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Von Feuer und Nacht

Von Feuer und Nacht

Titel: Von Feuer und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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freute sich darüber, bei dieser Sache nicht allein zu sein.
    Wassertropfen sprangen von der Außenhülle des Schiffes, rasten durch die Wolken und setzten Wental-Kraft frei, als sie die Wassermoleküle in der Atmosphäre des Gasriesen erreichten. Die Energie der elementaren Wesen breitete sich knisternd in den Wolkenmeeren aus, wie ein Färbemittel in einem mit Flüssigkeit gefüllten Glas.
    Der erste Schlag.
    Jess blickte durch die transparente Membran seines Schiffes, als er tiefer kam, sah aber nur Sturmzonen und dichten Dunst. Die geistigen Stimmen der Wentals schilderten ihm ihren Kampf, der immer größere Teile des Gasriesen erfasste, doch in Begriffen, die Jess kaum verstand. Was in Golgen geschehen war, wiederholte sich hier: Die Wentals schickten sich an, Qronha 3 von den Hydrogern zu säubern.
    Plötzlich stiegen überall Kugelschiffe auf. Blaue Blitze zuckten durch die Wolkenzonen, in denen sich Wentals ausgebreitet hatten. Jess wich einer Hydroger-Kugel aus und entging nur knapp einem Energiestrahl. Er flog eine scharfe Kurve, lenkte sein schimmerndes Schiff dann wieder nach unten.
    Fast wäre er mit einem Kugelschiff kollidiert, das aus einer dunklen Sturmwolke kam. Die Fremden schenkten ihm keine Beachtung; sie eröffneten nicht das Feuer, schienen ganz auf den Kampf gegen ihren viel gefährlicheren Feind konzentriert zu sein. Als Jess an der Kugel vorbeiflog, beobachtete er, dass ihre Außenhülle wie von Säure zerfressen wirkte. Die Wental-Feuchtigkeit war korrosiv für die Kugelschiffe!
    Jess steuerte sein kleines Schiff immer weiter in die Tiefe von Qronha 3. Zehn weitere Kugeln stiegen auf und jagten an ihm vorbei, den Wentals entgegen. Vermutlich hatten die Fremden hier eine wichtige Basis oder Stadt, in der sie auch seine Schwester gefangen hielten. Jess musste sie finden.
    Der auf dem Wental-Schiff lastende Druck nahm immer mehr zu, aber die Wasserwesen gaben ihm nicht nach. Jess gab ihm nicht nach. Ein Teil seines Selbst war mit der Seele des Schiffes verbunden, und er folgte den energetischen Spuren, die die Hydroger-Kugeln hinterließen.
    In diesen Tiefen von Qronha 3 wurden die Gase zu einer dichten Suppe. Wassertropfen lösten sich von Jess' Schiff, wie Spritzer aus geschmolzenem Metall von einem brennenden Meteor. Mit jedem Tropfen breiteten sich mehr Wentals in den Wolken aus - Gift für die Hydroger.
    Ein Hochgefühl erfasste Jess. Mit reiner Willenskraft hielt er sein Schiff zusammen, obwohl immer mehr Wental-Wasser entwich. Ein Teil des Gerüstes aus Korallen und Perlmutt löste sich auf, als die Stützrippen enger zusammenrückten, um das kleiner werdende Schiff vor dem Druck zu schützen. Von den Wentals erfüllt, konnte Jess im feindlichen Ambiente des Gasriesen ebenso überleben wie im Vakuum des Alls. Aber das Schiff war nötig, um seine Schwester und die anderen zu retten.
    Durch den organischen Dunst der Aerosole sah Jess die gewaltige Stadtsphäre der Hydroger: ein Durcheinander aus den verschiedensten geometrischen Formen, die keinem erkennbaren Zweck dienten. Von hier aus, von diesem Planeten, hatten die Hydroger Kugelschiffe losgeschickt, um hilflose Menschen anzugreifen. Jess dachte an die vielen zerstörten Himmelsminen der Roamer ... an die Blaue Himmelsmine seines Bruders Ross...
    Er fokussierte seinen Blick wie einen Laser, ließ das kleine Schiff schneller werden und hielt genau auf die Stadtsphäre zu. Es durchdrang ihre schützenden Membranen, ohne langsamer zu werden, jagte durch die Metropole der Hydroger und raste über vielflächige Gebäude hinweg. Jess lenkte sein Schiff durch Schluchten zwischen den geometrischen Formationen und hielt nach Hinweisen darauf Ausschau, wo sich die Gefangenen befinden mochten. Wental-Sinne halfen ihm bei der Suche. Die elementaren Geschöpfe berührten Wassermoleküle in der Luft und schienen zu wissen, dass er sich dem gesuchten Ort näherte.
    Unten in den »Straßen«, zwischen krummen Brücken und wie Möbiusstreifen wirkenden Bögen, versammelten sich die Hydroger, wie Pfützen aus Quecksilber. Sie wussten von Jess und wollten ihn daran hindern, die Gefangenen zu befreien.
    Das geschrumpfte Wental-Schiff hielt an, als ihm Hydroger den Weg versperrten. Vor ihnen verwandelten sich die silbrig glänzenden Pfützen in menschliche Gestalten, die alle gleich aussahen.
    Jess erstarrte.
    Sie alle hatten die Gestalt seines Bruders Ross.

116 ZHETT KELLUM
    Als alle Roamer-Schiffe Wental-Wasser aus dem lebenden Ozean von Charybdis

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