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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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zucken.
    Bevor ich wusste, wie mir geschah, hatte Casper uns schon beide in eine kräftige Umarmung gezogen. Der Satz, den mein Herz dabei machte, war gar nicht so anders als der, den ich gespürt hatte, als wir uns das letzte Mal so nahe gewesen waren – beim Sprung aus dem fahrenden Luftschiff. Ich registrierte, dass er Keen losgelassen hatte und mich nun umso fester umarmte. Ich drückte mich an ihn, begierig auf das Gefühl seiner Haut, seines Hemdes, und um sein widerspenstiges Haar in meinem Gesicht zu spüren.
    »Seid ihr bald fertig?«, fragte Keen ausdruckslos.
    Atemlos löste ich mich von ihm. Mein Blick begegnete dem von Casper, und in den tanzenden Feuern seiner blauen Augen sah ich seine Reaktion, die der meinen so ähnlich war. Wir hatten wieder festen Boden unter den Füßen, wir waren am Leben und wir waren auf dem Weg zum Sieg.
    »Dann lasst uns gehen«, sagte ich und drehte mich um, um die Röte in meinen Wangen zu verbergen. Ich nahm an, das bedeutete, dass sie mir vergeben hatten, und mein Herz fühlte sich eigenartig erleichtert an.
***
    Casper übernahm die Führung, und wir beeilten uns, mit ihm Schritt zu halten.
    »Ich habe Minks schon gesehen, als wir noch in der Luft waren, und ich bin ziemlich sicher, dass wir es innerhalb von ein paar Stunden dorthin schaffen können.«
    Ich sah von einem Baum zum anderen: Sie sahen alle gleich aus. »Woher kannst du wissen, wo die Stadt ist? Und wo wir sind?«
    »Ich bin nicht völlig unfähig, weißt du.« Grinsend hielt er einen Kompass hoch.
    »Das war’s dann wohl mit meinen Träumen, so lange durch den Wald zu wandern, bis du und Keen vor Erschöpfung zusammenbrecht, damit ich euch klaglos leermachen kann.« Ich versuchte, ein wenig von meiner alten Bosheit in die Worte zu legen, aber sogar ich konnte hören, wie kläglich ich versagte. Es war ein fremdartiges Gefühl, Pinkies aus anderen Gründen zu mögen als nur wegen ihres Blutes. Ich hoffte, der Zug und unsere Ankunft in Moskovia würden das Raubtier in mir wieder zum Vorschein bringen. Denn wenn ich so weich war und mich so leicht rühren ließ, würde ich es nie schaffen, Ravenna gegenüberzutreten und zu überleben.
    »Kopf hoch, Prinzessin. Es gibt Schlimmeres, als seine Freunde nicht zu fressen.«
    Mit einem Grinsen voller Grübchen stupste Casper mich an der Schulter und hielt mit mir Schritt, während wir unseren Weg zwischen den alten Bäumen fortsetzten. Keen war aus unserem Blickfeld verschwunden und hielt sich hinter uns, aber ich konnte ihren Duft noch riechen. Der Kampf mit dem Einhorn und sein berauschendes Blut hatten seine Wirkung inzwischen verloren, und ich war gereizt. Ich war aufgeregt und nervös zugleich, dass ich mich nun wieder der Bludwelt und meinesgleichen näherte. Da konnte ich nicht verhindern, dass ich zumindest ein wenig giftig wurde.
    »Habt ihr beide eigentlich eine Ahnung, wohin wir da gehen? Minks und dann weiter nach Moskovia?«
    »Ich habe ganz Sangland gesehen, ein wenig von Frankia und die großen Städte auf dem Kontinent. Aber ich war noch nie so weit im Osten.«
    Das leise Kichern, das ich daraufhin hören ließ, sollte sie warnen. »In Sangland gibt es ein Gleichgewicht zwischen Bludvolk und Menschen. In Frankia und auf dem Kontinent sind es die Daimonen, die alles leicht und spielerisch machen. Aber hier, sobald es kalt wird … da seid ihr nichts weiter als bestenfalls Diener und schlimmstenfalls ein Mitternachtsimbiss. Außerhalb des Palastes zählt euresgleichen weniger als Schoßhündchen. Eure einzige Hoffnung, hier wieder lebend wegzukommen, besteht darin, es euch nicht mit mir zu verscherzen.«
    »Aber wird es denn nicht helfen, dass ich ein Halbblud bin?«
    »Damit bist du eine Abscheulichkeit. Man wird dich auf alle möglichen üblen Arten töten und dann verschlingen wollen. Aus reiner Bosheit.«
    »Und Keen?«
    »Sie ist ein Appetithäppchen. Kaum genug für zwei. Aber das wird niemanden aufhalten.«
    Ich spürte den Zorn in ihm aufsteigen, roch die Hitze, mit der sein Blut kochte, und lächelte. Endlich nahm er mich ernst.
    »Schon komisch, dass du nichts davon erwähnt hast, als wir diese Reise geplant haben«, meinte er. »Nicht ein einziges Mal hast du gesagt: ›Oh, hey, übrigens: Wir reisen in ein sehr gefährliches Land, in dem Einhörner euch aufspießen und Barone euch das Blut aussaugen werden.«
    »Du hast nie gefragt. Und du hast nie gefragt, ob du Keen überhaupt mitnehmen darfst. Sie war nicht Teil unserer Abmachung,

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