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Von ganzem Herzen Emily (German Edition)

Von ganzem Herzen Emily (German Edition)

Titel: Von ganzem Herzen Emily (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Byrne
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leicht dumpf, weil ihr Kopf im Schließfach steckte. »Doch heute Morgen war sie auf einmal fort. Das kann doch gar nicht sein. Ich hab schon überall gesucht.«
    »Vielleicht hat Mike sie ja aufgegessen«, sagte ich, aber keiner lachte.
    Sie knallte das Schließfach zu. »Ich muss noch mal nach Hause und dort suchen.«
    »Jetzt?« Sid sah auf seine Uhr. »Wir haben gleich Englisch. Du wirst einen Eintrag bekommen.«
    Sie zuckte nur mit den Schultern und entriss ihm ihre Tasche. »Ich weiß, aber Kunst hab ich gleich danach, und die Zeichnung wird angerechnet.«
    »Ich komm mit.«
    Ich hatte mit dem Rücken an einem Nachbarschließfach gelehnt, kratzte an meinem sich bereits ablösenden schwarzen Nagellack herum und richtete mich jetzt auf. Ich fand Sid wirklich absolut umwerfend, trotzdem hätte ich ihm manchmal ins Gesicht schlagen können.
    Zum Glück blickte Juliet bei dem Vorschlag genauso entsetzt drein. »Was? Nein, Sid! Du kannst doch nichts dafür, dass ich die Zeichnung nicht finde. Warum sollst du auch noch einen Eintrag bekommen, weil du gefehlt hast?«
    »Nance –«, fing er an, aber sie unterbrach ihn mit einem Kuss auf den Mund.
    »Geh«, sagte sie und schob ihn in Richtung Klassenzimmer. »Ich mach, so schnell ich kann.«
    Ich sah ihr nach, wie sie zum Aufzug rannte und ihre Tasche dabei gegen ihre Hüfte schlug. Als ich mich wieder umdrehte, musterte Sid mich.
    »Du wirkst auf einmal so selbstzufrieden«, sagte er, als wir nebeneinander zum Klassenzimmer gingen.
    Da wäre ich das erste Mal beinahe gestolpert.

[zurück]
     
     
     
    F reitagabend. Es gibt wie immer Fisch zum Abendessen. Davor lassen uns die Pflegerinnen im Fernsehzimmer einen Film ansehen. Irgend so ein Schrott mit Altersfreigabe ab dreizehn. Unglaublich schlecht gemacht. Hässliches braunhaariges Entlein siegt durch seine Schlagfertigkeit über die fiesen blonden Mädchen in ihrer Klasse und kriegt dann am Ende den hübschesten Jungen der ganzen Schule.
    Wahrscheinlich sollte der Film uns irgendwas pädagogisch Wertvolles mitteilen, aber Naomi und ich quatschten einfach hemmungslos darüber hinweg.«
    »Was würdest du denn heute Abend auf die Beine stellen, wenn du nicht hier wärst?«, fragte ich sie, während das Entlein sich in einen Schwan verwandelte. »Wenn ich doch bloß in Amerika leben würde … Alles, was man dort braucht, um über die Abgründe des Lebens hinwegzukommen, sind Kontaktlinsen und ein Friseurbesuch.«
    »Meinen Freund ficken«, sagte sie mit einem dreckigen Lachen.
    »Mannomann, du bist ja so was von wild und gefährlich!«
    »He, lass es nicht an mir aus, bloß weil der Junge, den ich liebe, mit mir ins Bett will und nicht mit meiner besten Freundin.«
    Ich boxte sie so heftig in die Seite, dass sie vom Sofa fiel.
    »Juliet ist nicht meine beste Freundin«, stellte ich noch einmal klar, als Naomi sich vom Boden hochrappelte.
    »Umso schlimmer.« Sie grinste.
    Wo sie recht hat, hat sie recht.
    »Was hast du denn am Freitagabend gemacht? Verzweifelt versucht, Sid doch noch irgendwie ins Bett zu kriegen?«
    Ich ging nicht darauf ein. »Alles Mögliche. Wir sind freitagabends immer losgezogen.«
    »Und was habt ihr gemacht?«
    »Uns meistens Gigs von unbekannten Bands angehört. Juliet ist ein echter Hipster – sie mochte sie nur so lange, wie sie in winzigen Kneipen spielten. Sobald alle möglichen Leute am College von ihnen zu quatschen anfingen, war sie schon wieder ganz woanders unterwegs. Sid und ich waren da nicht so«, meinte ich achselzuckend. »Wir haben uns alles gern ange…«
    »Sid und ich«, wiederholte Naomi.
    Ich funkelte sie an. »Hand hoch, wer hier mal wieder destruktiv drauf ist.« Reta hob ihre, und ich verdrehte genervt die Augen. »He, nimm die Hand runter, Reets.« Sie tat es. »Einmal waren wir zusammen auf einer Hochzeit«, fuhr ich fort. »Ein Cousin von Sids Cousin, irgendwas in der Richtung, ich erinnere mich da nicht mehr so genau. Es war in diesem Rugby Club in West Ham.«
    »Mann, wie stilvoll.«
    Ich musste lachen. Sie hatte recht. Die letzte Hochzeit, auf der ich davor gewesen war, wurde im
Claridge’s
gefeiert, deshalb war es für mich eher ungewohnt, mit Papptellern und einer Girlande aus Luftballons zu feiern. Ich hätte vermutlich entsetzt sein sollen, aber wie die
Daily Mail
einmal über mich geschrieben hat: Man kann ein Mädchen aus einem Sozialbauviertel in ein anderes Milieu verpflanzen, aber sie wird dennoch immer dieselben Wurzeln haben. Daher fühlte ich mich

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