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Von Feuer und Nacht

Von Feuer und Nacht

Titel: Von Feuer und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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schien sie zu erstaunen, dass sich zwei Männer darauf freuten, viele Stunden inmitten alter, staubiger Dokumente zu verbringen. Trotzdem schenkte sie Anton ein Lächeln.
    »Finden Sie neue Geschichten für mich.«
    »Ich könnte immer welche erfinden«, erwiderte er gedankenlos.
    Sie bedachte ihn mit einem finsteren Blick. »Ich möchte nur wahre hören.« Anton bat Yazra'h, die Katzen zurückzulassen, als sie ging, um sich wieder um Ridek'h zu kümmern. Die gelbbraunen Tiere blieben gern bei ihm. »Es gibt nichts Schöneres, als in Gesellschaft einer Katze zu lesen«, sagte Anton. Ildiraner schienen das nicht zu verstehen.
    Vao'sh erteilte Anweisungen, und die muskulösen Arbeiter schlugen mit schweren Keulen zu. Die durchsichtigen Steine der Barriere zersprangen, und Anton wich zurück, um nicht von umherfliegenden Splittern getroffen zu werden. Nach zwei weiteren wuchtigen Schlägen brach die Mauer zusammen.
    »Vor langer Zeit wurden an diesem Ort Apokryphen untergebracht«, erklärte Vao'sh. »Dokumente, die nie Teil der Saga der Sieben Sonnen waren und für den Saal der Erinne rer deshalb keinen historischen Wert hatten. Sie sind halb vergessen, und wir müssen jetzt in ihnen nach Informationen suchen, mit denen der Weise Imperator etwas anfangen kann.«
    Die Arbeiter schaufelten Mauerteile beiseite, und Vao'sh trat mit einer mobilen Lampe ins Archiv. »Zahllose Dokumente, die seit Jahrtausenden niemand mehr gesehen hat! Es wartet reichlich Arbeit auf uns, Erinnerer Anton.«
    Vao'sh griff nach einem Stapel perfekt erhaltener Diamantfilm-Blätter und schien den Tränen nahe zu sein. Er schickte die Arbeiter fort und reichte Anton ein weiteres Diamantfilm-Bündel. Der menschliche Gelehrte kehrte damit in den helleren Korridor zurück, blickte aufs oberste Blatt und betrachtete die ildiranischen Schriftzeichen. Für ihn waren sie ungewohnt verziert und archaisch. »Ohne Ihre Hilfe kann ich dies vielleicht nicht entziffern.«
    Einige Bedienstete brachten auf Geheiß von Ridek'h weitere Glänzer und zwei Schreibtische - vermutlich Yazra'hs Idee. Anton wünschte sich, dass seine Mutter Gelegenheit gehabt hätte, sich mit diesen uralten Geheimnissen zu befassen. Margaret Colicos hätte ihrem Sohn sicher gern dabei geholfen, diese unbekannten Teile des ildiranischen Epos zu untersuchen. Anton hatte noch immer nichts von ihr gehört und fragte sich, ob sie noch lebte ...
    Vao'sh und er nahmen sich die alten Dokumente vor. Der Weise Imperator hatte ihnen aufgetragen, nach Antworten auf Fragen zu suchen, die bisher noch niemand gestellt hatte. Die beiden Historiker arbeiteten eng zusammen, suchten nach Geheimnissen aus der Zeit des alten Krieges und Möglichkeiten, die Hydroger zu besiegen. Anton war sehr fasziniert, obwohl er an dem Nutzen der alten Aufzeichnungen zweifelte. Soweit er wusste, hatte sich der letzte große Konflikt für niemanden zum Vorteil entwickelt.
    In den unterirdischen Gewölben verlor Anton schon bald das Zeitgefühl - die Isix-Katzen knurrten, wenn sie hungrig wurden. Nach einem Arbeitstag kam Yazra'h und richtete einen strengen, tadelnden Blick auf die beiden Historiker. »Ihr vergesst alles um euch herum! Esst! Schlaft! Wisst ihr, wie lange ihr schon hier unten seid?«
    »Keine Ahnung«, sagte Anton.
    Vao'sh sah nur kurz auf. »Bitte lassen Sie uns von den Bediensteten etwas zu essen bringen.«
    Anton strich über den goldenen Kopfpelz der Isix-Katzen. »Und vielleicht sollten Sie die Katzen ins Freie bringen. Sie sind hier unten lange genug eingepfercht gewesen.«
    »Ich sollte Sie ins Freie bringen, Erinnerer Anton. Und Ihnen Bewegung verschaffen.«
    »Derzeit bin ich zu beschäftigt.«
    Yazra'h schnaubte abfällig und ging mit ihren Katzen fort. Kurze Zeit später brachten Bedienstete Speisen.
    Anton fühlte sich in einer anderen, isolierten Welt, getrennt von der Arbeit in der ildiranischen Kolonie. Vao'sh, die Finger und Hautlappen staubbedeckt, nahm sich ein Diamantfilm-Blatt nach dem anderen vor und las verblüffend schnell. Als er sich einem neuen Aufzeichnungsstapel zuwandte, schnappte er plötzlich nach Luft. »Geschichten aus der Verlorenen Zeit? So etwas sollte eigentlich gar nicht mehr existieren!«
    »Jemand scheint klug genug gewesen zu sein, sie aufzubewahren.« Anton blickte auf die vor ihm liegenden Blätter: Testamente, Berichte von früheren Problemen mit den Hydrogern, Geschichten über die Faeros und sogar die Shana Rei. Er wusste nicht, wie er Fakten von Fiktion

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