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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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unruhig, auf eine Art und Weise, die ich nicht einordnen konnte.
    »Außerdem«, fuhr er fort und grinste mir ins wütende Gesicht, »ist es nicht so, als hättest du irgendwelche Optionen.«
    »Du überstrapazierst meine Geduld.«
    Daraufhin kam er gefährlich nahe auf mich zu. »Du bist süß, wenn du wütend bist. Ich mag Mädchen mit Temperament.«
    Ich holte tief Luft, so weit das in dem Korsett möglich war. Er durfte nicht sehen, welche Wirkung er auf mich hatte. Ich musste den Blick senken. »Ich bin kein Mädchen, Casper.« Meine Stimme klang sanfter, als ich beabsichtigt hatte, sanfter, als er sie je gehört hatte. Ob ich ihm mit meiner Antwort nun ins Gedächtnis rief, dass ich eine voll entwickelte Frau war oder dass ich einer anderen Spezies angehörte, wusste ich selbst nicht so genau. Seine Nähe machte mich konfus, als sei ich halb ausgeblutet.
    »So ist das also«, sagte er leise zu sich selbst. Eine seiner Hände stahl sich nach oben, um mein Gesicht zu streicheln, und ich schlug sie weg, aber nur sachte.
    »Ich werde alles tun, was nötig ist, um zurück zu meinem Volk zu kommen, einschließlich mich mit dir abfinden.«
    Damit trat ich von ihm weg und atmete durch die Nase aus, um nicht noch mehr von seinem Duft zu inhalieren, der so entfernt verkehrt und doch so richtig war. Ich musste hinaus aus diesem übervollen Laden, wo jede Bewegung, die einer von uns machte, den anderen näher brachte. London war eindeutig keine sichere Stadt für mich, auch wenn mein Koffersarg nie die fachkundigen Hände des Präparators erreicht hatte.
    »Gut. Dann mach dich reisefertig. Unser Bus fährt in zwei Stunden am Südtor los.«
    Er öffnete den Kasten, den er hereingezogen hatte. Es war ein Damen-Reisekoffer. Ich hatte erwartet, darin Kleider, Stiefel und Schmuck zu sehen, aber stattdessen war der Koffer in zwei Bereiche unterteilt. Der eine enthielt Kleidungsstücke, Papiere und Bücher. Die andere Seite enthielt eine Kiste mit Blutphiolen, jede einzelne in ihre eigene kleine Nische eingebettet.
    »Dafür habe ich mein Cembalo verkauft«, sagte er. Aber ich konnte den Blick nicht von all dem Blut losreißen. Ich fühlte mich noch immer innerlich leer vor Hunger, und das Verlangen nach Blut war so allgegenwärtig und lästig wie ein Haar, das sich in meinem Korsett verfangen hatte. Ich leckte mir über die Lippen und griff nach einer Phiole.
    »Hey!«
    Er packte mich an den Schultern, und ich fauchte und versuchte, mich loszureißen, aber er ließ nicht los. Sein Blick verdüsterte sich, er fletschte wütend die Zähne, und seine Finger drückten sich in meine Schultern, die noch immer empfindlich von ihrer Bekanntschaft mit Mr Sweetings Klauen waren. Seine Körperhaltung, das Knurren seiner melodischen Stimme, all das drückte eine Wildheit aus, die mich dazu brachte, mehr als nur eine Mahlzeit in ihm zu sehen, mehr als nur einen Menschling. Seine Augen erinnerten mich an einen zugefrorenen See, an tiefe Finsternis, gefangen im Eis, und ihm so nahe zu sein, ließ mir den Atem stocken. Aber ich hatte auch gesehen, was mit vornehmen Bludfrauen passierte, die ihre Menschlinge für fleischliche Bedürfnisse nutzten und dann zu sehr an ihnen hingen. Demütigung und schwere Geldstrafen und, wenn sie nicht vorsichtig waren und bereuten, öffentliche Entstellung. Ich hielt den Blick gesenkt. Würde man mich als Königin akzeptieren, wenn ich ein derartiges Techtelmechtel einging?
    »Sieh mich an, Ahnastasia. Hier und jetzt bist du keine Prinzessin. Und ich bin kein Abschaum. Ich bin dein einziger Weg hier raus. Das Mindeste, was du tun kannst, ist, mir Anerkennung zu zollen, wenn ich dir erzähle, dass ich das letzte Stück meiner Seele verkauft habe für einen Kasten voll Blut. Für dich.«
    »Ich habe nicht um deine Seele gebeten«, fauchte ich. »Ich bin fast ausgetrocknet. Ich brauche mehr –«
    Doch da versiegelte er meinen Mund mit seinen Lippen.
    Ich keuchte in seinem Mund auf und schlug mit den Händen gegen seine Brust, aber ich war immer noch geschwächt, und er war viel stärker, als ich angenommen hatte. Sein Mund war heiß und schmeckte nach Wein, und seine Lippen lagen weich, aber angriffslustig auf meinen. Einen Augenblick lang hörte die Welt auf, sich zu drehen, und ich konnte nicht mehr atmen. Ich bemerkte, dass meine Hände aufgehört hatten, sich zu wehren, sondern sich stattdessen in sein Hemd krallten.
    Und dann schob er mich grob von sich weg.
    »Du bist nicht das einzige Wesen mit

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