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Von der Wüste und vom Meer: Zwei Grenzgänger, eine Sehnsucht (German Edition)

Von der Wüste und vom Meer: Zwei Grenzgänger, eine Sehnsucht (German Edition)

Titel: Von der Wüste und vom Meer: Zwei Grenzgänger, eine Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achill Moser , Wilfried Erdmann
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in uns auslöst. Wir fürchten, dass wir in uns auf eine Leere treffen, die wir aus uns selbst heraus nicht füllen können. Doch wer es ertragen kann, auf dem Meer und in der Wüste mit sich allein zu sein, den entlohnt die Einsamkeit mit beglückenden Einsichten und Erfahrungen: Der Wind wird zu deinem wichtigsten Freund, Wolken werden zu Lehrern, und deine Sinne schärfen sich wie nie zuvor. Auch das Schweigen, die Besinnlichkeit und die Selbstbegegnung machen dich reicher. Und schließlich erlebst du das Alleinsein als einen Wert, als eine Quelle des Glücks.

Ein Tag auf See
    Wilfried Erdmann
    Dieses stundenlange wortlose Dastehen auf der Brücke und dieses Starren auf das Nachtmeer – wie habe ich das genossen. Und dann hin und wieder der Blick auf den Kompass.
    Lothar-Günther Buchheim
    Wie sieht ein typischer Tag auf See aus? Ganz unterschiedlich. Vor allem wenn man an einem Tag alle Wetter erlebt. Also, er ist primär wetterabhängig. Und entscheidend der Stimmung der Crew unterworfen, insbesondere in den hohen Breiten. Das sind die extremen Seegebiete der südlichen Hemisphäre, die ich einmal rechts gen Osten und einmal links herum besegelt habe. Die Breitengrade, die ich zugleich hasse und liebe. Letzteres in wachsendem Maße.
    Ehe ich auf diese extremen Langstrecken ging, sammelte ich Erfahrungen allein und auf einem besonders langen Törn mit meiner Frau Astrid.
    Segeln zu zweit war herrlich. Gleich nach meiner ersten Soloweltumseglung war aus unserer Liebschaft eine Ehe geworden. Und wenig später starteten wir zu einer gemeinsamen Weltumseglung. Während dieser Reise entwickelte sich eine Intensität von Gefühlen zwischen uns. Uneingeschränkt war jeder für den anderen da. Dies und das große radikale Empfinden füreinander sind die prägende Erinnerung an die drei Jahre auf einem kleinen Schiff. Über Pannen wurde nicht diskutiert. Eine Halse, stundenlang auf falschem Kurs, mal während der Wache einschlafen oder gar durchschlafen waren keiner Erwähnung wert. Wir segelten recht unbekümmert über die Ozeane. Ich will zufrieden und eine gute Crew sein und vor allen Dingen Spaß haben, notierte meine Frau in ihr Tagebuch.

Alle großen Kaps des Südpolarmeers im Kielwasser – das fühlt sich gut an.

Ich denke an all die kleinen Dinge bei Wachwechsel in der Nacht: ein handgeschriebener Brief, heißer Tee, eine geschälte Ananas als Belohnung für längere Wache, wie wir die Hemden tauschten oder kurz gemeinsam in den Sternenhimmel schauten – ohne Worte. Astrid war die Erste, die sich mit einem Kuss für eine Stunde mehr Wache bedankte. Umgekehrt war ich damals viel zu schüchtern.
    Zum Tagesablauf: Schon nach kurzer Zeit verständigten wir uns blind im Umgang mit den Aufgaben an Bord. Das Boot segelte oberherrlich. Alles funktionierte. Nur eine Selbststeueranlage fehlte leider Gottes. »Tag und Nacht an der Pinne sitzen, das kann ätzend werden.« Ein Wachplan existierte nicht, wie überhaupt wenig geplant war. »Alle drei bis vier Stunden lösen wir einander ab«, schlug ich vor. Eine spontane Idee, an der wir jahrelang festhielten – mit der Vorgabe, dass ich vor Mitternacht Wache hielt und danach verstärkt Astrid.
    Kochen und essen geschahen nach Lust und Hunger. Viel Ahnung von der Ernährung auf See hatte eh keiner von uns. Beide machten wir einen großen Bogen um den Kocher. Ohnehin erschien Astrid gemütliches Essen ohne festen Tisch jämmerlich. Eine Dose, eine Schachtel Kekse oder Knäckebrot reichten. Wichtiger war mir, sie zum Tagebuchschreiben anzuhalten. Ich ging mit gutem Beispiel voran, aber ihre Notizen blieben lückenhaft.
    Doch an Deck brachte Segelfrau Astrid mit viel Geduld unser Boot wiederholt zum Selbststeuern. Sie trimmte so lange an Segelstellung und Schoten, spannte zusätzlich Gummistropps beidseitig der Pinne, bis das Boot allein auf Kurs blieb. Das waren dann die erfüllten Momente der Sehnsucht, sich auf den Cockpitbänken ausstrecken zu können. Solche perfekten Tage waren jedoch selten, ich war schon zufrieden, wenn es auf direktem Kurs dem Ziel entgegenging. Egal wie schnell oder langsam. Nach meiner Soloreise genoss ich die Zweisamkeit.
    Ich machte aufgrund meiner Erfahrung mehr an Deck, sie kümmerte sich vermehrt um einen exakten Kurs. Manchmal steuerte sie das Boot stundenlang von Hand. Selbst auf dem offenen Meer, wobei das eigentlich so ganz und gar ohne Landmarken schnell langweilig wird. Und in den Häfen hielt sie mir den Rücken frei, erledigte

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