Von Feuer und Nacht
für seinen Verrat büßen und Zhett zeigen, dass er sich verändert hatte und sein Verhalten aufrichtig bedauerte. Vielleicht gab sie ihm dann eine zweite Chance.
Von Osquivel aus flog Patrick zum Regierungszentrum der Roamer namens Rendezvous - oder dem, was davon übrig war. Admiral Stromos Kampfgruppe hatte dort ganze Arbeit geleistet.
Er hatte Bilder von dem großen Asteroidenkomplex gesehen. Die Roamer hatten einen Haufen lebloser Felsbrocken in ein blühendes Handels- und Regierungszentrum verwandelt. Und dann war die TVF gekommen, um all das zu zerstören. Die vielen Explosionen hatten den Asteroiden ein neues Bewegungsmoment gegeben, und in der kurzen Zeit nach dem sinnlosen Angriff waren sie immer weiter auseinandergetrieben.
Patrick schnitt eine Grimasse, als er die Szene sah. Dieser Komplex war das politische Äquivalent des Flüsterpalastes auf der Erde oder des Verwaltungszentrums der Hanse gewesen. Roamer hatten die TVF nie provoziert, soweit er wusste. Sie waren ihrerseits provoziert worden und hatten daraufhin ein Handelsembargo verhängt - zu Recht. Statt nach einer friedlichen Lösung zu suchen und eine Verständigung mit den Roamern anzustreben, hatte der Vorsitzende die Situation eskalieren lassen und vollständige Kontrolle angestrebt. Vielleicht hätte sich Maureen Fitzpatrick an seiner Stelle ebenso verhalten.
Kein Wunder, dass die Roamer die Tiwis verachteten.
Patrick flog langsam durch das Trümmerfeld und versuchte sich vorzustellen, wie phantastisch dieser Ort einst gewesen war. Er dachte daran, was man den Roamern alles angetan hatte ... Umso erstaunlicher war es, dass sie die TVF-Überlebenden nicht einfach dem All überlassen hatten. Patrick verdankte den Roamern sein Leben.
Erneut ließ er sein kleines Schiff treiben. Er hatte viel Zeit zum Nachdenken, und es gab viele Dinge, über die er nachdenken musste. Und er hielt an seiner Entschlossenheit fest, die Suche nach Zhett fortzusetzen und alles in Ordnung zu bringen, wenn er sie fand. Es würde nicht leicht sein, aber in seinem Leben hatte es zu viele leichte Aufgaben gegeben, dank seiner Familie. Diesmal musste er ganz allein zurechtkommen.
Patrick berechnete den nächsten Kurs und flog weiter.
141 RLINDA KETT
Die Unersättliche Neugier driftete tagelang im offenen All. Für Rlinda war es die schönste Zeit seit langem. »Ich habe ganz vergessen, wie viel Freude man mit ein bisschen Zurückgezogenheit haben kann.«
Auch BeBob beklagte sich nicht. Sie hielten die Neugier so warm, dass sie den halben Tag auf Kleidung verzichten konnten - und das war oft der Fall. Rlinda ließ das Licht dämmrig, der Stimmung wegen. BeBob hatte sie oft genug nackt gesehen, vor, während und nach ihrer stürmischen Ehe. Rlinda war gewiss nicht eines der pheromonisierten Models, aber er schien sich an ihr nie satt zu sehen.
BeBob löste sich von ihr und wollte zur Kombüse der Neugier gehen, um sich einen Snack zu besorgen, aber Rlinda hielt ihn fest.
»He, hiergeblieben. Ich möchte noch ein wenig länger schmusen.« Sie schmiegten sich wieder aneinander.
»Dies ist eindeutig besser als die kalten Hütten auf Plumas«, sagte BeBob.
»Dies ist besser als alles auf Plumas.« Nach einigen Minuten seufzte Rlinda.
»Irgendwann sollten wir die Reparaturen zu Ende bringen.«
»Na schön, na schön. Wenn du für den Schutzanzug bereit bist, helfe ich beim Austausch weiterer Komponenten.«
»Ich habe nicht gesagt, dass ich es so eilig habe.«
Nach der Flucht vom Eismond hatten Rlinda und BeBob beschlossen, es ruhig angehen zu lassen und sich zu entspannen. Die Tamblyn-Brüder hatten die Unersättliche Neugier behalten wollen und alle für die Reparatur notwendigen Teile an Bord bereitgelegt. Rlinda und ihr Exmann arbeiteten zusammen, ließen sich Zeit, beendeten schließlich die Instandsetzung und testeten die Systeme. Die Neugier bekam von ihnen die Pflege, die sie seit einer ganzen Weile brauchte.
Die meisten Gourmet-Spezialitäten waren aus dem Frachtraum verschwunden. Ein großer Teil ihrer besten Vorräte und Handelswaren war bei der Flucht vor der TVF verloren gegangen, als Rlinda den Hauptfrachtraum geöffnet hatte. Sie sprach für sich selbst und bestimmt nicht für BeBob, als sie sagte: »Lieber öffne ich im Vakuum des Alls meinen Raumhelm, als von Standard-Nahrungspackungen zu leben.«
»Oh, sie sind gar nicht so übel, wenn man sich an sie gewöhnt hat.« Während der Arbeit stellte sich immer wieder die Frage, wohin sie nach
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