Von Flammen verzehrt
Hände.
„Alessa ist einhundertsiebzehn Jahre alt.“
Ungläubig schüttelte Fay den Kopf.
„Heilige Scheiße! Hundertsiebzehn? Sie sieht aus … wie achtzig!“
„Ja, sie altert etwas langsamer als normale Menschen, trägt aber Gabriels Unsterblichkeit nicht in sich.“
„Hattet ihr das denn erwartet? Dass sein Kind ebenfalls unsterblich wäre?“
Julien zuckte mit den Schultern.
„Nein, eher nicht, denn wir altern ja nicht. Ein Kind, das geboren wird und nicht altern würde … nun, wir hielten es für unwahrscheinlich, aber wir hatten ja auch keine Ahnung von Alessas Fähigkeiten. Auch Elisabetta hatte davon wohl nichts gewusst, denn sie bat Gabriel mit einem ihrer letzten Atemzüge, ihre Tochter zu retten, die sich in den Händen der Kirche befinde.“
„Elisabetta ist gestorben?“, fragte Fay und empfand Mitleid mit der Frau, die für Geld alles verloren hatte.
Da sie selbst gezwungen war, ihren Lebensunterhalt dadurch zu verdienen, sich vor wildfremden Kerlen auszuziehen, fragte sie sich, in welcher Not sich die Italienerin befunden haben musste, um so etwas zu tun.
Julien antwortete nicht direkt, sondern erzählte weiter.
„Sie hat Gabriel versichert, dass sie nur am Anfang so getan habe, als sei sie in ihn verliebt, dann aber wirklich Gefühle entwickelt habe. Als man sie entführte, wollte sie angeblich aus dem Geschäft aussteigen. Sie flehte ihn an, sie nicht sterben zu lassen. Sie bettelte um Rettung.“
Julien rieb sich übers Gesicht. Das Kratzen seiner Bartstoppeln klang in der Stille, die auf seine Worte folgte, unnatürlich laut.
„Wir hätten sie mit dem Elixier retten können, Fay, aber wir taten es nicht. Gabriel hat nie mit jemandem von uns darüber gesprochen, was ihm an diesem Tag durch den Kopf gegangen war, aber wir alle standen um die beiden herum, hörten ihre Beichte und ihr Flehen und sahen Gabriels Schmerz, als er sie ein letztes Mal küsste. Dann wischte er seine Tränen fort und erhob sich. Sie rief ihm hinterher, aber er ging ohne ein Wort davon.“
Juliens Blick war nach innen gekehrt, als durchlebte er noch einmal den grauenvollen Tag.
„Ich folgte ihm, aber er wollte alleine sein. Er bat mich aufzupassen, dass sie in Frieden sterben könnte.“
Julien lachte bitter.
„Ich hätte sie am liebsten für ihren Verrat höchstpersönlich in die Hölle geschickt, aber er … er hat sie trotz allem geliebt. Also blieb ich … bis es vorüber war.“
Fay schwieg. Die Traurigkeit, die sie schon ihr Leben lang begleitete, drohte sie zu ersticken. Warum war nur immer alles so … beschissen? Warum lastete das Schicksal selbst den Menschen, denen sie begegnete, Bürden auf, die jedes Glück zwangsläufig zerstören mussten?
„Wenn du also Lamar versicherst …“, flüsterte sie nach einer Weile, „… du wärst nicht Gabriel, meinst du dann, dass du dich nicht verlieben wirst?“
Julien sah ihr fest in die Augen. Sein Blick verriet Bedauern, aber auch Entschlossenheit, und Fay wusste, auch er las ihre Gefühle für ihn.
„Wie sollte ich verhindern können, mich zu verlieben, Fay …“
Er fasste sie zärtlich im Nacken und zog sie sanft zu sich heran. „… wenn du mir gegenübersitzt?“
Seine Lippen strichen über ihre, und Fay öffnete sich seinem zarten Kuss.
„Es ist … unmöglich … aber ich muss es versuchen, um niemanden zu verletzen, Fay“, wisperte er gegen ihre Lippen.
„Dann versuch es“, gab sie zurück und erwiderte seinen Kuss. Sie wusste, er hatte recht. Sie wusste, sich mit ihm einzulassen, konnte ihr das Herz brechen, aber noch nie in ihrem Leben hatte sie etwas nur deshalb getan, weil es sie glücklich machte. Noch nie – bis jetzt.
Ohne ihren Kuss zu unterbrechen, glitt sie auf seinen Schoß und fuhr ihm durchs Haar im Nacken. Seine Hände lagen wie bei ihrem ersten Treffen in Paris scheu auf ihrer Hüfte, und sie spürte seine Zurückhaltung, obwohl seine Lippen hungrig auf ihren lagen.
Konnte sie das Schicksal herausfordern und sich vielleicht doch ein kleines Stück vom Glück greifen? Nie war sie einer Antwort auf diese Frage so nahe gewesen wie jetzt.
„Liebe mich, Julien“, flüsterte Fay, als sie den Kuss unterbrach, um ihr Shirt auszuziehen. Er schmunzelte. Langsam fuhr er über ihre nackten Brüste, und sie fühlte die Hitze, die sich in ihr ausbreitete.
„Warum machst du es uns so schwer, Fay?“, fragte er heiser und saugte ihre harte Knospe in seinen Mund. Seine Bartstoppeln auf ihrer zarten Haut ließen
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