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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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dicht wie der Londoner Nebel. Ich räusperte mich. »Das ist ja alles sehr aufregend, aber ich möchte wirklich nur wissen, was dieser Ring hier kosten soll, ausgehend davon, dass der Stein wirklich nur Strass ist, wie es scheint.« Ich hob meine Hände in einer, wie ich hoffte, unschuldigen Geste. Es gelang mir sogar, meine Finger nicht zu Klauen zu krümmen.
    Der Präparator drehte sich zu mir um, eine Doppelreihe an Zähnen zu so etwas wie einem Lächeln entblößt. »Nun gut. Verhandeln wir.«
    »Nicht schon wieder«, murmelte ich vor mich hin, aber er ignorierte es.
    »Sie nennen mir Ihren wahren Namen, und ich gebe Ihnen den Ring.«
    »Meinen wahren Namen? Das ist alles?«, lachte ich. »Aber Sir, der kann doch für Sie nicht viel Wert haben.«
    »Sie kommen mir bekannt vor.« Ich konnte förmlich spüren, wie sein Blick über mein Gesicht glitt, zudringlich wie kleine krabbelnde Insektenfüße. »Und Gewissheit ist manchmal mehr wert als Silber.«
    »Dann gilt der Handel. Dieser Ring für meinen wahren Namen.«
    Wir schüttelten uns die Hände. Doch als ich meine Hand wieder zurückziehen wollte, hielt er sie fest zwischen seinen eigenen. Sein Schwanz bewegte sich wellenartig nach oben, und die stachelbewehrte Spitze hielt über meinem Herzen inne, an einer Stelle, wo das Lederkorsett mir keinen Schutz bot.
    »Sehen Sie mir in die Augen. Wenn Sie lügen, werde ich es wissen. Und falls Sie lügen, schlage ich zu.«
    »Ich versichere Ihnen, ich habe nicht die Absicht, zu lügen.« Ich bewegte mich etwas, und sein Schwanz folgte mir wie eine Kobra. »Aber was würde geschehen, wenn Sie mich damit treffen?«
    »Das Gift ist heimtückisch. Sie wären betäubt, aber am Leben; sie könnten sehen, fühlen und denken, aber Sie wären gefangen in einem nutzlosen Körper. Sie wären mein, und ich könnte tun, was immer mir beliebt. Sie könnten in Stücke gehackt werden, in einem Einmachglas landen, oder ich könnte Sie an die Wand nageln. Alles, was meine Vorstellungskraft – und die meiner Kunden – hergibt. Doch da Sie sich über diese Kleinigkeit nicht vor Abschluss unseres Handels erkundigt haben, ist es nun zu spät, um einen Rückzieher zu machen.«
    »Sie sind sehr gerissen, Mr Sweeting.«
    »Ich gehöre zu den finstersten Daimonen, Miss, und ich tue, was ich tun muss, um mich zu nähren. Und nun sehen Sie mir in die Augen und sagen Sie mir ihren wahren Namen.«
    Keen holte hörbar Luft, und ich warf ihr ein kurzes, beruhigendes Lächeln zu. Dann sah ich Mr Sweeting in die säuregelben Augen und sagte: »Mein Name ist Anne Carol.«
    Sein Schweif zitterte, und der scharfe Stachel schwebte über meinem stockenden Herzen. Ich war fast sicher, dass es funktionieren würde. Seine Augen wurden schmal, und seine Hände ließen meine los und quetschten meine Schultern.
    »Sie lügen nicht«, sagte er, und seine Stimme klang tödlich. »Sie verbergen etwas vor mir, aber bei den Göttern der Hölle, Sie lügen nicht.«
    Er bebte vor Wut, und ich konnte ihn mit den Zähnen knirschen hören. Seine Finger drückten sich in meine Haut, und ich kämpfte gegen den Drang an, zu fauchen und ihn in Fetzen reißen, Monster gegen Monster.
    »Wer auch immer Sie sind, seien Sie gewiss, dass ich dies nicht vergessen werde. Sie sollten beten, dass ich Sie niemals allein im Dunkeln finde. Und was dich angeht, Lorelei: Sollte ich dich je wiedersehen, nagle ich dein Ohr an meine Tür und lasse deinen Kopf auf meine Fußmatte austropfen.«
    »Vielen Dank, aber eigentlich habe ich ihren Kopf schon für einen Pfahl reserviert.« Ich schnappte mir den Ring aus seiner Hand und schob ihn über den Handschuh an meinem Daumen. Aus jahrelangen verbotenen und heimlichen Versuchen wusste ich, dass er viel zu groß für seinen rechtmäßigen Platz an meinem Ringfinger war. »Komm mit, Keen.« Und damit ging ich zur Tür hinaus.
    Sein Aufbrüllen ließ das Holz hinter mir erzittern, und endlich konnte ich wieder Luft holen. Vor dem Fenster blieb ich stehen, und egal, wie sehr Keen auch an meiner Hand zog, ich rührte mich nicht von der Stelle. Nicht, bis ich so weit war.
    »Do svidania« , grüßte ich den auf ewig lächelnden Mund meiner Schwester, umgeben von ihrem Hofstaat des Entsetzens. »Ich werde dich rächen, Schwester, das verspreche ich dir. Und danke, Olgha, für den Ring.«
    Als ich noch sehr jung war, hatte ich sie einmal gebeten, ihn tragen zu dürfen. »Du bist ein Bastard und ein Kuckuckskind, und du wirst ihn nur über meine Leiche

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