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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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konnte.
    Immer wieder prüfte er seinen Kompass und korrigierte leicht unsere Marschrichtung. Nicht, dass das nötig gewesen wäre, nicht wirklich. Ich konnte Minks schon riechen, eine große Stadt, die sich über einen alten Fluss erstreckte. Anders als London mit seinem Gedränge im Schmutz und den willkürlichen und windschiefen Gebäuden, war Minks eine Bludstadt, beherrscht von sorgfältiger Planung, Schönheit und wohlüberlegter Berücksichtigung der Bedürfnisse des Bludvolks. Ich erinnerte mich daran, dass ich Zeichnungen von weitläufigen Parks, Gärten und der großen Kirche der Aztarte gesehen hatte, die sich leicht und wunderschön über der Stadt erhob, wie die Schwingen eines großen schwarzen Schwans. Vorausgesetzt, ich hatte Erfolg mit dem Verkauf einiger Steine aus meinem Collier, würde das Leben ziemlich bald viel leichter und bequemer werden.
    Ein tiefes Rumpeln lenkte unsere Aufmerksamkeit auf ein Gefährt, das über eine breite Schotterstraße polterte und eine Spur aus graugrünem Rauch hinter sich herzog. In einer vollkommen nutzlosen Geste der Verteidigung legte Casper einen Arm um Keen, und ich ging an den beiden vorbei und sagte nur: »Bleibt hinter mir. Das hier ist gefährliches Terrain.«
    Ich veränderte leicht die Richtung und lief schneller, genau auf die passende Stelle zu, um auf den langsam dahinrollenden Wagen zu treffen, der hoch beladen mit Grünzeug von den Pinkiefarmen war. Ich baute mich auf der Straße auf, eine schwarzgeschuppte Hand ausgestreckt und die Fingerkrallen gespreizt, und sah befriedigt, wie die Maschine langsamer wurde und schließlich anhielt, so nahe, dass ich sie beinahe berühren konnte.
    Wir hatten Glück. In der abgeschlossenen Fahrerkabine saß ein argwöhnischer Pinkie, und ich grinste boshaft, als ich sah, wie er das Schloss an seiner Tür prüfte. Bludleute hatten keinen Bedarf an Gemüse oder anderen Pinkie-Nahrungsmitteln, außer um ihre eigene Nahrungsquelle so gesund und robust wie möglich zu erhalten. Es war gängige Praxis, die Bauernhöfe nach sorgfältig ausgearbeiteten Plänen ihrer Herren von Menschen bestellen zu lassen. Dieser Wagen würde direkt nach Minks fahren.
    »Herrin, ich stehe zu Eurer Verfügung, doch bitte vergebt mir. Ich muss einen Zeitplan einhalten«, sagte der Mann durch einen Lautsprecher. Seine Stimme klang blechern und hatte einen schweren Akzent mit dem breiten Zungenschlag des Landes.
    Ich erhob die Stimme und ließ die angemessene Dosis Autorität mit einfließen, wobei ich seinen Akzent nachahmte: »Ich und meine Diener benötigen ein Gefährt in die Stadt.«
    »Das Heck ist mit Kohlköpfen gefüllt, aber Ihr seid mehr als willkommen, dort mitzufahren«, sagte der Mann. Ich konnte die Furcht in seiner Stimme hören. Die Pinkies vom Lande fühlten sich nie sicher in der Nähe ihrer Meister. Obwohl es auf meinen Befehl hin geschah, war er erschrocken darüber, einer hochgestellten Bludfrau einen Platz unter verrottenden Lebensmitteln anbieten zu müssen.
    »Das wird genügen«, antwortete ich mit entschiedenem Nicken, und das Gefährt tuckerte auf der Stelle, als wir nach hinten gingen. Bei dem Geruch musste ich beinahe würgen, denn meine sensible Nase konnte den Augenblick wahrnehmen, in dem eine Pflanze aufhörte zu leben und zu sterben begann, und seine Kohlköpfe waren allesamt dabei, zu sterben. Casper half mir hinauf, gab Keen einen Schubs und sprang dann selbst hinauf, um sich an den Rand zu setzen und seine Beine über die Metallklappe baumeln zu lassen. Ich klopfte mit der Faust auf das Metall, und mit einem Ausstoß grünen Rauches schrappte und rumpelte das Gefährt auf die Stadt zu, ganz ähnlich wie der Panzerbus nach Dover. Nach kurzer Fahrt hielt der Wagen vor den Stadttoren an, und wir kletterten hinunter und warteten auf der Straße, bis wir an der Reihe waren.
    »Bleibt hinter mir und versucht, angemessen ehrfürchtig auszusehen«, zischte ich, und Casper und Keen gehorchten.
    Wahrscheinlich hatten sie noch nie eine Stadt des Bludvolkes gesehen, und diese hier war gebaut worden, um Eindruck zu schinden. Die leuchtend weiße Mauer war gut instand gehalten, und die Wachen waren freundlich und unterwürfig, als sie meine Hände sahen. Mit tiefen Verbeugungen ließen sie mich die Tore passieren und beschrieben mir freundlicherweise den Weg zum Bahnhof, ohne auch nur eine Frage nach meinem Namen oder meinen Plänen zu stellen. Eine Bludfrau brauchte keine Papiere, um die Stadt zu betreten, ebenso wie

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