Von der Liebe verschlungen
Lippen langsam zu einem bösartigen Grinsen. Ich schaute prüfend über das Deck. Ich konnte meine Panik kaum verbergen, aber ich war bereit, alles auf eine Karte zu setzen. Niemand beachtete uns. Ich packte den oberen Rand des Beckens mit beiden Händen und drückte, so fest ich konnte. Das Glas schwankte einen Augenblick lang, und das Wasser darin schwappte von uns weg und platschte auf Deck. Dann, in einer fließenden Bewegung, riss ich das Wasserbecken, so fest ich konnte, zurück auf uns zu und sprang zur Seite. Das Wasserbecken kippte wie in Zeitlupe um, und das Wasser platschte in einer anmutigen Welle heraus. Natürlich war Van Helsing nur ein einfacher Mensch – er war nicht schnell genug und fiel mit dem Wasserbecken zu Boden.
Ich war schon auf halber Strecke über das Deck, als ich mich umdrehte und zusah, wie das Wasserbecken über der am Boden liegenden Gestalt in Stücke zersprang und Glasscherben, Korallenstücke und zappelnde Fische sich über das ganze Deck verteilten. Krabben schlitterten wie betrunken über die Holzplanken und schnappten mit ihren Greifzangen. Panik brach aus, die Frauen kreischten und die betrunkenen Männer rannten wild durcheinander.
Ich war die Treppe hinunter, bevor das Salzwasser auch nur den Saum meines Kleides berühren konnte.
18.
I m Zimmer kauerte ich mich in den Wandschrank und wartete darauf, dass entweder eine Flut aus Meerwasser oder eine wütende Miss May käme, um mich zu holen. Als die Tür dann aufkrachte, zuckte ich nur leicht zusammen. Das Blud im Wein hatte meine Sinne geschärft. Am Geruch konnte ich erkennen, dass es Casper war, und er war allein.
»Ahna, wo bist du?«
Ich faltete mich wieder auseinander und kroch aus dem Wandschrank. »Kommen sie jetzt, um mich zu holen?«
»Nein. Alle sind damit beschäftigt sauberzumachen. Niemand hat gesehen, was passiert ist. Ich eingeschlossen.« Er musterte mich und wartete auf Antworten.
»Er hat mich erkannt.« Ich prüfte den Boden auf Meerwasser, bevor ich meine Stiefel auszog und mich auf dem Bett einrollte, die Arme um die Knie geschlungen. »Er wusste, was ich bin. Wer ich bin. Er nannte mich Ahnastasia, und er wollte mich zwingen, ins Wasser zu greifen, also habe ich ihn damit überschüttet.«
Casper nickte. »Dann ist das ja gut gelaufen.«
Ich starrte ihn an, und mein Herz raste. »Gut?« Er zuckte mit den Schultern. »Es ist eine Katastrophe. Van Helsing will meinen Tod! Er wollte mich zwingen, Salzwasser zu berühren. Er jagt meinesgleichen. Er ist ein Monster.«
»Er war ein Monster«, verbesserte Casper sanft und durchquerte das Zimmer, um sich am Fußende des Bettes niederzulassen.
»Das Wasserbecken hat ihn doch sicher nicht getötet«, sagte ich verwirrt.
»Beinahe. Etwa zweitausend Liter Wasser und eine Tonne Glas sind eine ganze Menge für einen Pinkie. Aber das hat ihn nicht umgebracht. Sondern ich.«
Seine behandschuhte Hand öffnete sich, und darin kam der gezackte Stiel des Glases zum Vorschein, das er zuvor zerbrochen hatte. Blutströpfchen klebten daran, und ich leckte mir unwillkürlich die Lippen. Casper legte ihn sachte auf den Nachttisch, knapp außerhalb meiner Reichweite.
»Ich habe noch nie jemanden getötet. Und wahrscheinlich wäre er sowieso noch vor Ende der Nacht gestorben. Aber er hat versucht, deinen Namen zu sagen. Er wollte ›Ahnastasia‹ sagen.«
Als ich meinen Namen auf seinen Lippen hörte, wandte ich meine Aufmerksamkeit von dem blutigen Glas seinem Gesicht zu. Irgendwie kam er mir verändert vor.
Für einen langen Moment starrten wir uns in die Augen.
»Wie fühlst du dich?«, fragte er schließlich.
Ich überlegte kurz und rieb über die Stelle an meinem Arm, wo Van Helsing mich festgehalten hatte. »Ich fühle mich aufgewühlt. Und ein wenig gequetscht. Du?«
»Ich brauche etwas zu trinken.« Er griff nach der Flasche auf dem Nachttisch und stieß mit einem Knurren den Kelchstiel zu Boden. Dann setzte er sich wieder, entkorkte die Flasche und nahm einen tiefen Schluck, während sein Blick dem meinem begegnete. Ich streckte die Hand nach der Flasche aus.
»Bist du sicher, dass du mehr davon willst?«, fragte er. »Das Zeug hatte schon vorhin eine eigenartige Wirkung auf dich.«
»Es gab mir ein Gefühl der Entspannung. Ich habe einen ziemlichen Schock. Da könnte ich etwas Entspannung gebrauchen.«
Er hielt mir die Flasche hin, doch seine Finger wollten nicht loslassen, bis ich daran zog. »Hast du vorher noch nie Bludwein getrunken?«
Ich nahm
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