Von Feuer und Nacht
passieren, wenn er sich ihnen beugte.
»Helft mir, einen Weg aus der Falle zu finden, die ich mir selbst gestellt habe.«
93 KÖNIG PETER
»Ich kann Ihnen nicht dabei helfen, anderen Menschen Schaden zuzufügen«, sagte OX. Sie standen erneut am Springbrunnen, dessen Hintergrundgeräusch eventuelle Zuhörer daran hindern sollte, sie zu belauschen.
»Aber es ist Selbstverteidigung«, erwiderte Estarra. »Basil hat mehr als einmal versucht, uns umzubringen.« Seit dem Zwischenfall mit den manipulierten Speisen ernährten sie sich von Nahrungspaketen, die heimlich in ihr Quartier geschmuggelt wurden. »Und er wird es erneut versuchen.«
Seit Tagen hatten sie ihr Quartier nicht verlassen dürfen. Die Bevölkerung glaubte, dass das königliche Paar daran arbeitete, die Menschheit zu rächen.
Peter ging anders an die Sache heran. »OX, denk daran, wie viele Menschen sterben werden, weil der Vorsitzende die Kolonien der Hanse aufgegeben hat. Er handelt nicht im besten Interesse der Terranischen Hanse oder der Menschheit. Ist das nicht deine Priorität?«
»Ich habe verschiedene Prioritäten, zwischen denen es jetzt einen Konflikt zu geben scheint. Die Soldaten-Kompis haben so viele Personen umgebracht, dass ich es nicht wage, meine Programmierung infrage zu stellen.« OX war nicht stur; er hielt einfach nur an seinen Anweisungen fest. »Außerdem müsste jeder Kompi, der unter den gegenwärtigen Umständen versucht, einen tödlichen Gegenstand in die Nähe des Königs zu bringen, damit rechnen, aufgehalten und zerstört zu werden.«
Peter fluchte lautlos und wusste, dass OX recht hatte.
Der Lehrer-Kompi bot ihnen eine Geschichte an. »Im Lauf der Jahre musste ich viele Erinnerungen wegen begrenzter Speicherkapazität löschen, aber eine besondere habe ich bewahrt, weil sie lehrreich ist. Und schließlich bin ich ein Lehrer-Kompi.
Einmal während der langen Reise der Peary planten Besatzungsmitglieder eine Meuterei gegen den Kommandanten. Achtundfünfzig Jahre waren vergangen, und das Schiff hatte noch kein bewohnbares Sonnensystem gefunden. Die Meuterer versuchten, mich dazu zu bringen, ihnen Zugang zu den Waffenschränken zu verschaffen, aber ich lehnte ab. Sie versprachen, niemandem Schaden zuzufügen, doch die Ereignisse gerieten außer Kontrolle. Die Meuterer töteten sieben Männer und Frauen, bevor sie überwältigt werden konnten. Bestimmt wollten sie nicht, dass es zu derartiger Gewalt kam.
Ich habe bereits meine Loyalität Ihnen gegenüber zum Ausdruck gebracht, König Peter. Sie haben gezeigt, dass es Ihnen um die besten Interessen der Menschen geht, ungeachtet ihrer politischen Ausrichtung. Aber ich bin nicht bereit, mich auf eine Weise zu verhalten, die Menschen schaden könnte.« OX zögerte kurz. »Allerdings kann ich anderen Mitteilungen überbringen, wenn Sie möchten. Der Vorsitzende Wenzeslas lässt mich nicht überwachen.«
Estarra ließ sich seufzend auf den Rand des Springbrunnens sinken. Offenbar machte es ihr nichts aus, dass kaltes Wasser an ihren Rücken spritzte. »Du bist unser einziger Verbündeter im Flüsterpalast, OX. Wir zählen auf dich.«
Peter runzelte die Stirn. »Du bist bereits unser Verbindungsmann zum stellvertretenden Vorsitzenden Cain gewesen.«
»Da wäre noch meine Schwester Sarein«, sagte Estarra. »Aber ich weiß nicht, ob sie mir glauben würde.«
»Können wir ihr trauen?«, fragte Peter. »Können wir Cain oder McCammon trauen? Ich habe lange darüber nachgedacht. Es gibt nicht viele Leute, auf die wir uns verlassen können.«
Estarras Züge verhärteten sich. »Was bleibt uns sonst übrig?«
Sie versteifte sich plötzlich, und als Peter sich umdrehte, sah er, wie Basil Wenzeslas hereinkam. Wohl ein Freundschaftsbesuch?, fragte er sich voller Sarkasmus.
»Erwarten Sie keine Situationsberichte von Captain McCammon mehr«, sagte Basil geradeheraus. »Dieser Fehler ist korrigiert.«
»Der Kommandeur der königlichen Wache hat nicht verstanden, warum dem König wichtige Informationen vorenthalten wurden«, sagte Peter.
»Darauf hat auch Cain hingewiesen«, erwiderte Basil. »Er meinte, es gäbe keinen Grund, Ihnen gegenüber Informationen zurückzuhalten, da Sie nichts damit anfangen können.«
»Und glauben Sie ihm nicht? Halten Sie es für möglich, dass ich durch die Lektüre täglicher Situationsberichte einen Weg finde, die Regierung zu stürzen?«
Basil gab keine Antwort und sah OX an. »Was machst du hier? Du solltest bei Daniel sein und keine Zeit
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