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Von Feuer und Nacht

Von Feuer und Nacht

Titel: Von Feuer und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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Nira gab nicht auf. Sie war von ihrer Insel entkommen, hatte mit einem Floß das Binnenmeer überquert und mit der langen Wanderung begonnen. Sie hoffte, irgendwann auf eine Siedlung oder ein Schiff zu treffen. Nur dann hatte sie eine Chance, ihre Tochter wiederzusehen.
    Osira'h war damals nur ein kleines Mädchen gewesen, doch Nira hatte alle ihre Erinnerungen auf sie übertragen, um ihr den Blick für die Wahrheit zu öffnen. Was mochten die vielen schrecklichen Bilder in dem unschuldigen Kind angerichtet haben? Nira vermutete, dass Osira'h nach dem telepathischen Kontakt in jener Nacht kein Kind mehr gewesen war. Habe ich das Richtige getan?
    Ihre Reise schien von Anfang an ein unmögliches Unterfangen gewesen zu sein, und deshalb verzichtete Nira darauf, die Tage zu zählen. Sie setzte einfach einen Fuß vor den anderen, trank Wasser, wenn sie einen Bach fand, und nahm mit ihrer grünen Haut das Sonnenlicht auf - eine Erweiterung ihrer Ernährung, die aus bitterem Obst, Wurzeln und trockenen Samenkernen bestand.
    Nira wanderte durch eine grasige Hügellandschaft, und braune Halme strichen um ihre Waden. Sie erklomm eine Anhöhe, um einen besseren Ausblick zu haben. Zum fernen Horizont wollte sie sehen, in der Hoffnung, dort ein Ziel zu erkennen.
    Durch das dichte Gras stapfte Nira nach oben, und als sie die Kuppe des Hügels erreichte, hörte sie etwas und hob den Kopf. Sie vernahm ein Summen, das schnell zu einem Donnern anschwoll, und plötzlich sah sie mehrere schnittige Flieger. Von der anderen Seite der Anhöhe kam noch eine Maschine, die viel näher war. Sie flog so tief, dass die verdrängte Luft das Gras an den Boden drückte.
    Erschrocken machte Nira kehrt und hastete den Hang hinab. Mit dem einen Fuß verfing sie sich an einer Wurzel und fiel, kam aber sofort wieder auf die Beine und eilte weiter. Scoutschiffe! Der Dobro-Designierte hatte sie gefunden! Wenn er beabsichtigte, Nira wieder ins Zuchtlager zu bringen ... Dorthin wollte sie auf keinen Fall zurück!
    Die Scoutschiffe kreisten mit heulenden Triebwerken am Himmel. Nira lief, rutschte und versuchte, sich im hohen Gras zu verbergen, aber von oben konnte man sie leicht sehen. Ein Schiff landete auf der Anhöhe, und mehrere Ildiraner stiegen aus, riefen ihr etwas zu.
    Nira erreichte ein Tal zwischen den Hügeln. Zwei Scoutschiffe landeten zu beiden Seiten - ihre Peiniger kamen aus allen Richtungen!
    »Lasst mich in Ruhe!« Ihre Stimme war rau und heiser, kaum mehr als ein Flüstern. Sie wusste gar nicht mehr, wann sie zum letzten Mal gesprochen hatte.
    Ildiraner eilten auf sie zu. Ein junger Mann, der eine ge wisse Ähnlichkeit mit Jora'h aufwies, sah sie neugierig an. »Warum versuchen Sie, sich zu verstecken, grüne Priesterin?«
    Nira erinnerte sich an die Vergewaltigungen, daran, wie sie in den Zuchtbaracken eingesperrt gewesen war. Die Bilder flammten vor ihrem inneren Auge auf. Einige ihrer Schänder hatten monströs ausgesehen; andere, wie Udru'h, waren in ihrem Innern Monstren gewesen. Wenn sie die Möglichkeit gehabt hätte, wäre sie vor den Ildiranern tot zu Boden gesunken, als eine letzte Geste des Trotzes. Aber dazu war sie nicht imstande.
    Die Ildiraner packten Nira. Sie konnte sich nicht losreißen, sich nicht einmal wehren. Sie ließ ihre Beine erschlaffen, aber die Wächter hielten sie hoch und trugen sie zu den Schiffen.

37 KOLKER
    Ohne eine Erklärung dafür, warum sie ihre Quartiere nicht hatten verlassen dürfen, bekamen die Menschen wieder Gelegenheit, sich relativ frei im Prismapalast zu bewegen. Doch Kolker blieb im Sonnenschein sitzen, der durch die großen Fenster fiel. Wohin auch immer er ging: Der grüne Priester wusste, dass er allein gewesen wäre, ohne Kontakt zum Weltwald. Die geistige Stille war schier unerträglich.
    Aber wenn er den Schössling fand, dessen Präsenz wie ein ganz leises und fast unhörbares Flüstern war ...
    Im Telkontakt hatte Kolker immer zahllose telepathische Stimmen gehört, ein auf ihn sehr beruhigend wirkendes Konzert aus Bewusstseinssphären und Informationen. Er konnte Neuigkeiten mit den anderen grünen Priestern aus tauschen, wo auch immer sie sich befanden. Selbst isoliert an Bord einer Himmelsmine war er nicht allein gewesen. Kolker hatte sich nie vorgestellt, das alles einmal zu verlieren. Der Weltwald war jetzt unendlich weit entfernt. Doch wenn er den Schössling fand, konnte er wieder einen Kon- takt herstellen.
    Sullivan Gold machte sich Sorgen wegen Kolkers Depressionen. »Wenn

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