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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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aufzusetzen. »Du weißt ganz genau, auf welchem Weg ich mich befinde, auch wenn du versuchst, es zu ignorieren. Das hier ist nicht das Schlimmste, was du diese Woche gesehen hast, und es wird zwangsläufig noch weit schlimmer werden. Sie muss sich nähren, wenn wir sie nach Hause bringen sollen.«
    »Scheiß drauf, sie nach Hause bringen! Zum Teufel mit ›es wird noch schlimmer‹! Ich weiß nicht mal, wieso wir das hier machen. Es ist ein Himmelfahrtskommando. Du hast so lange ausgehalten. Gib jetzt nicht klein bei.«
    »Du vergisst dich.« Er rieb sich die Augen, so wie er es immer tat, wenn er des Nachdenkens müde war. »Niemand hat dich gezwungen mitzukommen. Ich habe dir die Wahl gelassen, und du hast sie getroffen.«
    Darauf stampfte sie auf, aber ihr Fuß sank einfach nur in die Nadeln ein. »Ich dachte nicht, dass du es ernst meinst. Dass du das wirklich durchziehst. Ich dachte nicht, dass du sie … sie von dir trinken lässt, als wärst du ein verdammter Renfield!«
    »Wir sind hier nicht im Kino, Mädchen. Hier geht es um Leben oder Tod. Und sie ist nicht Dracula, sondern nur ein Mädchen, das sich verirrt hat. Wir müssen immer noch durch den Wald nach Minks kommen und in einen Zug steigen. Wenn es uns wieder auf die Beine hilft, Ahna von einer ohnehin schon offenen Wunde trinken zu lassen, dann nehme ich das in Kauf.«
    Sie sah auf meine Hände, die sich um seinen Oberschenkel pressten, und plötzlich bemerkten wir alle den Effekt, den das auf seinen Körper hatte. Ich zuckte zurück. Er setzte sich auf und schlug den Mantel über seinen Schoß, aber Keen stapfte schon in den Wald hinein und murmelte keuchend vor sich hin.
    »Es gefällt dir auch noch, du Arschloch. Du bist genauso wie alle anderen. Es gefällt dir, verdammt noch mal!«
    Ich ging in die Hocke und wischte mir mit dem Handrücken über den Mund. Sein Blut versetzte mich nicht in Raserei, aber es zu sehen und zu riechen, hatte vorübergehend mein Urteilsvermögen getrübt. Ich schämte mich; nicht weil ich von ihm getrunken hatte, sondern weil ich es an einem so empfindsamen und intimen Teil seines Körpers getan hatte.
    »Ich wollte nicht …« Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Es gab einfach nichts, mit dem man diesen Satz gut beenden konnte.
    Casper rutschte nach hinten und lehnte sich gegen einen Baumstamm. Die Morgensonne schien von hinten auf ihn und ließ sein Haar wie flüssiges Gold leuchten. »Kannst du ein Geheimnis für dich behalten?«
    Diese Frage war nun das Letzte, womit ich gerechnet hatte, aber es gelang mir, mit den Schultern zu zucken. »Wem sollte ich es denn erzählen? Du kennst mein Geheimnis, und du hast es ziemlich gut für dich behalten.«
    »Keen und ich stammen nicht aus Almerika.« Er holte tief Luft und starrte in die Zweige über unseren Köpfen. »Wir sind Fremdlinge und kommen aus Amerika; ein Land wie Almerika, nur in einer anderen Welt.«
    Ich schnaubte und schüttelte den Kopf. »Hast du dir beim Sturz den Kopf angeschlagen? Das ist kein Geheimnis, sondern ein Mythos.«
    Daraufhin lächelte er, ein Lächeln ganz Grübchen und Wahnsinn. »Betrachten wir mal die Fakten. Ich weiß Dinge, die du nicht wissen kannst. Ich kann Lieder spielen, von denen du noch nie gehört hast, Stücke, die weit komplizierter sind, als ich sie je komponieren könnte.« Dann streckte er einen Arm aus und krempelte den Ärmel hoch, um mir das schwarze Mal auf seinem Unterarm zu zeigen, an das ich mich noch erinnerte: ein Rabe, der einen Schlüssel hielt.
    »Ich habe eine Tätowierung. Hast du jemals einen Pinkie gesehen, der sich unzählige Male mit einer Nadel in die Haut stechen lassen und dann eine Woche lang mit einer offenen Wunde herumlaufen würde? Wusstest du, worüber ich mit Teddy und Keen geredet habe? Das hier ist nicht die Welt, in die ich geboren wurde, Schätzchen, und bisher war sie nicht gerade freundlich zu mir.«
    Ich starrte das Mal auf seinem Arm an. Es stimmte: So etwas hatte ich noch nie gesehen, außer auf Bildern von Bludleuten aus exotischen Ländern. Als er mir sein Ohrläppchen zeigte und ein wenig daran zog, sodass ein winziges Loch darin zu sehen war, schüttelte ich nur den Kopf.
    »Warum erzählst du mir das?«, fragte ich schließlich.
    »Weil ich möchte, dass du Keen verstehst. Auch sie ist ein Fremdling. Ich habe sie in London gefunden. Sie lebte auf der Straße, ernährte sich von Abfällen und Bludratten und sang, um sich ein paar Münzen zu verdienen. Sie hat eine ganz ordentliche

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