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Von ganzem Herzen Emily (German Edition)

Von ganzem Herzen Emily (German Edition)

Titel: Von ganzem Herzen Emily (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Byrne
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Sonst hätten wir diese eine Crêperie, du weißt schon, nie gefunden.«
    Einen Moment lang lachten wir miteinander, und ich vergaß alles – wo er war, wo ich war. Ich fühlte mich, als würde ich ihn aus St. Jude’s anrufen. Mir lag schon auf der Zunge, ihn nach Duck zu fragen, Arsène Wenger zu verfluchen und über zu viel Hausaufgaben zu jammern. Aber dann hörte ich eine Tür schlagen – das kalte, metallische Klicken eines Schlosses, ich bin mir immer noch nicht sicher, ob es bei ihm war oder bei mir – und sackte in mich zusammen.
    »Es tut mir so leid, Daddy, aber ich –«, sagte ich schluchzend. Mir kamen jetzt doch noch die Tränen.
    Er hörte mir zu. Ich weinte nicht einfach nur, sondern es war ein wildes, heftiges Schluchzen. Als ich mich dann nach einer Weile etwas beruhigt hatte, machte er nicht »Schsch« wie früher, als ich klein war, er sagte auch nicht zu mir, ich solle mich jetzt mal nicht so aufführen und dass alles wieder gut werden würde. Er bat mich nur, aufzuhören.
    »Nicht, Emily«, sagte er, und ich konnte dabei den Ausdruck in seinem Gesicht vor mir sehen. Mit diesem Tonfall hatte er mich nämlich immer ermahnt, wenn ich ihm erklärte, dass ich zu irgendetwas nicht in der Lage war. Doch diesmal kam es anders. »Ich muss dich um Verzeihung bitten. Du bist meine Tochter. Ich hätte dir das alles nicht antun dürfen.«
    »Ja, aber –«, fing ich noch einmal an, doch er unterbrach mich.
    »Nein, Emily. Es ist alles meine Schuld. Guck dich doch nur an, was ich aus dir gemacht habe.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Du hast gar nichts aus mir gemacht.«
    »Natürlich hab ich das! Das bist doch nicht du, dieser Zorn, das alles. Was hab ich dir da bloß angetan?«
    In seiner Stimme war ein Zittern, als er das sagte, und nichts – nicht Juliet, nicht dieser Ort hier, nichts, was das Gericht bald über mich urteilen würde – hat mir jemals mehr Angst eingejagt als dieses Zittern, dieser Augenblick der Hilflosigkeit bei meinem Vater.
    Noch nie hatte er so menschlich geklungen.
    »Daddy –«
    »Nicht, Emily.«
    »Was denn nicht?«
    »Hör auf.«
    »Womit aufhören, Daddy?«
    »Hör auf, so sein zu wollen wie ich.«
    Meine Hände zitterten. Ob seine wohl genauso zitterten wie meine?
    »Du bist nicht so. Du hast was Besseres verdient als das hier, Em.«
    Ich blickte aus dem Fenster, auf den Stacheldraht, auf die Mauern und auf den trüben, grauen Himmel, und es war, als würde ich zu schnell aus einem Traum gerissen. Einen Augenblick lang wusste ich nicht, wo ich war.
    »Ich hab gedacht, es wäre besser so«, sagte er, mehr zu sich selbst als zu mir. »Ich wollte dich beschützen. Deshalb habe ich dich auf das vornehme Internat geschickt. Deshalb habe ich mit dir auch nie über deine Mutter geredet.«
    Er hielt inne. Ich glaube, er wartete erst einmal ab. Wollte, dass ich ihn fragte.
    »Was war damals?« Ich fragte so leise, dass ich schon dachte, ich müsste die Frage noch einmal wiederholen. So wie damals, als ich im Esszimmer die chinesische Vase zerbrochen hatte.
    »Keine Ahnung, Em. Sie hat mich einfach verlassen. Eines Tages war sie fort.«
    Ich lächelte. Die Reaktion mag vielleicht merkwürdig wirken, ich weiß. Aber etwas in mir kam wieder ins Lot.
    Er hatte mich nicht angelogen.
    »Em?«, fragte er heiser, als das Schweigen zwischen uns einen Moment zu lange andauerte.
    Meine Stimme war auch ganz heiser geworden. »Warum hast du mir das nie gesagt?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte er mit einem tiefen Seufzer. »Reiner Egoismus. Es schmerzte einfach so sehr, darüber zu reden, verstehst du das? Und du warst ja auch noch so klein.« Ich nickte, auch wenn er das natürlich nicht sehen konnte. »Ich konnte sie nicht glücklich machen, deshalb wollte ich danach wenigstens alles tun, um dich glücklich zu machen. Ich wollte, dass meine Tochter glücklich wird.« Wieder hörte ich das Geräusch eines Stuhls, der zurückgeschoben wurde. »Ich liebe dich, Em. Vergiss das nie!«
    Ich wischte mir über die Wangen. »Nein, Daddy, werde ich nicht.«
    »Dann tu alles, damit es dir bald besser geht«, sagte er und klang jetzt wieder wie immer, wie Harry Koll Superman. »Mach alles, was diese Doktor Gilyard dir sagt, damit du bald dort rauskommst. Und danach gehst du nicht nach Cambridge, wie ich es eigentlich mit dir vorhatte, sondern machst dich auf nach Paris oder sonst wohin. Gründe eine Band oder heirate einen verkrachten Schriftsteller, tu jedenfalls alles, worauf du Lust hast; vor

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