Von Fall zu Fall
aber ich wüßte nicht, was ich Ihnen im Augenblick sagen soll. Ich... Ja, ich werde Mr. Lam an den Apparat holen.«
Sie nickte mir zu und hielt mir den Hörer entgegen.
Ich nahm ihn. Eine Stimme sagte: »Hier Frank Malone von der Tribune. Wir bringen einen kurzen Artikel über den Mord an Malcolm Beckley durch einen Mitfahrer. Welche Angaben können Sie dazu machen?«
»Ohne Genehmigung gar keine«; erwiderte ich.
»Ja, können Sie denn die Genehmigung nicht bekommen? Wir möchten eine möglichst komplette Story bringen. Es ist uns unangenehm, die Witwe zu behelligen, aber wir wollen die Tatsachen haben — groß aufziehen wollen wir den Fall ja gar nicht, aber Beckley hatte als Geschäftsmann ja eine gewisse lokale Bedeutung, deshalb vor allem möchten wir die Sache bringen.«
»Was soll die Story denn alles enthalten?«
»Mensch, Lam, das weiß ich doch nicht. Läßt sich doch erst sagen, wenn man die Tatsachen kennt. Es hängt alles davon ab, was noch an Einzelheiten reinkommt und wieviel wieder gestrichen wird, wenn der Artikel geschrieben ist.«
Ich blickte Daphne an, legte meine Hand über die Sprechmuschel und fragte leise: »Wieviel soll ich denen sagen?«
»Was Sie wollen. Ich bin mit allem einverstanden«, antwortete sie. »Hören Sie noch?... Also passen Sie auf, Mr. Malone, hier sind die Fakten: Malcolm Beckley war am Abend des Fünften auf der Fahrt nach Los Angeles. Er schickte seiner Frau aus Carver City eine Postkarte. In Carver City nahm er einen Mann mit, der per Anhalter reiste, und bevor er nach Central Creek kam, auch noch eine Anhalterin — eine äußerst attraktive Blondine. Von Central Creek rief er seine Frau wieder an.
Etwa fünf Stunden später wurde seine Frau aus Rommelly von einer Unbekannten angerufen, die ihr erklärte, Malcolm Beckley säße ungefähr fünfzehn Kilometer vor dieser Stadt mit einem Plattfuß fest, und sie sei im Begriff, dafür zu sorgen, daß ein Werkstattwagen hinfahre.
Beckley trat dann nicht wieder in Erscheinung.
Nach einer Weile begann seine Frau sich Sorgen zu machen. Sie rief bei den zwei in Rommelly befindlichen Garagen an und erfuhr, daß dort kein Wagen für die Reparatur angefordert worden war.
Gestern nun suchten Leute vom Sheriff des Bezirks Kern die Nebenwege in diesem Gebiet gründlich ab und fanden einen Toten, der, wie ich höre, als Malcolm Beckley identifiziert wurde. Jemand hatte ihm mit der eisernen Stange von einem Wagenheber, vermutlich der aus seinem eigenen Wagen, den Schädel eingeschlagen.
Der Wagen wurde nach Erlaß eines allgemeinen Fahndungsbefehls in der Nähe von Bridgeport am Straßenrand gefunden, in Richtung nach Nevada stehend. Amtlicherseits glaubt man, daß er da nicht länger als vierundzwanzig Stunden gestanden hat, als man ihn fand.
Der Vizesheriff in Bakersfield bekam außerdem einen Tip, daß einer der Reiseschecks, die Beckley zur Zeit seines Todes bei sich hatte, in einem Spielkasino in Reno eingelöst worden war. Das sind also die Tatsachen, soweit ich sie kenne. Meine Informationen habe ich von Harvey Clover, dem Vizesheriff — übrigens ein prächtiger Bursche.«
»Was für einen Hinweis auf diese attraktive Blondine könnten Sie mir noch geben?« fragte Malone. »Mit der ließe sich doch gewiß die Geschichte schön aufzäumen.«
»Tja«, erwiderte ich, »mir wäre es lieb, wenn Sie sich darüber von Vizesheriif Clover in Bakersfield unterrichten ließen. Den hatte ich zur >Tag=und=Nacht=Garage< in Rommelly begleitet. Ein gewisser Tom Allen machte dort Nachtdienst. Er behauptete, am Morgen des Sechsten keinerlei Auftrag von einer Blondine wegen eines Wagens mit einer Reifenpanne bekommen zu haben. Der Vizesheriff ließ ihn unter dem Lügendetektor vernehmen, und dabei ergab sich, daß der Mann log.
Tom Allen hat dann eingestanden, daß gegen fünf Uhr an jenem Morgen die besagte Blondine bei ihm die Nachtglocke geläutet und ihn gebeten hatte, einen Werkstattwagen zu dem Mann zu schicken, der etwa fünfzehn Kilometer vom Ort entfernt mit der Reifenpanne festsaß. Der Mechaniker aber beschloß, zuerst Kaffee zu kochen, und bat sie, ihm solange Gesellschaft zu leisten. Sie trank bei ihm Kaffee, und als sie mit Kaffeetrinken fertig waren, kamen sie zu der Überzeugung, es sei nun zu spät, einen Reparaturwagen loszuschicken — Beckley hätte sich inzwischen entweder selbst geholfen und sei längst weitergefahren oder habe jemanden angehalten und mit der Bitte um Hilfe nach der anderen Garage
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