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Von Fall zu Fall

Von Fall zu Fall

Titel: Von Fall zu Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Riecher hatte?« fragte ich.
    »Schon gut«, entgegnete er. »Und nun verziehen Sie sich schleunigst aus dieser Gegend, bevor die Zeitungsreporter kommen und mit Ihnen zu reden beginnen.«
    »Die werden mit mir reden«, brüstete sich Tom Allen.
    »So sehen Sie aus!« fuhr Clover ihn an, drehte sich zu dem Diensthabenden um und befahl: »Buchten Sie sofort diesen unverschämten Burschen ein!«
    Aus seinem Schreibtisch holte der Vizesheriff anschließend ein Faltheft mit den Fahrplänen der Fluglinien, studierte darin, blickte auf seine Uhr und sagte: »Kommen Sie, Lam, wir können's zur Maschine nach Los Angeles gerade noch schaffen.«
     

9
     
    Ich hatte schon so lange nicht mehr geschlafen, daß ich kaum noch wußte, wie angenehm eine mehrstündige Bettruhe ist. Ich ging aber in Los Angeles sofort zum Friseur, ließ mich rasieren, shampoonieren und mir eine Gesichtsmassage verabreichen. Als ich den Salon verließ, war mir wohler.
    Dann rief ich in Beckleys Wohnung an.
    Daphne Beckleys Stimme klang frisch und ausgeruht, ich merkte keine Spur von nervöser Spannung.
    »Ich glaube, man hat Ihren Mann gefunden«, begann ich.
    »Mit oder ohne die Blondine?«
    »Ohne.«
    Nach einigem Schweigen fragte sie: »Wollen Sie mir vielleicht etwas Schlimmes schonend beibringen, Donald?«
    »Ja.«
    »Tun Sie's nicht. Mir sind offene Worte lieber.«
    »Sie sind Witwe«, eröffnete ich ihr.
    »Wann bin ich das geworden?«
    »In der Nacht des Fünften oder frühmorgens am Sechsten, soweit sich das noch feststellen läßt. Anscheinend hat einer der zwei Mitfahrer - vielleicht auch beide — Ihren Mann ermordet, seinen Wagen gestohlen und darin die Flucht ergriffen.«
    »Wollen Sie nicht herkommen und mir Genaues berichten?« fragte sie.
    »Verstehen Sie doch bitte: Ich habe kein Auge mehr zugetan seit... Ach, ich weiß gar nicht mehr, wie das ist, wenn man sich schlafen legen kann.«
    »Sie armer Junge«, sagte sie mitfühlend. »Kommen Sie doch her, ich werde Ihnen einen Kaffee geben. Aber die Einzelheiten muß ich hören, Donald. Ich... Ich werde keine Szene machen. Ich hatte dies ja schon erwartet seit..., na, schon bevor ich Sie zu Rate zog. Ich verspreche Ihnen, daß ich's Ihnen nicht durch Hysterie oder Tränen schwer machen werde; aber ich möchte doch wissen, was Sie alles festgestellt haben.«
    »Gut. Ich werde kommen«, erwiderte ich.
    »Ich erwarte Sie.«
    Mit einem Taxi fuhr ich zum Ringold=Haus und klingelte an der Wohnung Nr. 721.
    Daphne Beckley öffnete mir schon, als ich knapp auf den Knopf aus
    Perlmutt gedrückt hatte, der in der Wohnung das sanfte Geklingel eines Glockenspiels auslöste.
    Sie überließ mir ihre Hand gleich beim Aufmachen und versuchte gar nicht, die meine wieder loszulassen, nachdem sie mich in den Vorraum gezogen hatte und die Tür hinter uns ins Schloß gefallen war.
    »Hat sich die Polizei mit Ihnen in Verbindung gesetzt?« fragte ich, als wir im Wohnzimmer Platz genommen hatten.
    Daphne schüttelte den Kopf.
    »Dann wird sie's noch«, erklärte ich. »Kann jede Minute sein.«
    »Donald, was soll ich denn nur machen?«
    »Wieso?«
    »Ich möchte nicht heucheln, will keinen tiefen Kummer markieren. Es ist wahr — Malcolm und ich lebten sehr zärtlich miteinander, wenn wir zusammen waren, aber er hatte Seitensprünge gemacht, und das wußte ich und... Na ja, ich grübelte nur, wie weit er noch gehen und ob es unsere Ehe zerstören würde oder nicht.
    Früher habe ich mich oft gefragt, wie einer Frau wohl in solcher Lage zumute wäre. Natürlich fühle ich jetzt, daß etwas aus meinem Leben verlorengegangen ist, und ich weiß auch, daß ich mich, sobald der erste Schrecken nachläßt, furchtbar einsam fühlen werde. Ich werde ihn vermissen, werde das Klingeln des Telefons vermissen und seine Stimme, wenn er mir in unserer Geheimsprache seine kleinen Liebesbezeigungen und Botschaften durchgab. Aber...« Sie zögerte.
    »Aber«, nahm ich ihren Gedanken auf, »Sie sind jung, sind hübsch, haben eine wunderbare Figur und — werden hundertundfünfzigtausend Dollar besitzen.«
    »Sie meinen, daß sich vor mir ein neues Leben auftut?«
    »Ungefähr so dachte ich, ja. So kann's sein, wenn Sie das wollen.«
    Daphne blickte mir frei in die Augen. »Ja, Donald, das möchte ich«, antwortete sie leise.
    Ich nickte.
    »Aber die Leute«, fuhr sie fort, »werden mich für schrecklich herzlos halten, wenn ich nicht monatelang herumsitze und Trübsal blase. Das aber, Donald, bringe ich einfach nicht fertig. So

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