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Von ganzem Herzen Emily (German Edition)

Von ganzem Herzen Emily (German Edition)

Titel: Von ganzem Herzen Emily (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Byrne
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»Hier«, sagte er und klappte die Schachtel auf. »Aber sag’s Eve nicht.«
    Ich nahm mir grinsend eine, und er zündete sie mir mit dem neonrosa Feuerzeug an, dass er mir mal geklaut hatte. Oder ich ihm. So genau erinnere ich mich nicht mehr. Ich erinnere mich nur daran, dass es häufig zwischen uns hin- und herwanderte. Ich nahm einen tiefen Zug und machte einen Schritt von der Tür fort, sodass ich den Kopf zurücklegen und den Rauch in den Himmel blasen konnte. Dabei sah ich durchs Fenster im ersten Stock, dass Juliet in ihrem Zimmer war und ganz offensichtlich mit Sid telefonierte. Sie sah so zufrieden aus. Glücklich.
    Ich trank noch einen Schluck Bier und schaute dann Mike an. »Mit wem telefoniert Nance denn da? Mit Sid?«
    Er runzelte die Stirn. »Wer ist Sid?«

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    L ily ist wieder fort. Zurück im Hauptgebäude. Sie isst wieder, und die Schnittwunden an ihren Unterarmen sind zu blassen Narben verheilt, deshalb kam heute nach dem Frühstück eine Wärterin und holte sie ab. Keine Fanfare. Keine Abschiedskarte. Kein Kuchen. Ich kann mich nicht einmal daran erinnern, was ich als Letztes zu ihr gesagt habe.
    Ich war mir sicher, Doktor Gilyard würde mich fragen, wie es mir damit ging, aber sie nahm nur ihre Brille ab, schaute mich an und fragte, ob ich denn jemals versucht hätte, einen Keil zwischen Sid und Juliet zu treiben.
    Das war mal wieder so ein Paukenschlag.
    »Ich hab es Ihnen doch schon gesagt«, antwortete ich mit einem langen Seufzer und untersuchte dabei meine Haarspitzen. »Es hatte nichts mit Sid zu tun. Ich wollte, dass Juliet sich scheiße fühlt, das war alles.«
    »Okay.« Sie nickte. »Wie hast du Sid denn benutzt, damit Juliet sich scheiße fühlte?«
    (Ich habe Doktor Gilyard dazu gebracht, »scheiße« zu sagen, und möchte, dass das bitte zu den Akten genommen wird, bevor ich fortfahre.)
    »Ich hab mich etwas eingemischt.« Ich blickte sie mit einem Grinsen an.
    »Wie das?«
    »Ich hab Mike erzählt, dass zwischen den beiden was war.«
    »Wusste er das nicht?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Warum?«
    Ich verdrehte die Augen. »Weil sie eben eine Drama-Queen ist.«
    »Und du nicht?«
    (Ich bin mir nicht sicher, ob ich die neue, sarkastische und Wörter wie »scheiße« gebrauchende Doktor Gilyard mag, dies nur nebenbei.)
    »Wie hat er reagiert?«
    »Mike hat es nichts ausgemacht«, meinte ich achselzuckend. »Aber ihr.«
    »War sie verärgert?«
    Ich kicherte in mich hinein, als ich daran dachte, wie Juliet mich in ihr Zimmer gezerrt und die Tür zugeknallt hatte, nachdem Mike und Eve sie deswegen zur Rede gestellt hatten. »Sie bekam einen Tobsuchtsanfall.«
    »Warum?«
    »Weil ich ihr hatte versprechen müssen, dass ich nichts sage.«
    »Und ihre Pflegeeltern?«
    »Sie wollten wissen, warum sie ihnen nichts davon erzählt hatte, und sie waren nicht gerade begeistert davon, dass er bereits achtzehn war. Aber sie waren echt cool.«
    Und das waren sie wirklich. Sie blieben vollkommen ruhig. Keiner von beiden rastete aus und drohte, sie in ihr Zimmer einzusperren, bis sie dreißig war, wie mein Vater es getan hätte. Im Gegenteil, sie schienen sich aufrichtig für sie zu freuen und wollten alles über Sid wissen.
    »Das war sicherlich eine andere Reaktion als die, auf die du gehofft hattest, Emily.«
    »Ja, aber es hätte mich eigentlich nicht überraschen sollen.« Ich lachte bitter auf. »Es war die perfekte Reaktion ihrer perfekten Pflegeeltern auf die perfekte Liebesbeziehung zu ihrem perfekten Freund.«
    Doktor Gilyard notierte diesen Satz. »Wie hätte denn dein Vater reagiert?«
    Ich antwortete nicht, aber ich wusste, wie er reagiert haben würde: Er hätte verlangt, Sid kennenzulernen, so wie er es auch getan hatte, als er die Geschichte mit André Alexander herausfand.
    »Ich will ihn kennenlernen, diesen André, der glaubt, dass er mit meiner Tochter einfach so ins Kino gehen kann. Ruf ihn an und sag ihm, dass er morgen hierherkommen soll.« Er deutete über den Schreibtisch in seinem Büro auf mich. »Ruf ihn an, oder ich lass Alex ihn anrufen.«
    Damals dachte ich nur, dass ich eben einen besonders strengen Vater hatte, aber inzwischen weiß ich, dass da noch ganz andere Dinge eine Rolle spielten. Wie ich ihn dafür hasse. Ich hasse es, dass ich jede Erinnerung an jeden einzelnen Moment mit meinem Vater jetzt aus einem veränderten Blickwinkel betrachten muss, sodass selbst meine schönsten Erinnerungen an ihn beschmutzt und vergiftet sind.
    »Die Leute

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