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Von Flammen verzehrt

Von Flammen verzehrt

Titel: Von Flammen verzehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
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hatte ihre Augen geschlossen und bemerkte nicht den Schatten, der kurz über dem Becken aufragte.
    Als ihr das Herz vor Anstrengung in der Brust hämmerte, wurden ihre Züge langsamer. Sie glitt die letzten Meter zum Beckenrand und ließ den Sauerstoff aus ihrer Lunge entweichen, ehe sie die Oberfläche durchbrach. Die Klinge, die sich direkt auf ihre Kehle richtete, sah sie beinahe nicht, und nur ihr erschrockenes Innehalten verhinderte, dass sich diese in ihren Hals bohrte.
    „Hallo, Marzia. Wir haben uns lange nicht gesehen.“
     

    Julien war gerade in der rechten Stimmung, sich mit Marzia Colucci auseinanderzusetzen. Der Streit mit Lamar über Fay, seine eigene Unsicherheit, was seine Gefühle für sie angingen, und die anhaltende Wut über Gabriels Tod bündelten sich zur nötigen Gewaltbereitschaft seiner Feinde gegenüber. Und Marzia Colucci war sein Feind.
    Das kurze Aufblitzen von Furcht auf ihrem Gesicht ließ ihn kalt.
    Reglos verharrte sie im Wasser, fasste sich aber schnell wieder.
    „Julien Colombier … ich hatte fast mit dir gerechnet“, gestand sie. „Wie bist du hier hereingekommen?“
    Julien wusste, dass sie ein Vermögen für diese Sicherheitsanlage ausgegeben haben musste, aber wo ein Wille war, da war bekanntlich auch ein Weg.
    „Nach tausend Jahren Übung … gibt es nichts, das mich aufhält.“
    Sie lächelte und tauchte unter. Julien sah ihr zu, wie sie zur Treppe am seitlichen Beckenrand schwamm, und griff sich das Handtuch. Als sie elegant aus dem Wasser stieg, trat er ihr entgegen.
    „Sag mir, Marzia, warum überrascht dich mein Besuch nicht?“, fragte er und enthielt ihr das Handtuch vor, als sie danach griff. „Weil du weißt, dass ich für den Mord an Gabriel Vergeltung fordern werde?“
    Sie trat näher, sodass die Feuchtigkeit ihrer Haut sein Hemd benetzte, und nahm ihm das Tuch aus der Hand. Länger als nötig lehnte sie sich gegen ihn und legte ihren Kopf in den Nacken, um ihm in die Augen sehen zu können.
    „Wie kommst du darauf …“, sie leckte sich bewusst langsam einen Wassertropfen von den Lippen, „… dass ich unsere friedliche Übereinkunft gefährden würde?“
    Julien trat zurück und sah ihr zu, wie sie sich Hals und Dekolleté abtupfte. Sie war eine schöne Frau, die es gewohnt war, ihr Reize als Werkzeug einzusetzen. Allerdings konnte auch ihr schönes Antlitz nicht über die gierige Kälte ihrer Seele hinwegtäuschen.
    „Willst du sagen, der Wanderer steht nicht auf deiner Gehaltsliste?“
    Sie wandte sich ab, und für einen kurzen Moment, ehe sie das Handtuch um ihren Körper schlang, offenbarte sie Julien die tiefen Narben, die ihren Rücken überzogen. Ein Anblick, den man in der heutigen Zeit nicht mehr oft zu Gesicht bekam.
    „Als würde ich all die Schmeißfliegen kennen, die für mich die Drecksarbeit erledigen“, gab sie kalt zurück.
    Wütend riss Julien sie zu sich herum und packte sie an der Kehle.
    „Ich hätte dich ertränken sollen!“, knurrte er und drückte zu. „Vor hundert Jahren, Marzia, haben wir dich verschont, obwohl du es nicht verdient hattest! Noch einmal … werden wir das nicht!“
    Sie riss sich los.
    „Ich habe nichts zu tun mit dem Wanderer! Du kennst meine Geschichte, Julien! Er ist mein Feind, ebenso wie der eure.“
    Julien wusste nicht, ob er ihr glauben sollte. Obwohl ihm normale Menschen kaum noch etwas vormachen konnten, gelang es ihm nicht, Marzia zu durchschauen. Wie er hatte sie Jahrhunderte Zeit gehabt, zu lernen, wie man Gefühle verbarg.
    „Falls du von unserem Freund hörst … und ich nehme an, das wirst du, denn er ist hier in Rom … wirst du es mich wissen lassen!“, befahl er eindringlich und hielt sie fest. Er schob ihr das Handtuch von der Schulter und fuhr sacht mit der flachen Hand eine der Narben auf ihrem Rücken nach. Sie zog sich von der Schulter einmal quer über den Rücken, bis hinunter zum Po und den Oberschenkel. Die Peitsche hatte ein tiefes Zeichen der Demütigung auf ihrer seidigen Haut hinterlassen.
    „Du wirst es mich wissen lassen, oder … oder ich sehe mich gezwungen, eine Allianz mit ihm einzugehen.“
    Er drehte sie zu sich um und fasste sie grob am Kinn.
    „Was meinst du, Marzia? Was könnte ich ihm geben, um … um mich seiner Freundschaft zu versichern?“
    Er lächelte. Obwohl sich die Frau in seiner Gewalt Mühe gab, es zu verbergen, spürte er das Grauen, welches sie packte.
    „Ich vermute, dir wird etwas einfallen!“, spie sie ihm entgegen.
    „Das ist es

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