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Von Fall zu Fall

Von Fall zu Fall

Titel: Von Fall zu Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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speziellen Blondine sogar viele dazu bereit wären.«
    Bertha nickte in stiller Spannung.
    »Infolgedessen«, fuhr ich fort, »war die Blonde ziemlich wählerisch. Sie wollte keinen Wagen, in dem sich schon eine Frau befand, und wollte auch keinen billig aussehenden, sondern mußte einen haben, der nach Geld förmlich roch. Da kommt des Weges Malcolm Beckley in seinem Roadracer, Hochleistungsmotor und alle modernen Schikanen...«
    »Weiter«, unterbrach Bertha voller Ungeduld.
    »Das paßte also der Blondine. Sie stieg ein. Vorn saßen zwei Männer. Übrigens hatte sie so einen hübschen kleinen, mit Blei gefüllten Lederschlauch an ihrem Körper verborgen.«
    »Mit Band um den Hals, unter ihrem Kleid versteckt«, steuerte Bertha beinah atemlos bei. Dann aber fügte sie rasch hinzu: »Halt, Moment mal, Donald, schwerer Irrtum von dir. Es war eine Eisenstange, mit der das Opfer erschlagen worden ist.«
    »Die wurde später für den Mord benutzt, ja«, belehrte ich sie, »doch ich spreche jetzt von einem Lederschlauch oder ähnlichem Instrument.«
    »Weiter, Donald, du bist ja der Erklärende.«
    »An geeigneter Stelle auf der Chaussee zieht die Blonde dieses praktische Gerät aus ihrem Pullover, und was macht sie damit?«
    »Na, was denn, was denn?« Bertha zitterte vor Erregung.
    »Sie konnte selbstverständlich nicht zuerst dem Fahrer eins über den Kopf hauen, weil dann der neben ihm sitzende Mann sie sicher gepackt und es einen Kampf gegeben hätte, bei dem sie vielleicht schlecht weggekommen wäre. So zieht sie zuerst dem Mitfahrer eine über, denn was sollte der Fahrer groß machen können? Er konnte nicht beide Hände vom Lenkrad nehmen, ohne ein Unglück zu verursachen, besonders auf der Gebirgsstraße. Höchstens eine Hand konnte er mal loslassen.«
    Bertha nickte.
    »Also gibt sie anschließend dem Fahrer einen liebevollen, leichten Schlag auf den Hinterkopf. Da das Instrument geschmeidig ist, wird der Hut nicht beschädigt, und der Schlag verursacht auch keine blutende Wunde.«
    »Und dann?«
    »Dann fährt die Blondine den Wagen auf den Feldweg, steigt aus, öffnet den Kofferraum, nimmt die Wagenheberstange und stößt den Fahrer aus dem Wagen. Fährt hundert Meter weiter und wirft den Mitfahrer, den sie nur betäubt hat, ebenfalls aus dem Wagen. Dann geht sie mit der Eisenstange in der Hand zurück und erledigt Malcolm Beckley gründlich, denn es darf nicht passieren, daß er wieder zum Leben erwacht. Sie braucht einen Toten, der identifizierbar bleiben muß.«
    »Weiter«, spornte Bertha mich an.
    »Zuerst jedoch nimmt sie alles aus Beckleys Taschen, geht zu dem bewußtlosen anderen Mann und stopft dem die Sachen in die Taschen, bis auf ein paar hundert Dollar vielleicht, die sie an sich nimmt, weil sie prinzipiell dagegen ist, Geld in den Taschen eines Dummkopfes zu lassen.«
    »Und dann?« fragte Bertha beinahe keuchend.
    »Dann«, fuhr ich fort, »verpaßt sie dem Mitfahrer einen nur streifenden Schlag mit der Eisenstange, gerade so kräftig, daß ein wenig Blut herauskommt — und nun hat sie genug, ist erledigt für den Tag.«
    »Wie meinst du das?« fragte Bertha.
    »Sie geht an den Straßenrand, setzt sich unter einen Busch und läßt der Natur freien Lauf.«
    »Inwiefern?«
    »Ach, schon gut. Sie wartet also, daß der Mitfahrer wieder zur Besinnung kommt. Na, und dabei spielte das Glück ihr in die Hände. Es kam so, daß Gage, als er aufwachte, nicht wußte, wo er sich befand und was eigentlich passiert war. Aber auch wenn er's gewußt hätte, wäre die Sache dadurch nicht viel anders verlaufen.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Er kam wieder zum Bewußtsein, hatte fürchterliche Kopfschmerzen, lag abseits der Straße, und es war dunkel. Der Wagen stand dort mit offener Vordertür und laufendem Motor. Was hättest du in dieser Lage getan?«
    »Du meinst, wenn ich dieser Mitfahrer gewesen wäre?«
    »Ganz recht.«
    »Ich wäre fix in das Auto geklettert und schleunigst abgedampft, bevor die Blondine wiederkommen und mich umbringen konnte.«
    »Genau das«, bestätigte ich. »Und was hättest du dann getan?«
    »Ich wäre in höchstem Tempo zur Stadt gefahren und hätte dort die Polizei alarmiert.«
    »Genau«, stimmte ich zu. »Und was hättest du der Polizei erzählen können?«
    »Na, das von der blonden Mitfahrerin und so weiter. Ich hätte dann die Polizei dorthin geleitet, wo ich den Wagen vorgefunden hatte.«
    »Du machst deine Sache prima«, lobte ich sie. »Also führe du die Theorie

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