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Von dieser Liebe darf keiner wissen - wahre Geschichten

Von dieser Liebe darf keiner wissen - wahre Geschichten

Titel: Von dieser Liebe darf keiner wissen - wahre Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nagel & Kimche AG
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nicht.
    Agnes sagt: Es ist wegen dem 29. September 1985.
    Was war am 29. September 1985?
    Agnes weint.
    Ich kann es nicht sagen. Ich schäme mich so. Jede freie Minute habe ich gebetet, als ich merkte, dass Alois andere Frauen hat. Jede freie Minute. Damit nichts auskommt.
    Was durfte nicht auskommen?
    P-31: Sie habe den Rosenkranz gebetet, die Bibel und andere fromme Bücher gelesen, sie sei nach Einsiedeln und Maria Bildstein gefahren, um Buße zu tun. Kerzen habe sie gekauft und Almosen gegeben. Alles habe sie abgespart, sie habe kaum etwas für sich gebraucht. Wenn Karin Probleme hatte – und Probleme hatte Karin ständig –, hatte ich Engelsgedanken, nie Mordgedanken. Karin sei für sie der Herrgott gewesen, und sie habe an eine Auferstehung geglaubt. Sie hätte ihre Tochter nie umbringen können, sie habe für alle Probleme immer nur gebetet, sie habe eigentlich auch an der Familie nichts ändern wollen, nur dass ihr Mann nicht mehr fremd gehe, dies sei ihr einziger und größter Wunsch gewesen.
    Ich war niemand mehr, sagt Agnes.
    Frau G., was durfte nicht auskommen?
    Agnes liegt im Bett. Alles ist hell, die Wände, die Tücher, der Himmel. Sie reibt die Hände. Ihre Lippen zittern.
    P-33: An der Herbstmesse 1985, Hrn. Odermatt J. an seinem Brotstand aushelfend, sei es mit demselben zum Geschlechtsverkehr gekommen, ein einziges Mal, ihr Ehemann wisse bis heute (3.12.2000) nichts davon. Und das habe sie ihr Lebtag lang immer sehr belastet, weil sie sich ihrem Mann gegenüber schuldig befunden habe. Sie könne sich an das Datum des Geschlechtsverkehrs mit Hrn. Odermatt J. deshalb so genau erinnern, weil sie Angst gehabt habe, von ihm schwanger geworden zu sein. Dies habe sie bis in die jüngste Zeit sehr heftig beschäftigt, insbesondere dann, wenn ihr Mann fremdging. Und je älter Karin wurde, desto mehr glich sie Odermatt. Ich hatte Angst, Alois würde es irgendwann merken. Und dann würde er mich verlassen.
    Reden Sie, sagt der Psychiater.
    Mit keiner Menschenseele, sagt Agnes, habe ich je darüber gesprochen.
    P-36: Eine DNA-Analyse des Instituts für Rechtsmedizin in B. zur Abklärung der Vaterschaft ergab, dass Herr Odermatt J., geb. 08.02.1933, mit 99,9 prozentiger Wahrscheinlichkeit als Vater der verstorbenen G. Karin anzusehen ist. Damit ist die Vaterschaft praktisch erwiesen.
    Agnes bricht zusammen.
    Immer kleiner und kleiner bin ich geworden. Nächtelang habe ich gebetet, dass Karin wie Alois wird, dass Karin aussieht wie er. Und nicht wie Odermatt. Frau G. habe gemerkt, dass dies nicht gehe. Später habe sie gebetet, dass Karin zu einem Engel werde. Stundenlang habe sie vor dem Kreuz gesessen, allen Klöstern Geld geschickt. Sie habe gemerkt, dass das Ganze nichts bringe.
    Geh schwimmen.
    Möchtest du nicht Fallschirm springen?
    Karin, sagt Agnes, war die Liebe selbst. Deshalb hat sie sich ja auch nicht gewehrt.
    P-37: Es ist davon auszugehen, dass bei Frau G. eine eigentliche Persönlichkeitsstörung im Sinne moderner psychiatrischer Klassifikationssysteme wie der ICD-10-Klassifikation der WHO vorhanden ist.
    Es war wie eine Explosion.
    Agnes unterschlug uns ihr Leben, weint die Mutter.
    Mit keiner Menschenseele.
    Die Anklageschrift: Am Nachmittag des 27. Oktober 2000 zw. 13.00 und 14.00 rüsteten Frau Agnes G. und ihre Tochter Karin im Kochbereich der Küche Quitten. Dabei teilten sie, jede für sich allein arbeitend, rohe Quitten auf einem Rüstbrett aus Holz mit einem Messer in Stücke und legten sie nachfolgend in ein bereitstehendes Kochgeschirr. Beide verrichteten die Arbeit stehend in Fensternähe beim Ausguss. Benützt wurden ein Fleisch- und ein Brotmesser, von der Angeschuldigten gemäß ihrer Aussage das erstere, von Karin das letztere. Offen ist, ob und allenfalls worüber die beiden miteinander sprachen. Nach ca. 10 Minuten ab Arbeitsbeginn, allenfalls auch später, setzte die Angeklagte ihren Entschluss um, Karin umzubringen. Die Angeschuldigte verließ zu diesem Zweck ihren Arbeitsort und begab sich zum Schnurspender, welcher hinter der Küchentüre zum Flur an der Wand aufgehängt ist. Dort schnitt sie mit dem Messer, das sie vorher zum Rüsten verwendete, ein Stück Hanfschnur von gut einem Meter Länge ab. Hernach trat sie von hinten an ihre ahnungslos, mit dem Rüsten von Quitten beschäftigte und beim Ausguss befindliche Tochter heran, legte ihr das Schnurstück um den Hals, zog dieses kräftig zu und versuchte sie auf diese Weise zu erdrosseln. Karin ging dann, wohl zufolge

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