Von Flammen verzehrt
schon“, versicherte er ihr und schob sie von sich.
Marzia sah Juliens Schatten nach, der mit dem Dunkel der Büsche verschmolz, ehe sie zitternd die Treppe hochrannte. Sie zerrte die Waffe aus dem Holster und presste sie an ihr wild schlagendes Herz.
„Elender Bastard!“, fluchte sie und stellte verwundert fest, dass nach wie vor alle Überwachungslämpchen grün leuchteten. Es war ein Fehler gewesen, sich zu sicher zu fühlen!
Ihr Rücken brannte, dort, wo Juliens Finger sie berührt hatten, als hätte er ihr diese unvergänglichen Striemen beigebracht.
Das Geräusch reißenden Fleisches unter dem Hieb der neunschwänzigen Peitsche war beinahe so grausam gewesen wie der Schlag an sich. Marzia hatte sich auf den Marmor übergeben, während sie wimmernd auf den nächsten Hieb gewartet hatte.
Aber der war ausgeblieben.
„Haltet ein!“, ging der Fremde dazwischen und entwand Neros wütenden Händen die Geißel.
„Wie könnt Ihr es wagen? Dieses Weib muss bestraft werden! Sie hat ihren Herrscher belauscht! Unter diesem Sklavenkittel verbirgt sich ein Spion meiner Feinde!“, rief der erzürnte Kaiser. Aber die eisige Ruhe, die ihm der Fremde entgegenbrachte, verunsicherte selbst einen Mann wie ihn.
Marzia wagte es nicht, ihren Blick zu heben oder sich zu rühren. Sie hätte es auch nicht gekonnt, denn sie glaubte, ihr Rücken sei in Trümmer geschlagen. Sie wollte fliehen, als sie die Augen der Männer auf sich spürte, aber ihr Geist schien von ihrem Körper losgelöst, keinerlei Macht über diesen zu besitzen.
Mit dem Griff der Peitsche drehte ihr Retter ihr Gesicht, sodass sie seinem Blick begegnete.
„Ihr missversteht mich, wenn Ihr denkt, ich wollte Euch aufhalten“, versicherte er dem Kaiser, und sein eisiges Lächeln ließ Marzia das Blut in den Adern gefrieren.
„Nur geht Ihr dabei vor wie ein Stümper.“
Er riss Marzia die in Fetzen hängende Tunika vom Leib und deutete auf den blutigen Rücken, ehe er sich breitbeinig neben ihr aufbaute. Er ließ die metallenen Kugeln der Peitsche in seiner Handfläche klackern und bedeutete Nero, näherzutreten.
„Seht hier. Eure Hiebe sind kurz und tief … was ohne Zweifel seinen Sinn der Bestrafung erfüllt, nur wird sie Euch tagelang als Arbeitskraft ausfallen.“
Er hob den Arm und ließ die Peitsche kräftig auf Marzias geschundenen Leib niederfahren. Ein blutiger Striemen vom Nacken bis zu ihren Schenkeln war das Ergebnis seiner Bemühungen. Marzia schrie ihre Qual hinaus.
„Seht Ihr den Unterschied?“
Wieder und wieder ließ er die Peitsche in dieser Art auf die Sklavin niederfahren, und, obwohl Marzia der Ohnmacht nahe war, spürte sie die Lust, die der Fremde bei jedem Hieb empfand.
Sein Atem erschien ihr beinahe ebenso schwer wie ihr eigener, als er endlich den Arm sinken ließ. Auch Nero schien zufrieden und kehrte zurück auf seinen Thron.
„Zurück zum Geschäft“, tat er so, als hätte es diesen Zwischenfall nicht gegeben, aber der Fremde unterbrach ihn.
„Ich will sie“, forderte er und deutete mit dem Griff der Peitsche auf Marzia.
Der Kaiser schien verwirrt.
„Was? Die Peitsche?“
Der Fremde grinste.
„Nun, warum nicht … aber ich dachte an die Metze.“
„Was wollt ihr mit ihr? Sie ist für nichts mehr zu gebrauchen, als im Circus die Löwen zu nähren. Seht sie euch doch an!“
Der Peiniger kniete neben ihr nieder und hob ihr Gesicht an.
„Das tue ich. Und was ich sehe, weckt den Wunsch, sie auf vielerlei Weise zu gebrauchen.“
Er sah Nero mit einem festen Blick an.
„Ich will sie! Gebt Ihr ordentliche Kleider und legt sie in eine Sänfte! Außerdem füllt Ihr die drei größten Truhen, die Ihr habt, mit Gold! Ich hole meinen Lohn, sobald ich die Widrigkeiten mit den Christen für Euch gelöst habe.“
Damit wandte er sich ab, und Marzia lauschte den sich entfernenden Schritten, die begleitet wurden von dem Geräusch der metallenen Kugeln am Ende der Peitsche.
Das Nächste, an das sie sich erinnert hatte, war der stechende Geruch von Rauch, der Rom zu ersticken drohte. Wohin sie sah, fraßen sich Flammen durch die Straßen und sprangen von Dach zu Dach der viel zu dicht stehenden Häuser, während der giftige Qualm den Himmel apokalyptisch verdunkelte.
Ihre Augen brannten, und sie hielt sich den Zipfel der Tunika, in die man sie gehüllt hatte, vor den Mund, während die Sänftenträger sie wankend durch das Inferno schleppten.
Obwohl die heiße Luft gedroht hatte, ihr die Haut vom Knochen zu
Weitere Kostenlose Bücher