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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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würde sie meine Aufmerksamkeit spüren.
    »Dieses Blau wirkt überaus reizend an dir. Wie cremig deine Haut ist! Beinahe durchscheinend. Aber du kommst mir so bekannt vor. Sind wir uns schon einmal begegnet?«
    »Beim Abendessen neulich abends«, antwortete ich fest.
    »Nein, schon vorher. Vielleicht in London? Oder Manchester? Ich war einige Jahre lang als Schauspielerin auf Reisen und genoss einen ziemlichen Ruf. Wenngleich das wahrscheinlich noch vor deiner Geburt war, so jung wie du bist. Siebzehn, schätze ich?«
    »Achtzehn«, antwortete ich schnell, dankbar für das alterslose Gesicht einer Bludfrau. Kittys Fältchen und hängendes Kinn würde ich nicht haben, bevor ich mindestens einhundert Jahre alt war, wenn überhaupt.
    Sie legte ihre Näharbeit weg und kam näher, um mein Kleid zu richten. Ich zog meine Handschuhe weiter hoch und hielt den Atem an, während Keen in der Ecke lauerte und mit ihrer goldenen Kugel herumspielte. Aus der Nähe konnte ich sehen, dass es sich bei Kittys Uhrwerkinsekt um eine Hummel handelte, die in trägen Kreisen um ihren Kopf summte und sich gelegentlich auf ihrem Hut oder ihrer Schulter niederließ. Einmal streckte Kitty die Hand aus, um sie kurz zu streicheln, woraufhin die metallenen Flügel erbebten.
    »Ich erinnere mich noch daran, als ich achtzehn war. Miss May und ich sind gemeinsam berühmt geworden, weißt du«, erzählte sie und band meine Schärpe neu. »Wir begegneten uns in Manchester. Es war ganz unschuldig damals. Wir wollten nur auf der Bühne stehen. Aber wir lernten schnell, dass wir viermal so viel verdienen konnten, wenn wir weniger Kleidung trugen. So bekamen wir genug Geld zusammen, um ein Stadthaus und einen Salon zu unterhalten, und andere Mädchen kamen zu uns, eines nach dem anderen. Ich war so jung und naiv. Ich wusste nicht, was ich war, bis der Erste eine Börse voller Silberlinge neben meinem Bett zurückließ, danach. Ich dachte, er liebte mich, aber er wollte nur meine Jungfräulichkeit.«
    »Das ist ja schrecklich«, sagte ich spontan.
    »Das ist Manchester.« Sie zwinkerte mir wehmütig zu. »Aber verloren ist verloren. Wir hatten immer genug zu essen und Geld zum Ausgeben. Wir halfen gefallenen Mädchen, von der Straße wegzukommen. Und jetzt, sieh uns an, zwei alte Damen auf einem Luftschiff, mit mehr Geld, als wir je im Leben ausgeben könnten. Es ist nicht so übel.«
    Ich neigte den Kopf. »Versuchst du damit, mich zu überzeugen, oder eher dich selbst?«
    Sie kicherte. »Du bist schlauer, als du aussiehst. Es ist nur so, dass ich schon tausend Mädchen für Abendessen und andere Dinge eingekleidet habe, und ich hab sofort erkannt, dass du nicht hierher gehörst. Und hat Miss May nicht gesagt, du solltest auf deinem Zimmer bleiben?«
    »Sie ist nicht unser Boss«, meinte Keen.
    »Doch, das ist sie, solange ihr euch ohne Bezahlung auf ihrem Schiff aufhaltet.«
    »Jemand muss sich mal gegen sie durchsetzen.«
    »Das habe ich einmal versucht, und sie hat mir einen Stich in den Rücken verpasst.«
    »Sie hat dich hintergangen?«, fragte Keen.
    »Nein, Liebes. Sie hat mir einen Stich in den Rücken versetzt. Mit einem Messer. Sie sagte, wenn ich sie je verließe, würde sie jeden einzelnen Kupferling, den sie habe, dazu nutzen, mich zur Strecke zu bringen. Also versuche ich, meinen goldenen Käfig zu genießen. Hast du jemals in Champagner gebadet? Es ist herrlich.«
    Sie seufzte und lächelte, während sie die Hummel betrachtete, die in Kreisen am Ende ihrer glänzenden Fessel um ihren Kopf surrte.
    »Das wäre nie mein Leben«, murmelte Keen.
    »Mach einfach nicht denselben Fehler wie ich, dich zu billig zu verkaufen, Liebes.« Kitty strich mir übers Haar und sah mich nachdrücklich an. »Du bist mehr wert als Diamanten, ganz gleich, was irgendwer dir erzählen will.«
    Aber das wusste ich natürlich schon. Und ich hatte absolut nicht vor, mich zu verkaufen.
    »Dasselbe gilt für dich, Mädchen.« Sie tätschelte Keen unter dem Kinn. »Wenn sie dich nicht in Ruhe lassen, behaupte einfach, du hättest Leibschmerzen, und komm zu mir. Ich kann dich verstecken. Halte dich zumindest damit beschäftigt, Speisen herbeizutragen, und vertraue keinem Einzigen von ihnen.«
    »Das tue ich sowieso nie«, antwortete Keen, und ihre stahlharte Entschlossenheit brachte ihr ein Lächeln von mir ein.
    Kitty stand auf, um die Tür für uns zu öffnen, aber etwas ließ sie innehalten. Sie bückte sich und kramte unter ihrem Kleid herum; dann hielt sie einen

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