Von Flammen verzehrt
immer verwendete, um Gäste anzuheizen.
„Du bist doch nicht neidisch, Cruz? Weil du selbst gerne …“
„So ist das also?“, unterbrach er sie und sah ihr direkt in die Augen. Er glaubte ihr wohl kein Wort, aber Fay hatte nicht vor, sich noch einmal so verletzlich zu zeigen.
„Ja, so ist das“, behauptete sie und schnippte die Kippe über die Brücke.
Cruz rieb sich das stoppelige Kinn und musterte Fay. Sie schien verletzt, obwohl sie die Harte gab. So leid es ihm tat, dass er ihre Hoffnungen, auf … nun, auf was auch immer mit Julien zerstören musste, so wichtig war doch, dass sie verstand. Vielleicht hatte Alessa hier ja gar nicht so unrecht. Fay steckte viel zu tief in der Scheiße, die er und seine Brüder verursacht hatten, als dass man sie mit Halbwahrheiten abspeisen konnte.
„Und jetzt?“, fragte sie schnippisch. „Willst du noch länger hier stehen und mich anglotzen?“
Er musste grinsen, weil sie vielleicht einem normalen Mann etwas vormachen konnte, aber nach tausend Jahren im Umgang mit Menschen verfügte er über ein wenig mehr Feingefühl und Menschenkenntnis als die Kerle, mit denen sie sonst zu tun hatte.
„Ich glotze dich nicht an – und das weißt du. Ich überlege, was ich nun mit dir mache. Du siehst nicht so aus, als wolltest du zurück in die Wohnung.“
„Nein. Diese Dunkelheit macht mich fertig … warum hält Alessa alle Fensterläden geschlossen?“
„Helligkeit verursacht ihr Kopfschmerzen“, erklärte Cruz versöhnlich.
„Wirklich? Ich dachte, sie ist blind? Kann sie hell und dunkel überhaupt unterscheiden?“
„Sie ist nicht von Geburt an blind.“
„Sie hat gesagt, sie hat ihr Augenlicht für euch gegeben?“
Cruz sah sie an. Ihre roten Locken tanzten im Wind. Ihr Shirt konnte nicht verbergen, dass sie keinen BH trug, und ihre Jeans saß eng an ihren Beinen, sodass er nicht viel Fantasie brauchte, um sich vorzustellen, warum sein Freund sich auf Fay eingelassen hatte. Doch wie weit konnte man einer Stripperin vertrauen?
„Was hat Julien dir erzählt, Fay?“
Fay schnaubte und griff nach ihren Zigaretten.
„Ist das wichtig? Denkst du, eure dunklen Geheimnisse sind bei mir nicht sicher?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Verrate mir, Cruz, wem sollte ich davon berichten? Wer würde mir so eine bescheuerte Geschichte schon glauben? Nein, diese Peinlichkeit erspare ich mir lieber.“
Cruz lachte und führte sie über die Brücke bis hinüber zur Engelsburg.
„Kann ich mir denken. Vor allem, weil wir Nebelmänner – wo immer wir auch sind – spurlos wieder verschwinden. Es gibt keine Beweise für … das alles. Niemand würde dir glauben.“
Er machte eine Geste, die auch ihn selbst mit einschloss. Fay blieb stehen und sah ihm in die Augen.
„Tut ihr das? Verschwinden?“
Er bemerkte den Schmerz in ihrer Stimme, auch wenn sie versuchte, ihn zu verbergen.
„Ja, Fay, das tun wir. Immer.“
Kurz glaubte er, sie damit verletzt zu haben, aber dann legte sich eine Maske aus gespielter Stärke und Trotz über ihr schönes Gesicht.
„Wenn das stimmt, was ist dann Alessa? Spurloses Verschwinden würde ich es ja nicht nennen, ein Kind zu hinterlassen. Und nennt ihr euch so? Nebelmänner? Soll das gruselig sein?“
Cruz lautes Lachen ließ einige Touristen sich nach ihnen umsehen, als sie die Straße hinauf zum Petersplatz gingen.
„Punkt für dich! Und nein, normalerweise nennen nicht wir uns so, sondern jene, die von uns wissen.“
Fay grinste.
„Und ich dachte, ich wäre die Erste, die hinter euer Geheimnis gekommen ist.“
Ernster als zuvor zeigte Cruz vor sie. Der eindrucksvolle Obelisk, der das Zentrum des Petersplatzes bildete, ragte vor ihnen auf.
„Nein, leider nicht. Wir haben Feinde, Fay. Mächtige Feinde. Lass dir von Julien Alessas Geschichte erzählen. Dann verstehst du auch, warum ich dich warne.“
Sie hatten den imposanten Platz erreicht, der von Säulengängen eingefasst war und dessen schiere Größe Fay schon ganz schwindelig machte.
„Gehört der Wanderer zu ihnen? Zu den mächtigen Feinden, meine ich?“
Cruz zögerte.
„Ich weiß es nicht. Ihn zu durchschauen, ist nicht einfach. Psychopathen wie er … sind unberechenbar. Er ist ein Söldner. Die Kirche ginge ein Risiko ein, mit ihm gemeinsame Sache zu machen.“
„Lebt Chloé noch?“, fragte sie, und zum ersten Mal bekam ihre harte Schale einen Riss. Tränen schwammen in ihren Augen, und sie presste die Lippen zusammen, um deren Beben zu
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