Von Feuer und Nacht
bringen sollen.«
»Warte ab. Ein unvorsichtiger Jäger könnte in seine eigene Falle geraten«, erwiderte das Mädchen.
Die Kugelschiffe am Himmel über Mijistra sanken tiefer, und Entladungen knisterten zwischen den stachelartigen Vorsprüngen in ihrer Außenhülle. Die Einheiten der Solaren Marine konnten die Kugeln nicht rechtzeitig vernichten. Und selbst wenn ihnen das gelungen wäre: Explosionen und Trümmer hätten die halbe Stadt in Schutt und Asche gelegt.
Osira'h wandte sich dem wütenden Gesandten zu, als er den Audienzsaal erreichte und anhielt. Der Hydroger im Innern der Druckkapsel hatte bereits menschliche Gestalt angenommen. Eine unheilvolle Stimme donnerte: »Sie haben gewusst, welche Konsequenzen es für Sie haben würde, unseren Forderungen nicht nachzukommen. Und doch haben Sie uns verraten.« Trotz des Zorns blieb der Gesichtsausdruck der simulierten menschlichen Gestalt in der Druckkapsel unverändert. »Wir werden diese Stadt vernichten, den ganzen Planeten. Wir werden Ihr Volk auslöschen.« Mit der Eleganz einer Isix-Katze ging Osira'h die Treppenstufen hinunter und trat schutzlos vor die Kapsel des Gesandten. In ihrem Bewusstsein war die Verbindung zu den Hydrogern nie ganz unterbrochen gewesen, aber sie hatte den fremden Einfluss von sich ferngehalten. »Bevor Sie uns vernichten ... Wir haben wichtige Informationen für Sie.«
»Welche Informationen?«, fragte der Gesandte skeptisch.
»Sie betreffen eine fatale Schwäche der Verdani, und eine andere, die Sie für den Sieg über die zurückgekehrten Wentals nutzen könnten.« Osira'hs Mutter hatte von vielen Dingen erzählt, über die sie aufgrund ihres erneuerten Kontakts mit dem Weltwald Bescheid wusste. »Wir bieten Ihnen diese Informationen für unser Leben.«
»Erzähl uns davon.«
»Nur wenn Sie die Ildiraner am Leben lassen«, sagte Osira'h. Die Kühnheit des Mädchens schien den Gesandten zu verblüffen. »Wir entscheiden über den Wert der Informationen, sobald wir wissen, worum es geht.«
Osira'h gab sich den Anschein einzuwilligen. »Ich übermittle sie durch die mentale Verbindung.« Ihr Gesicht wurde ausdruckslos. Ohne auf eine Genehmigung zu warten, öffnete sie ihr Selbst so, wie sie es gelernt hatte, und stellte einen Kontakt her. Das Bewusstsein des Hydrogers griff von seiner Seite aus auf die Verbindung zu. Gut. Seine Kooperation machte alles einfacher.
Zuvor waren die Kontakte mit den Hydrogern fast unterwürfig gewesen. Diesmal nicht. Osira'h überraschte sie, indem sie das mentale Tor mit dem Rammbock ihres Bewusstseins weit aufstieß. Mit aller Entschlossenheit ging sie vor, ohne zu zögern.
Als der Gesandte verblüfft zurückwich, drehte sich Osira'h halb um und griff nach der Hand ihres Vaters, der die Treppe herunterkam. Sie berührten sich, und es entstand ein Band zwischen ihnen. Jora'h war das Zentrum des ildiranischen Thism, der Weise Imperator und ihr Vater. Das Band zwischen ihnen hätte nicht stärker sein können. Der Kontakt mit dem Thism verstärkte Osira'hs besondere Fähigkeiten, und sie wurde unaufhaltsam. Sie zerriss alle Barrieren und zwang dem Bewusstsein des Hydrogers die telepathische Verbindung auf.
Der Gesandte konnte nichts dagegen tun. Osira'h war die Brücke. Sie musste schnell handeln, bevor er die wahre Gefahr begriff. Das kleine Mischlingsmädchen packte sein Selbst und schuf durch ihn eine Verbindung zu den Hydrogern in den sechzig Kugelschiffen am Himmel über Mijistra. Osira'h zerschmetterte mentale Wände und bahnte sich einen Weg ins gemeinsame Selbst der Fremden. Deutlich spürte sie die Verwirrung der Hydroger, hörte ihre Forderungen und entdeckte sogar einen Hauch von Furcht angesichts ihres Unvermögens, die Verbindung zu verstehen.
Es war genau das, was Osira'h brauchte.
Jora'h hielt die Hand seiner Tochter und zog sie etwas näher zu sich. Osira'h wusste, dass inzwischen auch ihre Mutter zugegen war.
Nira kam mit dem neuen Schössling aus einem kleinen Alkoven - grüne und goldene Blattwedel wuchsen aus einem Stück Weltbaumholz. Als sich die grüne Priesterin zeigte, erzitterte der Hydroger-Emissär in seiner Druckkapsel. Er versuchte verzweifelt, die mentale Verbindung zu unterbrechen und das von Osira'h weit aufgestoßene Tor zu schließen, aber sie hielt sein Selbst fest, ließ nicht locker.
Mit dem Schössling in einer Hand berührte Nira die Schulter ihrer Tochter und verband sich mit ihr durch den Telkontakt. Mit dem Band zwischen ihr und ihrer Mutter
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