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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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dich nicht darauf ein. Ich brauche dich in meinem Rücken. Stark, schweigend, konzentriert. Das musst du sein, bis es vollbracht ist. Danach fühle dich so frei von allen Beschränkungen und künstlichen Grenzen, wie du willst.«
    »Ich will dir auf jedem Schritt mit Papier und Stift folgen und einfach jedes Wort, das du sagst, aufschreiben.«
    »Sch. Hör auf, mich anzustarren, als sei ich etwas zu essen. Das hier ist wichtig.«
    »Das ist Poesie auch.«
    Ich verdrehte die Augen und fuhr fort: »Nimm deine Maske nicht ab, auch wenn jemand es von dir verlangt. Und das Wichtigste von allem – wenn der Tanz des Zuckerschnees erst angefangen hat, hör unter keinen Umständen auf zu tanzen.«
    »Das ist wichtiger, als Ravenna zu töten? Ein Tanz?«
    Ich kniff konzentriert die Finger über der Nase zusammen. »Es ist mehr als ein normaler Ball. Es ist ein heiliger Ritus der Göttin Aztarte, ein Ritual, welches das Wohlergehen der Bludmonarchie in Frostland gewährleistet. Die Qualität des Musikspiels und die Anmut der Tänzer werden den Verlauf des nächsten Jahres bestimmen. Sollten die Musiker mit ihren Fingern durcheinanderkommen oder die Tänzer stolpern, könnte es sein, dass der Schnee nicht fällt. Das geringste Übel wäre noch, dass sich die Kunde verbreiten würde, dass etwas fehlgeschlagen sei, und das Volk der Stadt würde beginnen, nach Fehlern in seiner Welt zu suchen. Verusha hat uns erzählt, dass der Schnee letztes Jahr nur dürftig gefallen ist, und das bedeutet, dass das Volk bereits argwöhnt, dass im Palast etwas nicht in Ordnung ist. Irgendwann um 1700 prallten zwei Paare zusammen und stießen eine Bowleschüssel mit Bludwein um. In jenem Sommer gab es eine Dürre, die Feldfrüchte verdorrten, die Pinkies starben, und Blut wurde knapp. Das Volk von Moskovia tobte vor dem Sommerpalast, zerrte die Zarina nach draußen und weidete sie auf dem Platz aus, um die Göttin zu besänftigen. Dieser Tanz ist eine überaus wichtige Sache.«
    Casper richtete sich auf, und seine Munterkeit verschwand – den Himmeln sei Dank. »Das hast du aber nicht erwähnt, als du mir die Stelle als Hofkomponist angeboten hast«, sagte er.
    »Was, dass du im Brunnen ertränkt wirst, wenn du einmal im Jahr nicht perfekt spielst? Ups.«
    »Ups?«
    Ich seufzte und rutschte unbehaglich in meinem Kleid herum. »Um ehrlich zu sein, habe ich nicht geglaubt, dass wir überhaupt so weit kommen. Es war die Art Traum, der voll Optimismus beginnt, weit weg und wunderschön. Außerdem dachte ich, ich würde irgendwann die Geduld verlieren und dich im Schlaf ermorden.«
    Er strich sich das Haar aus dem Gesicht, und als sein Blick meinem begegnete, machte etwas in meiner Mitte einen freudigen Satz. »Ist ja liebenswert, wie oft du drohst, mich umzubringen. Für dich ist das so was wie Flirten, oder, Liebes?«
    Ich beugte mich vor, zuckte nur ein wenig und senkte die Wimpern.
    »Ich bedrohe jeden. Aber beißen tue ich nur die hübschen Kerle.«
    Und ganz plötzlich wurde die Luft in der Kutsche knapp, und noch bevor er sich überhaupt bewegte, wusste ich schon, dass er mich auf die wundervollste Art und Weise angreifen würde. Ich zuckte zurück außerhalb seiner Reichweite.
    »Du kannst mich jetzt nicht küssen. Du darfst mich nicht anfassen. Ich muss perfekt aussehen.«
    Er fauchte zum ersten Mal, langgezogen und tief, und rutschte auf seinem Sitz nach vorne. »Nur vom Hals aufwärts«, sagte er dann.
    »Aber mein Kleid –«
    »Ist nicht nötig für das, was ich vorhabe.«

35.
    C asper –«
    »Dreh dich um.«
    Etwas in mir erbebte, als ich ihn das sagen hörte, als er die Kontrolle übernahm und seine Kraft zeigte. Er strahlte Hitze aus, und der Himmel wusste, was sonst noch alles, und die Bestie in mir wollte sich nackt zu seinen Füßen auf den Rücken rollen, die Hände über den Kopf ausstrecken und um seinen Mund betteln. Ich wollte offen und anschmiegsam für ihn sein, wollte, dass er mich mit der Raserei eines Sturms eroberte.
    Und ich erkannte, dass er recht hatte. Niemand würde all die Haut sehen, die unter meinem schweren Kleid verborgen wartete. Wir hatten mindestens zwei Stunden für uns allein. Noch bevor es mir bewusst war, drehte ich ihm schon den Rücken zu, und meine Finger gruben sich in den oberen Rand der Sitzbank, als er sorgfältig, aber rasch die Knopfreihe an meinem Rücken öffnete.
    Ich sah über die Schulter nach hinten und begegnete dem hungrigen Feuer in seinen Augen. Er sah auf meinen Mund hinab; seine

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