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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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Bludbarons aufzupassen, und die werden dich direkt auffressen. Möchtest du nicht lieber die Mätresse eines Lords sein? Hübsches kleines Landhaus in Glasgow, wöchentliches Taschengeld, hübsche Kleider? Ich nehme dich auch nicht zu hart ran. Eh?«
    Ich hörte ein knackendes Geräusch und wandte den Blick zu Casper. Er streckte seine Finger und fletschte die Zähne. Bevor ich noch entscheiden konnte, wie ich mich aus der Affäre ziehen könnte, beugte Casper sich hinüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    »Vielleicht ein anderes Mal, Mädel.« Abrupt schob der Mann seinen Stuhl zurück und suchte sich einen Platz am anderen Ende des Tisches.
    »Was hast du ihm gesagt?«, fragte ich Casper im Flüsterton.
    »Geht dich –«
    »– verdammt noch mal nichts an«, beendete ich den Satz mit einem Seufzen.
    »Ganz genau«, gab er in würdevollem Tonfall zurück, als es am Tisch plötzlich still wurde.
    Miss May erschien in dramatischer Pose in der Tür. Nachdem sie sie zugeschlagen hatte, stolzierte sie in den Raum und an das Kopfende des Tisches. Sie war gekleidet wie eine Piratenlady, wobei die meisten Bestandteile ihres Kostüms, die den Körper bedecken sollten, fehlten. Sie schwang ein Bein auf ihren Stuhl, ließ den flatternden Petticoat von ihrem Knie herabfallen und bot damit einen Anblick, der mich mit einem Hüsteln den Blick abwenden ließ.
    »Willkommen, ihr alle, auf dem Luftschiff Maybuck , der Welt erstem und bestem schwebenden Freudenschiff. Alles auf diesem Schiff steht zum Verkauf, für einen angemessenen Preis. Ihr kennt die Regeln, denn sonst hättet ihr es nicht über die Anlegeplattform hinaus geschafft. Was man sich nimmt, wird bezahlt. Jeder achtet auf seine Umgangsformen. Und keine Kämpfe. Wer eine Regel bricht, findet sich im Schiffsgefängnis wieder oder wird über Bord geworfen. Bis dahin, genießt euren Aufenthalt. Wir sind hier, um für euer Vergnügen zu sorgen.«
    Ihr Grinsen machte deutlich, dass es dabei auch in ziemlichem Maße um ihr Vergnügen ging. Alles jubelte, und irgendwie schafften die Männer es, ihre Gliedmaßen lange genug vom Schoß der Damen zu nehmen, um einen Toast auf die Kapitänin des Schiffes anzubringen. Sie hob ihrerseits ihr Glas, und die kleinen Mädchen in ihren weißen Gewändern kamen im Gänsemarsch zur Tür herein, mit Platten voller Gerichte, die ich nicht identifizieren konnte. Für mich war das alles Fleisch oder Gelumpe, aber es gab jede Menge davon.
    Erst da fiel mir auf, dass das hübsche Mädchen, das ein ziemlich kleines Schwein trug, niemand anderes war als Keen. In einem durchscheinenden weißen Gewand, Haar und Gesicht gewaschen, sah sie wie ein Engel aus, mit riesigen braunen Augen, langen Wimpern und diesem schelmischen Grinsen, das in mir den Wunsch weckte, sie auszubluten und dann zu erwürgen, dafür, dass sie so töricht war.
    Casper erstarrte neben mir und packte sie am Handgelenk, als sie das Schweinchen mit einem schlichten Knicks absetzte.
    »Was treibst du da für ein Spiel?«, zischte er.
    Sie riss ihren Arm zurück. »Ich treffe meine eigenen Entscheidungen. Und du bist nicht mein Dad.« Damit schenkte sie ihm ein blendendes Lächeln und flitzte zur Tür hinaus. Aus der Menge streckte sich eine Hand aus, um ihr auf den Hintern zu klatschen, und ich spürte, wie Casper neben mir vor Wut zitterte.
    »Was ist ein Dad?«, flüsterte ich.
    Er stützte den Kopf in die Hände und antwortete leise und so schnell, dass ich mich nahe zu ihm beugen musste, um ihn zu hören.
    »Dad bedeutet Vater. Sie denkt, ich benehme mich zu sehr wie ihr Vater. Aber sie vergisst, wie gefährlich diese Welt hier ist. Sie ist zu jung, um hier zu sein. Ich hätte sie nicht mitnehmen sollen.«
    »Wo sind ihre Eltern? Warum geht es dich etwas an, was sie tut?«
    »Du hast keine Ahnung, wovon du da redest.«
    »Ich weiß, dass es nichts gibt, was du tun kannst, wenn sie über vierzehn ist.«
    »Es gibt immer etwas, das ich tun kann.«
    Er griff in seine Westentasche und holte einen silbernen Flachmann heraus, von dem er etwas in seinen Rotwein schüttete. Man konnte den Inhalt aber nicht sehen. Stärkerer Alkohol vielleicht? Laudanum? Ein Trank? Aber die Augen eines Opiumsüchtigen hatte er nicht – unser alter Butler hatte diesen Blick gehabt, kurz bevor meine Mutter ihn wegen seiner Unfähigkeit pfählen ließ. Es gab so viele Gerüche im Raum, so viel Duft nach Haut in der Luft, dass keine Hoffnung bestand, seine geheime Zutat zu erschnuppern.
    »Oi,

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