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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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trat nahe vor Casper hin, hielt ihre Wange so nahe an seine Stirn, dass sie sie beinahe berührte, und atmete tief ein. Als sie wieder ausatmete, knurrte sie dabei.
    »Du willst eine Abscheulichkeit zu dem heiligsten und geheimsten Ritual deines Volkes mitnehmen? Ich habe dich doch besser erzogen, Ahnastasia!« Sie setzte sich wieder, zitternd vor Wut. »Wie kannst du es wagen, königliches Blud in seine Adern gelangen zu lassen, diesen … diesen … was auch immer er ist!« Diesmal spuckte sie tatsächlich aus, ein roter Spritzer auf dem cremefarbigen Teppich, der sich fast perfekt mit den eingewobenen Rosen vermischte.
    »Gib nicht ihr die Schuld. Sie hat das nicht getan. Ich selbst habe mir das angetan, aus Unwissenheit, und glaube mir, wenn ich sage, dass ich es mit jedem Tag mehr bereue«, sagte er ruhig.
    »Wenigstens hast du noch genug Vernunft, um dich zu schämen«, entgegnete sie barsch. »Aber lüge mich nicht an. Ich kenne den Geruch ihrer Erblinie, und sie singt zu mir von deiner Haut.«
    »Was würde denn geschehen, wenn ich zum Ball ginge?«, fragte er. »Würde man es bemerken?«
    »Ohne die Einschränkungen von Pinkiekleidung würden jüngere Nasen und schärfere Zähne es bemerken, mein Junge, und du würdest schnell zum Sündenbock für jedermanns Zorn werden. An vier Stellen gepfählt und vollkommen verspeist von der Gesellschaft der Tänzer. Es wäre ein langer und langsamer Tod, und es wäre kein Tod, der meiner armen Kleinen helfen würde, ihren Thron zurückzugewinnen.«
    Das darauffolgende Schweigen war unschön, und beide sahen mich an. Und ausnahmsweise fühlte ich mich nicht kühn. Ich nippte am unappetitlichen Bodensatz in meiner Tasse und bemühte mich um ein ausdrucksloses Gesicht.
    »Was machen wir dann?«, fragte Casper schließlich.
    »Sie kann nicht allein gehen. Wir müssen einen anderen Patrioten finden, der sie begleitet. Einer meiner Söhne könnte einen Freund haben, dem man trauen kann.« Casper reagierte gereizt, seine Haltung wurde drohend.
    »Oder?«, fragte er.
    »Oder du steigst auf zu einem größeren Leben, mein Junge. Du bist ohnehin schon auf halbem Wege dorthin. Man möchte meinen, es sei eine Erleichterung, nach dem Bludwahn.«
    Casper erstarrte vor Wut. »Also setze ich sie entweder mit einem anderen Mann der Gefahr aus, oder ich gebe meine Menschlichkeit vollständig auf?«
    »Genau das, ja«, antwortete Verusha und lehnte sich zurück in ihre Kissen, um nachdenklich an ihrem Blut zu nippen. »Ist doch nicht so schlimm, eh?«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, was noch schlimmer sein könnte«, knurrte er.
    »Langsam, kleiner Imbiss. Der Ball des Zuckerschnees ist in zwei Tagen. Es ist also noch genug Zeit, um sich zu entscheiden.«
    »Zwei Tage«, murmelte er vor sich hin.
    Ich rutschte in den Kissen herum, als mein Kleid sich plötzlich viel zu eng anfühlte, und sein Kopf wandte sich ruckartig mir zu.
    »Hast du es gewusst?«, fragte er einfach nur. »Ahna, hast du das die ganze Zeit schon gewusst?«
    »Ich …«
    »Ja?«
    »Ich habe es vermutet.«
    »Und du hast nie etwas davon gesagt?«
    »Ich sah keinen Sinn darin, dich übermäßig zu beunruhigen. Das Ende ist so oder so dasselbe. Die Zukunft ist nicht unsicherer als die Gegenwart.«
    Er barg das Gesicht in den Händen und lachte auf, während er gleichzeitig den Tränen nahe war. »Mein Gott, Mädchen. Wie machst du das nur immer?«
    »Wie mache ich was?«
    »Mir alles zu nehmen und im gleichen Atemzug wiederzugeben?«
    »Ich weiß nicht, wie man bereut, Casper. Für eine Prinzessin bin ich kein bisschen zahm.« Nichts, was ich sagte oder tat, konnte das ändern.
    Er war kurz davor zu lachen, kurz davor zu weinen, als stünde er am Rande eines Abgrunds und versuche sich zu entscheiden, ob er springen solle oder nicht. Was, wie ich vermutete, genau das war, was in seinem Herzen gerade vorging.
    »Du meinst, du bist unübersetzbar.«
    »Das ist sie, Junge, das ist sie«, sagte Verusha, holte die kleinen türkischen Zigaretten heraus, die sie so mochte, und zündete sich mit einem Uhrwerkfeuerzeug eine an. Das Schweigen zog sich hin, nur gelegentlich unterbrochen von Caspers irrem Kichern und Verushas gepafften Rauchringen.
    »Was willst du also tun?«, fragte ich.
    »Meinen barbarischen Raubvogelschrei rufen, nehme ich an«, antwortete er. Dann sprang er plötzlich ungestüm auf und brüllte: »Gottverdammt!«, bevor er zur Tür hinausstürmte und sie hinter sich zuschlug.
    »Ist er immer so wahnsinnig?«,

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