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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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geben und ihm über Bord in die See tief unter uns folgen.
    Das brachte mich nun also in dieselbe Position wie jedes andere junge Mädchen: Ich war in seiner Gewalt. Ich musste einen Weg finden, ihm zu entfliehen, bevor er mich verletzte oder ich ihn umbrachte. Oder beides.
    Er trat einen Schritt auf mich zu, ein wissendes Lächeln auf den Lippen. Ich wich einen Schritt zurück, die Hände immer noch erhoben.
    »Bitte«, sagte ich wieder. »Mein Onkel wird bald zurück sein. Er ist der Maestro. Und er wird höchst aufgebracht sein, wenn meine Person in irgendeiner Weise verletzt wird.«
    »Er ist nicht dein Onkel, kleine Blume. Und wer auch immer er ist, wenn er dich auf die Maybuck gebracht hat, dann hatte er nicht viel für deine Ehre übrig.« Schnell wie ein Peitschenschlag schwang er herum, mein Gesicht in seinen Händen, und drängte mich gegen die Mauer. Also spielte ich Beute. Ich duckte mich.
    »Außerdem werde ich dich in gutem Zustand zurückgeben«, flüsterte er mir ins Ohr, und sein Atem roch schwer nach Blut und Wein. »Ich wärme dich schon mal vor für deinen künftigen Ehemann. Ich mache die Schwerarbeit. Du wirst mir dankbar dafür sein. Fürs Aufwärmen.«
    Ich schluckte und drehte mich weg, als er an meinem Hals knabberte, dort, wo ich den dicken Kragen meines Hemdes gelöst hatte. Eine seiner Hände fingerte an dem Stoff meines Rockes herum, so wie der Bursche in der Nacht zuvor. Kein Wunder, dass Frauen so viele Kleidungsschichten trugen. Ich schlug seine Hände weg, aber seine Finger drückten sich nur noch fester in meine Haut.
    Mein Atem wurde schneller, und mein Brustkorb drückte sich gegen das Korsett. Je mehr ich mich zur Wehr setzte, und je mehr er mit dem Stoff kämpfte, der meinen Geruch verbarg, umso mehr wurde mir klar, dass ich mich wirklich in Gefahr befand. Seine Bestie war stärker als meine, und ich fing an, ihn ernsthaft wegzuschubsen.
    »Ich mag es, wenn du dich ein wenig wehrst, Füchslein«, murmelte er heiser.
    Ich hatte nur wenige Möglichkeiten, also seufzte ich und riss mich von seiner Hand los. Und dann versetzte ich ihm einen Kopfstoß.
    Ich hörte das Knacken und sah Sterne, aber das brachte mir nur eine kurze Atempause.
    »Du miese kleine Schlampe.« Er befühlte die aufgeplatzte Haut an seiner Stirn und knurrte. Dann packte er meine beiden Handgelenke und presste sie schmerzhaft über meinem Kopf an die Wand. Dann drückte er seine blutige Stirn gegen meine Schulter, außer Reichweite für einen weiteren Kopfstoß. Er drängte mir seine Hüften hart entgegen und sagte: »Jetzt schuldest du mir dein Jungfernblut, kleine Blume, und das werde ich mir holen.«
    Er streckte die Zunge aus, um damit über mein Gesicht nach oben zu streichen, doch dann wich er überrascht zurück.
    »Du! Auf diesem Schiff! Wie kann –«
    Bevor er den Satz vollenden konnte, wurde er vollkommen starr und schauderte, und dann spie er Blut und Wein über meinen ganzen Rock. Er ließ meine Handgelenke los und fiel auf die Knie, und ich kreischte und wich zurück von ihm und versuchte, den weindurchtränkten Schmutz von dem einzigen Kleid zu schleudern, das ich besaß.
    Dann erklang ein lautes dumpfes Geräusch, als ein Stiefel auf sein Gesicht traf, und mein Angreifer fiel zu Boden. Als ich wieder aufsah, stand Casper wie ein rachsüchtiger Gott über dem reglosen Körper des Mannes. Sein Gesicht war weiß vor Zorn, und in seinen Augen stand Mordlust. Seine Hände waren angespannte weiße Fäuste an seinen Seiten, und er atmete schwer auf eine Weise, die all seine Adern in einer Melodie pochen ließ, die so lieblich war wie seine Musik. Keen stand direkt hinter ihm, und ihr listiger Blick und ihre wachsame Körperhaltung passten so gar nicht zu dem rüschenbesetzten, durchscheinenden Gewand.
    »Hat er dich verletzt?« Caspers Stimme klang sanft, ausdruckslos und tödlich.
    Ich rieb mir über die Stirn und antwortete mit einem schwachen Auflachen: »Nein, aber ich habe ihm die Stirn aufgeschlagen.«
    Er gab ein trockenes Schnauben von sich und drehte den Leichnam mit einem Fuß um. Als er die ungewöhnliche Kleidung des Mannes sah, sog er scharf die Luft durch die Zähne ein.
    »Weißt du, was das ist?«, fragte er.
    »Ein Bludmann. Niemand, der hierher gehört.«
    »Das ist ein Pirat. Ein Attentäter oder Kundschafter vielleicht. Aber du hast recht, er gehört nicht hierher. Und wir müssen ihn loswerden – und zwar schnell.«
    Casper sah sich links und rechts auf dem Flur um, bevor er den

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