Von Flammen verzehrt
nickte, strich er ihr die Haare aus dem Gesicht. Sein Blick versprach Zuversicht.
„Meine Hilflosigkeit ist dir diesen Aufwand wert?“, fragte Julien höhnisch und lehnte sich lässig gegen das Gitter. „Du wirst verstehen, wenn ich das für unwahrscheinlich halte.“
„Dir macht man nichts vor, Colombier. In der Tat ist deine Schwäche nur ein zusätzlicher Reiz – wo ihr Hüter doch ansonsten so … unantastbar seid.“
„Was willst du also?“
Der Wanderer strich sich über den Pelz an seinem Kragen und kam näher an die rostigen Eisen. Seine Augen hefteten sich auf Fay.
„Zieh dich aus!“, raunte er ihr zu, aber Julien schob sie wieder hinter seinen Rücken.
„Bedaure – das ist keine Option!“
Mit einem Schulterzucken wandte er sich um und ging zurück zu Chloé. Die Klinge seines Rubindolchs durchtrennte den Stoff ihres Kleides, und er ließ seine Hände genüsslich über ihren Körper wandern, als er ihr die Fetzen abstreifte.
Fay sank heulend zu Boden, und diesmal war es Julien, der in einer hilflosen Geste mit der Faust gegen die Gitterstäbe schlug.
Befriedigung zeigte sich im Blick des Wanderers, als Julien mit Entsetzen sein Werk betrachtete. Die einzelnen Bissmale an Chloés Brüsten, ihrem Bauch und der Innenseite ihrer Schenkel zeichneten ihm ein deutliches Bild dessen, womit dieser sich den Nachmittag vertrieben hatte.
„Was willst du?“, rief Julien. „Sag es, oder wir gehen!“
„So schwer ist das nicht, oder? Was könntest du haben, das ich begehre?“
„Das Elixier?“
„Naheliegend. Ja, ich will die Wahrheit .“
„Wozu?“, fragte Julien, und seine Gedanken rasten. Es war unmöglich, diese Forderung zu erfüllen, aber er zweifelte keine Sekunde daran, dass Chloé die Nacht nicht überleben würde, falls …
„Es gibt einige, die mir einen guten Preis für ein wenig Unsterblichkeit zahlen würden“, schlug er vor. „Aber vielleicht …“
Seine Hand glitt über Chloés Taille, und er leckte ihren Hals, während er Fay und Julien nicht aus den Augen ließ.
„… vielleicht verlangt es mich einfach nach einer … unzerstörbaren Gespielin.“
Stöhnend hob Chloé den Kopf, und ihr flehender Blick schien ihre Schwester zu durchbohren.
„Fay“, keuchte sie schwach.
„Niemals!“, schrie Fay und streckte Chloé ihre Hände durch die Gitter entgegen. „Du kranker Bastard! Du wirst sie in Ruhe lassen!“
Julien zeigte sich von Fays Ausbruch unbeeindruckt und schüttelte entschieden den Kopf.
„Unmöglich!“, stellte er klar. „Du weißt genau, dass ich dir niemals die Wahrheit überlassen würde.“
„Du nimmst ihren Tod in Kauf?“, fragte der Wanderer sichtlich überrascht, und Julien nickte.
„Das muss ich dann wohl.“
„Was?“, rief Fay und stieß ihn in die Seite. „Bist du verrückt? Du musst ihm geben, was er will, und er muss dafür Chloé freilassen.“
„Hör auf das Weib, Colombier!“, riet der Wanderer und sah ihn eindringlich an.
„Nein“, wiederholte Julien seinen Standpunkt vor seinem Gegner. „Es wundert mich, dass du glaubst, das Leben einer Unbekannten wäre ein verhandelbares Pfand für das Elixier.“
„Das Leben einer Unbekannten?“, kreischte Fay hysterisch. „Was du so leichtfertig abtust, ist das Leben meiner Schwester!“
Julien packte Fays Faust, als sie ihn schlagen wollte, und sah sie kalt an.
„Wenn er eine Summe fordert, Fay – werde ich sie begleichen. Jede Summe. Es ist bei Weitem nicht so, dass ich leichtfertig bin, aber was er verlangt, kann ich nicht erfüllen!“
Fay sah ihn an. Enttäuschung, Entsetzen und Ungläubigkeit spiegelten sich in ihren Augen wider, als sie mit zitternder Stimme und tränenüberströmt widersprechen wollte.
Julien ließ ihr dazu keine Gelegenheit.
„Ich habe dir gesagt, dass du mich nicht als etwas sehen sollst, das ich nicht bin.“
Der Schmerz, der über Fay zusammenschlug, ließ sie taumeln, und sein gemurmeltes „Es tut mir leid“ glich einer Ohrfeige, als sie den Gang entlang floh, den sie mit ihm zusammen voll Hoffnung auf ein gutes Ende gekommen war.
Das alles konnte nicht wirklich geschehen! Sie japste nach Luft. Die Enttäuschung war bitter wie Galle. Sie ertrug es nicht, ihre kleine Schwester – den einzigen Menschen auf dieser Welt, der zu ihr gehörte und sie wirklich liebte – so zu sehen! Sie presste ihre Augen zusammen, um die furchtbaren Bilder zu vertreiben, als sie gepackt und festgehalten wurde.
„Fay!“, flüsterte es nah an ihrem Ohr.
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