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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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absolut nichts daran ändern konnten.
    »Undankbare Kreaturen«, brummte Verusha, während sie über seinen Rock wischte, auf eine Art, die offensichtlich nur darauf abzielte, Hand an ihn zu legen. »Nicht ein einziges Dankeschön. Nicht ein Wort darüber, wie reizend irgendwer aussieht. Was wird nur aus der Welt?«
    »Danke sehr, Madam«, sagte Casper, warf die Frackschöße zurück und vollführte eine eindrucksvolle Verbeugung. Sein Haar glitt um seine Maske nach vorn, und Verusha kicherte wie ein junges Mädchen, als er ihre Hand küsste.
    »Und was ist mit dir, kleines Hermelinjunges?«
    »Eine Königin bedankt sich nicht bei ihren Dienern«, antwortete ich frostig.
    Daraufhin tupfte sie sich mit einem Taschentuch über die Augen. »Ich war nie stolzer, meine Ahnastasia. Du bist alles, was ich je erhofft hatte. Der Tag, an dem du mir dankst, ist der Tag, an dem ich aufhöre, dir zu dienen.«
    »Sie ist die seltsamste alte Frau, der ich je begegnet bin«, sagte Casper, und sie versetzte ihm gespielt verärgert einen Klaps.
    »Eine Königin bedankt sich nicht bei ihren Dienern, Junge. Du musst noch viel lernen über eine Welt, die mit Blut funktioniert. Du musst ihn lehren, Lieblienk. In der Kutsche. Er kann nicht auf den Ball gehen und dort zu allen Dienern danke sagen, sonst werden alle wissen, was er ist.«
    »Und was genau bin ich? Eine Abscheulichkeit?«
    Sie sah ihn schelmisch mit schmalen Augen an. »Eine Geheimwaffe. Deine Sinne werden gerade jetzt ein wenig schärfer sein, deine Sicht ein wenig klarer. Es ist so, als wüsste die Natur, dass du Vorteile brauchst, während du dich anpasst. Du wirst meiner Ahnastasia helfen, zu erobern, was ihr gehört.«
    »Für eine stümperhafte alte Närrin hast du dich nicht schlecht angestellt«, sagte ich, und Verusha strahlte vor Freude.
    »Die Kutsche wartet, und die Zeit ist knapp. Den Rest weißt du. Nun geh, meine Liebe. Rette uns alle.«
    »Und habt Spaß?«, fügte Casper hinzu.
    »Der Spaß kommt später, sobald der Schnee auf Ravennas Leichnam fällt«, sagte Verusha mit missbilligendem Knurren.
    »Der Spaß beginnt, sobald ich Zarina bin.«
    Ich legte vorsichtig eine Hand auf Caspers Arm, und Verusha folgte uns zur Vordertür ihres Ladens. Zwei weiße Bludstuten tänzelten auf der Stelle; roter Schaum tropfte von ihren Mäulern, wo die harten Gebisse in ihre Lippen schnitten und ihnen ein bösartiges Lächeln verliehen. Ein Lakai öffnete die Kutschentür, und Casper half mir hinein.
    Ich ließ die Vorhänge herab und nahm meine Maske ab, dankbar, endlich Luft an meinem Gesicht zu spüren. Verusha hatte eine gute Hand mit der Kutsche bewiesen. Sie war weder so groß oder klein, dass sie Aufmerksamkeit erregt hätte, noch war es die allerneueste oder allerälteste. Erst kürzlich war sie außen bemalt worden, hatte eine strahlend blaue Einrichtung, und Vergoldung, wo Vergoldung sein sollte. Und der bequeme und geräumige Innenraum hätte leicht vier Personen fassen können. Ich versuchte, mit dem Kleid eine bequeme Sitzposition zu finden, doch das schien eine unmögliche Aufgabe. Ganz gleich, wie ich mein Gewicht verlagerte, die winzigen Perlen gruben sich in mein Fleisch. Jetzt erinnerte ich mich wieder daran, dass ich für das Gemälde im Museum auf dem weichsten aller Daunenkissen gesessen hatte. Die Kleider, die man auf dem Ball des Zuckerschnees trug, waren zum Tanzen gemacht, nicht zum Sitzen.
    Auf einem identischen Polster mir gegenüber mühte Casper sich in ähnlich unbequemer Sitzhaltung ab. Während meines Lebens im Palast hatte ich nie einen Gedanken an das Ungemach der Barone aus der Stadt verschwendet, die in vorgeblich großem Komfort zum Ball fuhren. Vom Palast war es nur ein kurzer Fußweg über das Feld, in den Wald und auf die uralte Lichtung, wo der Schnee fiel, aber nicht liegen blieb. Meinen ersten Ball hatte ich im Alter von sechzehn Jahren besucht, und niemals hatte ich mich dabei in einem meiner speziell dafür gefertigten Kleider hingesetzt, noch jemals gespürt, wie sich die Absätze meiner Tanzschuhe im Teppich einer Kutsche verhakten.
    Dann erinnerte ich mich wieder an meine Pflichten, und im plötzlichen Bewusstsein, dass die Zeit drängte, klopfte ich an die gepolsterte Decke. Draußen klatschten Lederzügel auf gestriegelte Flanken, und die Bludstuten schrien auf und liefen ruckartig los. Casper rutschte von seinem Sitz und konnte gerade noch verhindern, dass er auf mir landete.
    »Damit hatte ich nicht gerechnet.« Er ließ

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