Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Von Flammen verzehrt

Von Flammen verzehrt

Titel: Von Flammen verzehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
Vom Netzwerk:
Schultern und warf Julien einen entschuldigenden Blick zu, als er Fays Hand abfing, die nach ihm schlagen wollte.
    „Wer mir so nahe kommt wie du … will normalerweise mit mir ins Bett. Steht dir danach der Sinn, oder willst du vielleicht lieber doch deine Schwester retten?“, fragte er, und sein Blick warnte Julien davor, sich einzumischen.
    „Du Arsch! Du vergeudest nur unsere Zeit!“, spie sie ihm entgegen und versuchte, sich loszureißen, aber Lamar gab nicht nach.
    „Lamar!“, warnte Julien.
    „Ich vergeude deine Zeit? Dann schlage ich vor, du steckst deine zarten Finger in diesen Spalt und ziehst den Metallstift heraus, der nun dort zu sehen ist. Dann werden wir sicher auch den Rest verstehen, denn wir sind hier genau richtig! Die größte Bühne Roms … nun, was fällt euch denn zu groß ein? Vielleicht Maximus ? Die größte Bühne Roms – der Circus Maximus ? Wie es der Zufall will, beginnt der genau hinter dieser Kirche … aber vielleicht ist das ja auch kein Zufall, Fay.“
    Er schob ihre Hand in den sichtbar gewordenen Spalt, und sie tat, nachdem sie einmal zur Beruhigung tief Luft geholt hatte, wie geheißen. Es war nicht schwer, den Stift zu bewegen, und sie spürte den Widerstand, als ein Mechanismus ausgelöst wurde. Im nächsten Moment senkte sich ein Stück des Bodens direkt vor dem runden Bildnis ab.
    Sie wichen zurück, und Julien wechselte einen wütenden Blick mit Lamar, der Fay mit einem selbstgefälligen Grinsen losließ.
    „Und er schreibt auch nicht auf der Bühne … sondern unter !“
    Mit einer Verbeugung trat Lamar beiseite und deutete auf den finsteren Geheimgang, der sich vor ihnen auftat.
    „Nach euch!“
    Schier endlose Stufen wanden sich in die Tiefe, und mit jedem Schritt, den sie taten, schwand der letzte Schimmer Mondlicht. Sie stiegen in absolute Schwärze hinab. Fay zitterte am ganzen Körper. Die Luft hier unten war eisig und feucht, der glitschige Boden unter ihren Füßen schien von Moos überzogen, und in ihrer Fantasie wimmelte es hier von Schlangen oder Ratten.
    Eine Zigarette hätte ihren Nerven jetzt gutgetan. Sie kramte in ihrer Hosentasche nach dem Feuerzeug und war froh, als die kleine Flamme das Gewölbe zumindest ein wenig erhellte.
    „Sieh mal hier ... eine Fackel!“
    Lamar nahm Fay das Feuerzeug ab, um die scharf riechenden, eng gerollten Tücher in der Halterung an der Wand zu entzünden. Im flackernden Fackelschein gingen sie weiter.
    Julien reichte ihr eine Hand, dabei bemerkte sie die Klinge, die er in der anderen hielt. Auch Lamar hinter ihr hielt die glänzenden Schneiden in den Händen. Seine Haltung hatte sich verändert. Aus dem kräftigen Mann, der eben noch neben ihr gestanden hatte, war allein durch das angespannte Spiel seiner Muskeln und den konzentrierten Blick ein bedrohlicher Krieger geworden.
    „Scheiße, wo sind wir hier?“, flüsterte Fay, aber ihre Worte hallten dennoch gespenstisch laut durch den steinigen Tunnel.
    „Das muss ein Teil des alten Abwassersystems sein“, vermutete Julien und deutete auf eine von Steinen und Lehm verschlossene Abzweigung.
    An der Wand sickerte Wasser in einem stetigen Rinnsal herab, und ihre Schuhe schmatzten, als sie auf dem feuchten Untergrund weitergingen.
    „Mir ist das nicht geheuer!“, gestand Fay und rieb sich die Gänsehaut an den Armen.
    In den tanzenden Schatten, welche die schwachen Flammen an die Wände warfen, glaubte sie, die unheimlichsten Kreaturen zu erkennen, und selbst die Nähe zu Julien reichte diesmal nicht, sie zu beruhigen.
    Der Tunnel verlief weiter bergab, wurde schmaler, dann wieder ein Stück breiter, und die Luft roch immer muffiger und älter.
    Schweigend schlichen sie voran, bis sich der Gang zu einem regelrechten unterirdischen Platz ausweitete. Von irgendwo über ihnen fiel blasses Licht herein, aber sie konnten die Decke des Gewölbes nicht erkennen.
    Lamar drehte sich im Kreis und sah nach oben, während Julien dem Weg weiter folgte.
    „Was macht er? Kommt er nicht mit?“, fragte Fay. Er legte seinen Finger auf die Lippen, um ihr zu zeigen, dass sie leise sein sollte.
    Julien kam näher und flüsterte ihr ins Ohr.
    „Diese Stelle könnte früher ein großer Kanal gewesen sein. Vielleicht ein Straßenabfluss. Das Licht zeigt, dass es dort einen Weg nach draußen geben könnte.“
    Er zwinkerte. „Oder herein, je nachdem wie man es sieht. Lamar passt auf, dass uns von dort keiner in den Rücken fällt.“
    Fay drehte sich um, aber der Krieger war bereits

Weitere Kostenlose Bücher