Von Feuer und Nacht
zurück.
Basil ahnte nichts und hob die Tasse an die Lippen. Sarein stand ruckartig auf. »Trink das nicht!«
Es wurde still. Basil richtete einen verärgerten Blick auf Sarein, und sie musste sich etwas einfallen lassen. Alle Erklärungen, die ihr in den Sinn kamen, klangen lächerlich, und sie kannte Basils Sturheit: Er würde darauf bestehen, den Kaffee zu trinken, in aller Öffentlichkeit, um zu beweisen, dass sie sich irrte. Oh, er würde sie für dies bestrafen - wenn sie sich irrte.
»Ich habe gesehen ...« Sarein vermied es, in Richtung des königlichen Paars zu sehen. Ihr Blick fand Pellidor. Der Sonderbeauftragte war kalt, skrupellos und oft auch unhöflich. Vermutlich steckte er als ausführende Hand hinter den schrecklichen Dingen, von denen Estarra erzählt hatte - wahrscheinlich hatte er die Bombe an Bord der königlichen Jacht versteckt und die Delfine abgeschlachtet.
Basil sah sie mit gerunzelter Stirn an. »Ja, Botschafterin Sarein? Was ist?«
»Ich habe gesehen, wie Mr. Pellidor etwas in Ihren Kaffee gegeben hat. Er stellte es sehr heimlich an.«
Basil wölbte überrascht die Brauen. Bisher hatte Sarein nie so heftig reagiert und nie etwas getan, das ihn an ihr zweifeln ließ. »Das sind seltsame Worte.«
Sarein hielt den Atem an und zwang sich zu einem Nicken. »Ich weiß, Vorsitzender. Vielleicht habe ich es mir nur eingebildet, aber es sah verdächtig aus.« Sie schluckte. »Ist es nicht klüger, vorsichtig zu sein?« Die Versuchung, in den Gesichtern von König und Königin nach Schuld oder Zorn zu suchen, wurde fast übermächtig, aber ihr Blick verharrte bei dem jetzt empörten Pellidor.
»Das ist absurd, Vorsitzender. Ich habe Ihren Kaffee nicht angerührt.«
»Ich weiß, was ich gesehen habe«, sagte Sarein.
Jemand weiter unten am Tisch sprach laut genug, um in der Stille von allen gehört zu werden. »Ist das nicht der Mann, der die Warnung des Königs in Hinsicht auf die Kompis in den Wind schlug? Hat er uns nicht gesagt, es gäbe überhaupt keinen Grund, uns Sorgen zu machen?«
Seit der Revolte der Soldaten-Kompis hatten die Medien immer wieder Peters Rede bei der Kompi-Fabrik gezeigt -der König hatte dabei die Stilllegung des Werks verlangt, bis die Klikiss-Module genau untersucht werden konnten. Pellidor galt als der Mann, durch dessen Weigerung, auf die Worte des Königs zu hören, zahllose Menschen ums Leben gekommen waren.
Basil hörte das Murmeln am Tisch und sah Sarein an. »Ich habe keinen Grund zu glauben, dass mir der Sonderbeauftragte schaden möchte.« Er hob die Tasse, schnupperte daran und reichte sie dem blonden Mann.
»Aber wenn es Botschafterin Sarein glücklich macht ... Mr. Pellidor, bitte trinken Sie diesen Kaffee und beweisen Sie uns, dass damit alles in Ordnung ist.«
Falten bildeten sich in Pellidors Stirn. »Ich mache mir nichts aus Kaffee, Vorsitzender.«
»Und ich halte nichts von grundlosem Verdacht. Trinken Sie!«
Pellidor warf Sarein einen finsteren Blick zu, nahm die Tasse, nippte daran, schnitt eine Grimasse und trank die Tasse leer. Anschließend wandte er sich mit trotziger Miene an Sarein, die eine Mischung aus Erleichterung und Verwirrung fühlte.
Pellidors Finger zuckten, und die Tasse fiel zu Boden und zerbrach. Verblüffung zeigte sich in seinem Gesicht. Er drehte sich zum Vorsitzenden um, brach zusammen und stöhnte. Basil wich hastig von ihm fort. Pellidor gab würgende Geräusche von sich. Die angeschwollene Zunge kam zwischen den Lippen hervor, und die Augen traten aus den Höhlen ... und dann erschlaffte er.
Von einem Augenblick zum anderen herrschte im Bankettsaal ein wildes Durcheinander. Medienvertreter eilten herbei. Königliche Wächter stürmten in den Saal. Der entsetzte Vorsitzende stand wie erstarrt da, und Sarein griff nach seinem Arm, zog ihn vom Tisch weg.
Captain McCammon rief seinen Männern Befehle zu, und die königlichen Wächter bildeten einen schützenden Kordon um Peter und Estarra. »Bringt den König fort! Ein Mordanschlag hat stattgefunden.« Erst einige Momente später fiel den Wächtern ein, auch Prinz Daniel zu schützen.
Basil versuchte, sich schnell zu erholen. Er hob die Stimme und wusste, dass die Medien im Lauf der nächsten Tage immer wieder Aufzeichnungen dieser Ereignisse senden würden. »Ja, bringt den König und die Königin um ihrer Sicherheit willen zum königlichen Flügel - und bewacht sie dort gut.« Etwas schärfer fügte er hinzu: »Weitere Mordanschläge sind nicht
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