Von Flammen verzehrt
überwacht. Hier sind überall Kameras. Warum essen Sie nicht einfach eine Kleinigkeit, nehmen ein Bad und genießen den sonnigen Tag?“
Sie öffnete eine Tür, die Chloé bisher nicht aufgefallen war, und deutete auf ein imposantes Bad im altrömischen Stil mit Marmor, Gold und einem im Boden eingelassenen Becken, das selbst Kleopatra gefallen hätte. Ein kunstvolles Mosaik überzog den Boden und einen Teil der Wände. Noch während Chloé über den unfassbaren Luxus staunte, hörte sie das dumpfe Schließen der überwachten Tür. Sie war wieder allein.
Ratlos ging sie durch die Zimmer und fragte sich, was ihr Entführer damit bezweckte. Noch einmal trat sie hinaus auf den Balkon. Möbel aus Tropenholz luden dazu ein, ein Sonnenbad zu nehmen, und eine Flasche eisgekühlten Champagners stand in der Mitte des Tisches, aber Chloé hatte nicht vor, ihre Sinne durch Alkohol zu benebeln.
Sie musste hier raus – und zwar bevor der Psycho mit seinem Messer zurückkam, um eine weitere Runde seiner kranken Spiele mit ihr zu spielen.
Die Aussicht auf Rom war atemberaubend, aber für Chloé hätte es auch der Blick auf eine Müllhalde sein können, so wenig interessierte sie das. Wie sie erwartet hatte, war das Gebäude in den wenigen Minuten, seit sie zuletzt über die Brüstung gesehen hatte, nicht geschrumpft, und so war hier nach wie vor kein Ausweg zu finden.
„Denk nach!“, ermahnte sie sich selbst, aber ihr pochender Kopf, dem die Sonne noch weiter zusetzte, vereitelte schließlich jeden Gedanken an Flucht durch den Garten.
Hilflos der Tatsache ins Auge sehend, dass sie sich in einem goldenen Käfig befand, ging sie hinein und goss sich eine Tasse Kaffee ein. Sie brauchte Kraft, wenn sie nicht jede Chance auf Rettung vertun wollte, und so zwang sie ein wenig des Essens in ihren rebellierenden Magen. Sie musste zugeben, es schmeckte köstlich, auch wenn ihr Appetit zu wünschen übrig ließ.
Je mehr Zeit verging, ohne dass etwas geschah, umso ratloser wurde Chloé. Was wollte der Kerl von ihr? Wer war er überhaupt?
Ihre Haut kribbelte, als sie sich an den Moment erinnerte, als er seine Zunge über den Schnitt hatte gleiten lassen. In dem Augenblick, in dem ihr ganzer Körper nur aus Schmerzen zu bestehen schien, war ihr dies fast wie eine rettende Zärtlichkeit vorgekommen. Gedankenversunken strich sie über die verkrustete Wunde und wurde sich dabei ihrer blutbefleckten Kleidung bewusst.
Zögernd ging sie ins Bad und ließ Wasser über ihre Hände und Arme laufen.
„Darf ich Ihnen ein Bad bereiten?“, ließ sie die Stimme des Zimmermädchens zusammenzucken, dessen Rückkehr sie nicht bemerkt hatte.
Ohne auf eine Antwort zu warten, ließ sie Wasser in die Wanne, goss aus einem silbernen Kännchen einen milchigen Badezusatz ein und streute wohlriechende Blüten dazu. Sie nahm aus einem Schrank dicke Badetücher heraus und breitete sie auf einem Sessel neben dem Becken aus.
Chloé beobachtete die Vorbereitungen schweigend. Nie zuvor hatte sie solchen Luxus und so eine zuvorkommende Behandlung erlebt. Die Worte des Wanderers kamen ihr in den Sinn: Du wirst tun, was ich sage. Du wirst mir nichts verweigern, was ich verlange. Dann wird es dir an nichts fehlen. Ich kann dir alles geben, was du erträumst, doch widersetzt du dich mir …
Sie hatte sich doch widersetzt, oder etwa nicht? Immerhin hatte sie ihn Arschloch genannt. Ihr Schnitt brannte, und sie hob die Hand an ihre Brust. Aber sie hatte ihm ihr Blut gegeben.
Freiwillig ... Nein, nicht wirklich freiwillig, aber es war ihre Hand gewesen, die das Messer geführt hatte.
„Bitte, Signorina“, riss sie das Mädchen aus ihren Gedanken und deutete auf das fertige Bad. „Rufen Sie mich, wenn Sie noch etwas benötigen.“
Damit zog sie sich so leise zurück, wie sie gekommen war. Chloé war sich der Kameras bewusst, von denen die Frau gesprochen hatte, als sie zögernd anfing, ihre schmutzigen Klamotten auszuziehen. Sie fühlte sich mit jedem Stück, das sie ablegte, hilfloser und verwundbarer. Was, wenn er jetzt hereinkäme?
Ihre Angst ließ sie erneut zu ihrer Arznei greifen, ehe sie hektisch in die Wanne stieg.
Das warme Wasser umschmeichelte ihren Körper, aber Chloé konnte keine Entspannung finden. Schnell wusch sie sich das verkrustete Blut von der Haut, als könnte sie dadurch auch die Erinnerung abspülen. Aber je mehr sie versuchte, nicht an ihn zu denken, umso deutlicher wurden die Bilder dessen, was geschehen war.
Er hatte auf ihr
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