinder erzieht. Ich persönlich säe in meinem Kind das Korn der Revolution zusammen mit dem der Reflexion, wobei ich sehr darauf achte, dass keines von beiden zehn Minuten früher als das andere seine erste Spitze zeigt. Beide Körner sprießen gemeinsam, Popo an Popo und zur selben Zeit. Ich komme nicht noch einmal auf die Entscheidung meiner Mutter in der Frage unserer Geburt zurück, ich habe schon einiges dazu gesagt, und so große Bedeutung hat es nun wieder auch nicht.
Da wir nun also unter uns sind und weder von den Medien behelligt werden noch von merkantilen Erwägungen belastet sind, wie sie zwangsläufig bei jeder Art Veröffentlichung anfallen, »ist uns wohl«. Wirsind ruhig, gelassen. Ich klaue mir diesen Ausdruck von meinem Bruder, der, sobald er mal einen Moment das Leben in aller Gelassenheit genießen kann, was selten vorkommt, und sich zum Beispiel ganz und gar untätig auf eine Bank setzt, augenblicklich das Bedürfnis verspürt, die Sache zu kommentieren: »Mir ist wohl.« Es lohnt sich, darüber nachzudenken.
Ich sagte euch ja, alles im Leben fügt sich. Uns ist wohl.
Kann sein, dass der Mann meines Lebens gar nicht auf dem Weg nach Feuerland ist, wieso kam ich bloß darauf? Vielleicht ist er schlicht in Polynesien. Und da soll ihn erst mal einer finden.
Aber auch das ist nicht weiter tragisch. Ein Kerl darf sich schließlich die Freiheit nehmen, wie ein Schmetterling von Blume zu Blume zu flattern, zum Nordpol, zum Südpol (an den? / über den?), oder Enten in den Schnee zu zeichnen, rennen wir uns nicht den Schädel am Fels der Freiheit anderer Leute ein, das wäre das Letzte. Ich habe schon genug Ärger mit denen, die über meiner Freiheit die Nerven verlieren.
Da wir nun also unter uns sind und endlich zwanglos und frei von den
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