Von Flammen verzehrt
darin?“, fragte Fay schließlich.
Ehe Alessa antwortete, kam Cruz in die Küche.
„Weiß Julien, dass du über Dinge sprichst, die … nicht für jedermanns Ohren bestimmt sind?“
Alessa wandte sich zu ihm um. Er postierte sich am Türrahmen wie ein Türsteher und kreuzte seine muskulösen Arme streng vor der Brust.
„Glaubst du, ich brauche seine Erlaubnis?“, fragte die alte Frau und schüttelte matt den Kopf.
„Habe ich nicht schon vor vielen Jahren bewiesen, dass meine Loyalität euch Hütern gegenüber keine Grenzen kennt?“, fragte sie enttäuscht. „Habe ich nicht mein Augenlicht gegeben, um euch und die Wahrheit zu schützen?“
Cruz schien verlegen. Er trat zu ihr und legte Alessa liebevoll die Hände auf die Schultern.
„Natürlich. Niemand stellt das infrage, aber Julien würde nicht gefallen, wie offen du mit ihr sprichst.“
Bedauernd presste er die Lippen zusammen, als er Fay ansah.
„Nichts gegen dich“, versicherte er ihr.
„Jetzt hör mir gut zu. Niemand – und ich am allerwenigsten – will, dass sich die Vergangenheit wiederholt“, erklärte Alessa streng. „Ihr bringt das Mädchen hierher und zieht sie in eure Geschäfte hinein. Ihr tut so, als wäre sie in diesem Haus in Sicherheit. Das ist Schwachsinn – und du weißt das. Julien schläft mit ihr, und das allein macht sie für all jene dort draußen zu einem Werkzeug gegen euch. Es ist besser, sie weiß, worauf sie sich einlässt!“
Fay schoss das Blut in die Wangen, und Cruz sah sie überrascht an.
„Er schläft mit dir?“, fragte er schroff und funkelte Fay böse an.
„Nein! Woher …? Also ich meine … das geht hier ja wohl keinen etwas an!“
Sie sprang auf, griff sich ihre Zigarettenschachtel und floh aus dem Haus.
Sie rannte die Straße entlang, die sie am Vortag gekommen waren, und erreichte völlig außer Atem die Uferstraße am Tiber. Zu ihrer Rechten führte die Engelsbrücke über den Fluss, und, als erhoffte sie sich von den in der Sonne strahlenden Engeln Zuspruch, rannte sie darauf zu. Sie fühlte sich verraten und gedemütigt, und es schien, als drehte sich die Welt seit Tagen in die falsche Richtung.
Wie Alice im Kaninchenbau , überlegte Fay, als sie an all die unwirklichen Dinge dachte, die sie in den letzten Stunden erfahren hatte. Doch sie wollte nicht hilflos und verletzlich durch eine Welt irren, die sie nicht verstand! Am besten noch an der Seite des Mannes, der sie so enttäuscht hatte!
Wo war ihr Ausweg aus diesem Wunderland? Würde sie nach diesen Erlebnissen je wieder die alte sein?
Ihr brummte der Kopf, und sie rieb sich die Schläfen. In der Mitte der Brücke wurde Fay langsamer und blieb schließlich stehen. Sie trat an die fast schulterhohe, mit riesigen Engeln gesäumte Brüstung und bewunderte das atemberaubende Panorama.
Der Tiber machte eine Kurve, und direkt vor ihr lag das Herz des christlichen Glaubens. Der Petersdom mit seiner hell leuchtenden Kuppel. Am anderen Ufer thronte eine runde Festung aus leicht rötlichem Stein. Die Engelsburg. Der Engel an der Spitze sah aus, als zöge er seine Waffe gegen jeden, der sich dieser Burg mit böser Absicht näherte.
Sie klopfte sich eine Zigarette aus der Schachtel und steckte sie an, ehe sie ihren Blick wieder hinüber zum Petersdom wandern ließ. Konnte diese beeindruckende Kathedrale wirklich auf einem Fundament aus Lügen errichtet sein?
Noch ehe sie sich auch nur einen Gedanken dazu machen konnte, räusperte sich jemand neben ihr. Sie drehte sich um und wunderte sich nicht wirklich, dass Cruz ihr gefolgt war.
„Was willst du?“, fragte sie schroff und blies ihm den Rauch ins Gesicht.
„Ich will dich zurückbringen.“
„Leck mich, Cruz!“, fauchte sie und funkelte ihn wütend an. „Was glaubt ihr eigentlich, wer ihr seid? Warum glaubst du, es ginge dich auch nur im entferntesten etwas an, mit wem ich ins Bett gehe?“
„Fay, hör doch auf! Alessa hat recht. Es ist gefährlich für dich, wenn du Gefühle für Julien entwickelst“, versuchte er, sie zu beruhigen.
„Wovon zum Teufel sprichst du? Ich bin eine Stripperin. Ich zieh mich für Geld aus! Normalerweise komm ich nicht aus Paris raus, aber Julien hat mich sogar nach Rom mitgenommen.“
Fay fühlte sich wie der Engel, der die Waffe zückte, als sie ihren inneren Schutzwall hochfuhr.
„Da scheint es mir das Mindeste, ihn aus Dankbarkeit mal ranzulassen, meinst du nicht?“
Sie fuhr sich durch die Locken und setzte den Blick auf, den sie in der Bar
Weitere Kostenlose Bücher