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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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nie gemocht; wahrscheinlich hatte sie einen Freudentanz aufgeführt, als sie von meinem Verschwinden und meinem angeblichen Ableben gehört hatte. Mit zusammengekniffenen Augen musterte sie Casper von oben bis unten und stellte dabei eine Haltung der Überlegenheit zur Schau, die sie direkt von meiner Mutter abgekupfert hatte. Ich konnte nicht hören, was zwischen ihnen gesprochen wurde, und hielt den Atem an. Es war das Recht der königlichen Hauswirtschafterin, einheimische Diener per Ersuchen für sich zu beanspruchen, und ich konnte nur hoffen, dass sie ihn für gut genug befand, um ihm Informationen zu geben, und für schäbig genug, um ihn danach wieder wegzuschicken. Schließlich verbeugte er sich, und die Tür schlug nur Zentimeter vor seinem Hut zu.
    »Und?«, fragte ich, und er grinste.
    »Sie wohnt bei einer Schwiegertochter auf der Belila Avenue und führt dort einen Pinkiesalon. Will ich überhaupt wissen, was das ist?«
    »Das wirst du bald genug sehen. Kommt mit.«
    Nur Augenblicke später standen wir vor einem prachtvollen Schaufenster, dekoriert mit Bändern und riesigen Rädern aus Seife. Der Duft nach Lavendel, Klementinen und Nelken drang bis auf die Straße, das vertraute Werk des ehemaligen Kindermädchens der Zarina. Als wir eintraten, bimmelte eine Glocke über der Tür, und ein junges Mädchen in einem schicken Kleid tänzelte auf mich zu.
    »Willkommen, gnädige Dame. Haben Sie einen Termin?« Sie musterte Keen mit professioneller Geringschätzung und rechnete wohl schon im Geiste aus, was nötig sein würde, um das Kind vorzeigbar zu machen.
    »Ich habe einen Dauertermin bei Verusha. Bitte sagen Sie ihr, das Junge ist zurück.«
    Daraufhin zog sie irritiert die Nase kraus, aber sie wusste es besser, als einer Kundin zu widersprechen – eine weise Praktik in einer Stadt, die so groß und dabei so klein wie Moskovia war. Sie knickste und verschwand dann eilig hinter einem dünnen Vorhang im Hinterzimmer, und ich musste lächeln, als ich sah, dass ihr Haar zu den modischen Zöpfen geflochten war, an die ich mich aus meiner eigenen Kindheit mit Verushas geduldigen, aber unerbittlichen Klauen erinnerte.
    »Was soll das? Wer wagt es, in meinen Salon zu kommen und zu behaupten –!«
    Sie schob den Vorhang zur Seite und hielt abrupt in ihrer Tirade inne. Ich schob meinen Schleier zurück. Sie musterte mich von oben bis unten und breitete dann ihre von Seifenschaum tropfenden Arme aus, während Bludtränen in ihren Augen schimmerten.
    »Mein kleines Hermelinjunges, bist du wirklich zurück?«
    Ich warf mich in ihre Arme. Sie war immer kleiner als ich gewesen und doppelt so breit, und es fühlte sich an, als würde ich einen Felsbrocken umarmen.
    Sie löste sich wieder von mir und fuhr mit einer ihrer Klauen durch meine Locken. »Oh je, Lieblienk! Dein Haar. Was hast du gemacht?«
    »Ich denke, du erkennst eine Verkleidung, wenn du sie siehst. Ich brauche deine Hilfe.«
    Sie wich zurück, um mich genauer zu betrachten, und murmelte. »Oh ja, das sehe ich. Viel Hilfe. Aber komm mit nach hinten in die Stube auf ein Schlückchen, und wir werden über alles reden. Und diese beiden, brauchen sie ein Bad?« Sie starrte Casper und Keen skeptisch an und schnalzte mit der Zunge. Keen stemmte eine Hand in die Hüfte, als wolle sie die alte Bludfrau herausfordern, noch etwas zu sagen, und Verusha ließ ein bellendes Lachen hören. »Die braucht etwas gegen Flöhe, denke ich; ein wenig zu lange vernachlässigt, eh?«
    Und wir lachten gemeinsam, das wilde Lachen von Bludleuten, und die Welt begann sich langsam wieder so zu drehen, wie sie sollte. Ich war zu Hause, unter Leuten, die mich verstanden, und jetzt hatte ich eine Freundin.
***
    Natürlich redeten wir nicht sofort über wichtige Dinge. Das wäre schrecklich unhöflich gewesen. Ich übergab die heftig protestierende Keen an Verushas Schwiegertochter, um ihr eine gute Wäsche zu verpassen, doch Casper behielt ich bei mir. Meine Ausrede dafür war, dass er tatsächlich in der Lage war, sich selbst sauber und relativ gepflegt zu halten, doch in Wirklichkeit wollte ich ihn in meiner Nähe haben. Und ich hoffte, Verusha würde ihm die Neuigkeiten beibringen, die ich selbst die ganze Zeit gescheut hatte.
    Verusha drückte Casper ein Stück Brot in die Hand und tätschelte ihm den Hut. Natürlich konnte er das Brot nicht essen, aber er dankte ihr brav. Ich konnte nur mutmaßen, wie Keen wohl auf die Behandlung, die Frostlands Bludvolk einem schmutzigen und

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