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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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Kompliment.«
    Daraufhin küsste er mich sanft und unerwartet.
    »Und sollte ich ein großer Dichter werden, habe ich wenigstens ein großartiges Publikum.«
***
    Als wir wieder hereinkamen, scheuchte Verusha ihn in den Salon, um dort den Schmutz unserer langen Reise abzuwaschen. Einen Augenblick lang war ich gereizt, als ich sah, wie zwei hübsche Mädchen ihn mit sich nahmen, ihn dabei hätschelten und ihm Kekse anboten. Doch dann erinnerte ich mich schnell wieder daran, dass er für sie kein Mann war, und schon gar kein Gleichgestellter. Für sie war er ein Schoßhündchen, eine geistlose Kreatur, die man hätschelte, herausputzte und zur Schau stellte. Mich beschlich der Verdacht, dass ich nach seiner Verwandlung sehr viel besitzergreifender sein würde, was ihn anging.
    »Zeig mir, was du hast, Lieblienk«, sagte Verusha und winkte mich zu einem offenen Fenster hinüber, wo die Sonne durch dünne Vorhänge hereinschien.
    Ich hatte bereits einen Stein herausgebrochen, den Aquamarin, der wie eine Träne geformt war und nun schwer und warm wie ein schlagendes Herz in meiner Hand lag. Als ich ihn ins Sonnenlicht hielt, glitzerte er, als würden Schneeflocken darin tanzen. Ich ließ ihn in Verushas Klauenhand fallen, und er klimperte, als sie ihn prüfend musterte.
    »Werden wir dafür alles bekommen, was wir brauchen?«, fragte ich.
    »Vielleicht ja. Vielleicht nein.« Sie stupste den Stein mit einer gestutzten weißen Klaue an. »Schwer zu sagen, heutzutage.«
    »Ich will das Beste. Ich will wunderschön sein, wenn ich Ravenna töte. Und Casper muss zu mir passen.«
    »Das weiß ich.« Sie sah mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an, aber ich blinzelte weder, noch entschuldigte ich mich. Der Trick bei Verusha war, Respekt, aber weder Gehorsam noch Zweifel zu zeigen. »Und dann gibt es da noch einen Zauber, den du sicher willst. Er macht die Verwandlung einfacher. Für euch beide. Aber er ist sehr, sehr teuer, und nur schwer zu bekommen.«
    Ohne weiter darüber nachzudenken, brach ich einen weiteren Stein aus der Halskette, einen Diamanten. Er lag kalt in meiner Hand, so scharf und hart wie das Eis, dem er ähnlich sah.
    »Dann das auch.«
    Sie schloss die Hand um die Steine, und weg waren sie. Die alte Frau nickte einmal knapp und holte eine gefaltete Notiz aus ihrem Schultertuch. Das Papier war dick und cremefarben und versiegelt mit Verushas Wappen, dem Bastardsiegel des Hauses von Moskovia.
    »Lies das. Bereite dich vor, so gut du kannst. Es ist eine hässliche Angelegenheit, natürlich, aber verwandelt ist er wertvoller als tot oder wahnsinnig, richtig?«
    Mit sorgfältig ausdrucksloser Miene bestätigte ich: »Ja. Aber wo sollte es geschehen?«
    Daraufhin schürzte sie die leuchtend rot bemalten Lippen. »Irgendwo, wo es laut ist«, meinte sie schließlich. »Nicht hier.«
    Nach einem vielsagenden Blick auf das malträtierte Collier in meiner Hand drehte sie sich um und hinkte zurück in die Stube und der sonnigen Aussicht auf Rückkehr zur Tagesordnung entgegen. Einen kurzen Moment lang dachte ich an Keen und fragte mich, ob sie ihre Wäsche ohne demütigende Fesselung überstanden hatte, und, falls ja, wie es ihr wohl im Wartezimmer gefiel, wo die vornehmen Diener der hiesigen Bludfamilien den Nachmittag damit verbrachten, zufrieden auf Bänken zu sitzen, Süßigkeiten zu essen und darauf zu warten, dass man sie wieder abholte. Die kleine Kreatur war wahrscheinlich gerade dabei, einen Aufstand anzuzetteln.
    Ich machte es mir in dem großen Sessel gemütlich. Füße hochgelegt und den Bauch voll mit Blut, das nach zu Hause schmeckte, war ich auf schlechte Nachrichten so gut vorbereitet, wie es nur möglich war. Ich erbrach Verushas Wachssiegel, faltete die Notiz auf und begann zu lesen. Nach etwa der Hälfte warf ich einen harten Blick auf die Überreste meines Colliers und brach drei weitere kleine Diamanten heraus. Wir würden sie brauchen, um den bedauernswerten Kneipenwirt zu bezahlen, der am Ende die Blutflecken wegschrubben und den Verlust seiner Kundschaft wegen des furchtbaren Geschreis verkraften musste.

28.
    I ch entschied mich für das Mährische Viertel. Es war nicht nur weit weg von Verushas Geschäft und dem alten Palast meiner Familie; die Mährer waren überdies bekannt dafür, dass sie laut, unordentlich und geheimnisvoll waren. Ihre wilden Feste zur Feier des kommenden Schnees begannen früh und endeten spät. Auch ihre traditionelle Tracht war ein nützlicher Umstand. Niemand würdigte

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