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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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Maestro!« Miss May lehnte sich entspannt in ihrem Stuhl zurück, grinste Casper an und hielt ihr Glas mit tiefrotem Burgunderwein hoch. »Auf ein hervorragendes Geschäft.«
    Er erwiderte den Toast und nahm einen tiefen Schluck, bevor er sich noch einmal nachschenkte.
    Den Rest der Mahlzeit verbrachten Casper und ich in unserem eigenen Ring aus Schweigen, ein winziges Eiland der Anspannung inmitten der großen peitschenden Wellen aus nackter Haut und Völlerei. Er trank sein Glas Wein aus und schwenkte die letzten, tief bordeauxroten Tropfen in seinem Kelch.
    Und die ganze Zeit über aß er keinen Bissen.
***
    Als die Speisen gekostet waren und anderen Bedürfnissen wichen, kam das Abendessen langsam zum Ende. Der Wein floss jedoch weiter, und die Party wurde noch lebhafter, als Keen und die anderen Mädchen die Platten hinaustrugen, um Platz zu schaffen. Als ein älterer Herr mit gezwirbeltem Bart eines der Mädchen auf seinen Schoß zog und den durchsichtigen Stoff über ihrem Korsett herabzog, um gepiercte Brustwarzen zu enthüllen, schoss Casper von seinem Stuhl in die Höhe.
    »Wer wird denn schon so früh gehen wollen?«, flüsterte Miss May süß, ihre rubinroten Lippen am Ohr eines errötenden jungen Mannes.
    »Meine Nichte ist derartige Vorgänge nicht gewohnt.« Casper schob mich hinter sich und versuchte, mich um den Tisch in Richtung Tür zu ziehen.
    Ohne nachzudenken, sagte ich: »Aber Onkel, ich denke, das hier könnte recht lehrreich sein.«
    Um ehrlich zu sein, ich war fasziniert. Ich wusste, dass meine Mutter ihre Gespielen gehabt hatte, und dass ihre Heirat mit meinem Vater hauptsächlich eine politische Allianz gewesen war. Und natürlich, dass Zweifel bestanden, ob er wirklich mein Vater gewesen war, wenn man gewissen Kreisen Glauben schenkte. Aber zu welchen Zerstreuungen es im Eispalast auch kam, sie geschahen hinter fest geschlossenen und versperrten Türen. Ich hatte nie den nackten Körper einer lebendigen Frau gesehen, außer meinem eigenen. Und ich hatte nie gesehen, was sich unter den vielen Kleidungsschichten eines Mannes befand.
    Der alte Mann schob das halb entkleidete, lachende Mädchen ein wenig zur Seite und fummelte an seinen Knöpfen, und ich beugte mich staunend hinüber, um mehr zu sehen. Mit einem Knurren hob Casper mich an der Taille in die Höhe und trug mich aus dem Zimmer hinaus, vorbei an den kichernden und stöhnenden Gästen und ihrer schnell verschwindenden Kleidung.
    Er schlug die Tür zu, ließ mich auf das Deck hinab und führte mich am Arm den Flur entlang.
    »Nun, das war nicht besonders nett von dir, Onkel.« Ich stolperte und versuchte, mit ihm Schritt zu halten. »Gerade wurde es interessant.«
    »Wir reisen vielleicht mit einem fliegenden Hurenhaus, aber das heißt nicht, dass ich einfach nur herumstehe und zusehe, wie man dich zutiefst …«
    »Erniedrigt? Verdirbt? Schockiert? Zugrunde richtet?« Ich lächelte geziert. »Informiert?«
    »Sagen wir einfach, diese Männer sind es nicht gewohnt, dass man nein zu ihnen sagt, und dass es da drin noch sehr viel schlimmer werden wird.« Und dann wurde sein Gesicht plötzlich kreideweiß, und er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Keen. Du lieber Gott. Ich habe das arme Mädchen da drin zurückgelassen. Wir müssen zurück und sie suchen.« Er ging los, den Flur zurück, aber ich rührte mich nicht von der Stelle, und bald drehte er sich zu mir um und sah mich besorgt an. »Ahna, komm schon. Es wird nur einen Augenblick dauern.«
    »Ich gehe zurück in unser Zimmer. Ich kann auf mich selbst aufpassen.« Verärgert ließ ich meine Reißzähne aufblitzen. Es ärgerte mich gewaltig, dauernd gesagt zu bekommen, was ich tun sollte, und außerdem brauchte ich dringend eine Phiole Blut.
    Er kam näher, legte eine Hand um meinen Oberarm, und sein Haar streifte meine Wange. »Aber darum geht es doch. Wenn man herausfindet, was du bist, wer du bist, dann ist über Bord geworfen zu werden noch nicht das Schlimmste. Sie könnten Lösegeld für dich verlangen, dich malträtieren, in Ketten legen. Foltern.«
    »Ich bin … du …« Es fiel mir schwer, mich zu konzentrieren, wenn ich ihm so nahe war. »Du musst dir keine Sorgen um mich machen. Die Männer sind alle in diesem Raum, und sie sind beschäftigt. Hier draußen gibt es nichts zu fürchten.«
    »Da hast du recht … aber du könntest auch unrecht haben. Geh einfach zurück in unser Zimmer und schließ die Tür ab. Ich werde mich beeilen.«
    Er ließ mich los und stürmte

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