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Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben

Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben

Titel: Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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schon mal. Macht euch keinen Kopf wegen dieses Fadens, grübelt nicht immer wieder über eure Ängste nach, das legt sich mächtig aufs Gemüt. Sagt etwas anderes.
    Ich will lieber nichts gehört haben. Also werde ich etwas sagen.
    Ich habe vergessen, euch auf eine Sache hinzuweisen (zweimal »Sache« in neun Zeilen, das ist eindeutigzu viel. Ich schlage vor, dass wir die Wörterbücher wieder an Bord nehmen, letztendlich mag ich ohne sie doch nicht recht auskommen). Ich fahre fort, lenkt mich nicht ständig ab, wir riskieren, an Geschwindigkeit zu verlieren. Also, ich habe vergessen, euch auf eine Sache hinzuweisen: Dieses kleine Opus, über dem wir Blut und Wasser schwitzen, angespornt von einem ehrgeizigen Thema, das uns unglücklicherweise mit voller Wucht traf, dieses kleine Opus wird nicht veröffentlicht werden.
    Nein.
    Das ist ein harter Schlag, lasst aber nicht gleich los, ihr würdet euch in den Tod stürzen, wir überfliegen gerade ein Gebiet mit besonders heiklen, wenn auch unterschwelligen Begriffen. Spürt ihr die leichte Bitternis, von der ich vorhin sprach? Genau das sind sie. Und das macht durstig, klar. Doch ich hoffe, ihr habt eure Vorkehrungen getroffen, bevor ihr mir gefolgt seid, denn wegen solcher Lappalien können wir auf keinen Fall mehr anhalten. Samstag werden wir was trinken. Vielleicht schon Freitag, wenn wir Glück haben, wir werden mal Gas geben, haltet euch gerade da oben auf der Brücke, steht mit gespreizten Beinen, verlagert euren Schwerpunkt nach unten, fallt bloß nicht um. Esst ein Stück Zucker, das hilft gegen die Bitternis.
    Es wird nicht veröffentlicht werden, so ist es, c’est la vie . Was umso bedauerlicher ist, als es in dem Werk um das Angstgefühl des Knäuels geht, immerhin kein belangloses Thema. Dennoch sage ich: Na und, das ist eine Chance, die man nicht alle Tage hat. Denn durch diesen Umstand sind wir nun ganz unter uns und können vertraulich miteinander plaudern, ohne irgendwelche öffentliche Verantwortung. Wenn nämlich ein Buch gedruckt wird, seid ihr sofort eingeengt durch die Öffentlichkeit, die euch argwöhnisch belauert, dann könnt ihr nicht mehr ungeniert über die heißen Krieger herziehen, denkt nur an den Ärger, den ihr mit dem Auswärtigem Amt kriegen könnt, das kann weit führen, sehr weit, lasst euch bloß nicht ohne meinen Rat auf so etwas ein. Nun aber sind wir ein kleines Gremium und können frei und ohne irgendeine Zensur unsere Standpunkte austauschen, das ist schon eine seltene Chance. Und wenn ich »unsere« Standpunkte sage, dann meine ich vor allem die meinigen, versetzt euch mal einen Augenblick an meine Stelle, denn wenn ihr mir ständig ins Wort fallt, werden wir unser Ding nie bis zum samstäglichen Sonnenaufgang unter Dach und Fach haben. Den Langschläfern, die nie mit eigenen Augen gesehen haben, wie die Sonne an einem klaren Morgen aufgeht,sei gesagt, dass der Himmel bei Sonnenaufgang genauso rot ist wie bei ihrem Untergang. Aber sicher, denn die Brechung des Lichts durch die Erdatmosphäre ist bei ihrem Eintritt auf der einen Seite die gleiche wie bei ihrem Austritt auf der anderen. Könnt ihr mir folgen?
    Könnt ihr mir folgen?
    Rot beim Untergang, rot beim Aufgang.
    Begreift ihr allmählich den Sinn, der darin steckt?
    Gut, fahren wir fort. Verzeiht diesen Abstecher, aber wir können nicht in angenehmer Gesellschaft miteinander plaudern, wenn die Voraussetzungen nicht gegeben sind, das müsst ihr verstehen. Es sind ein paar unter euch, die in der Schule nie zugehört haben. Und dann wundern sie sich. Wir machen schlapp bei dem Wind, das ist schon verständlich, ich habe seit nunmehr sechsundzwanzig Stunden kein Auge zugetan. Wir werden mal wieder Kohle in den Kessel schippen, legt ordentlich nach und dann alle Kraft voraus. Dass der alte Pott kurz vorm Explodieren ist, interessiert mich nicht, ich verlange von ihm nicht, zu explodieren, sondern sich zu bewegen. Seit wann, Kumpel, kommt ihr uns mit euren Kesselsorgen, wenn es um das Schicksal der Menschheitgeht wie um die hellsichtige Glückseligkeit meiner Gefährten in diesem Abenteuer? Habt ihr den Verstand verloren? Packt euren technischen Kram ein, ein bisschen Zartgefühl, bitte. Wir sind nicht mit Eisenbahnschienen unterwegs nach Liverpool. Wir nehmen Kurs auf die Sonne von Austerlitz, auf eine totale Befreiung der Menschheit, auf ein einvernehmlich geteiltes Glück ohne allen Betrug, ich hoffe, ihr begreift den Unterschied.
    Ach so. Das ist natürlich was anderes.

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