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Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caprice Crane
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sich das auch anhört.«
    »Nimm sie nicht noch in Schutz«, schoss es aus mir heraus.
    »Das tue ich nicht. Ich meine nur …«
    »Sie hat mich in die Falle gelockt. Ich dachte, ich könnte sie bitten, das Ganze zu stoppen und alles wäre wieder okay. Was soll ich ihm denn jetzt erzählen? Es tut mir leid, ich verklage dich, und es gibt nichts, was ich dagegen tun kann?«
    »Das ist zum Kotzen, das weiß ich … aber … ja. Es ist die Wahrheit, oder?« Allmählich wusste ich nicht mehr so genau, was die Wahrheit war. »Ihr zwei versteht euch richtig gut, nicht wahr?«
    »Er ist liebevoll, aufmerksam, interessiert, ehrgeizig, lustig, charmant … Er ist der absolute Anti-Dirk«, sagte ich. »Na schön, er war es.«
    Ich gab ihr einen kurzen Abriss der Ben-Geschichte.
    »Ist das nicht ein bisschen dürftig?«, fragte sie, als hätte sie meine Gedanken gelesen.
    »Keine Ahnung. Es sieht schlecht aus. Aber wenn Ben ein Anwalt ist, dann weiß er ganz genau, was zu tun ist.«
    »Menschen dazu zu bringen, sich zu hassen?«, scherzte sie.
    »Nein«, sagte ich. »Das schaffen wir auch alleine. Irgendetwas sagt mir, dass Travis der Richtige ist.«
    »Wow«, sagte Cat. »Das ist ja eine Aussage. Höre ich da etwa Heiratspläne heraus?«
    »Ich weiß es nicht«, seufzte ich. »Er schien das Zeug zu haben, eines Tages mein mir entsetzlich angetrauter Ehemann zu werden …«
    »Hast du gehört, was du gerade gesagt hast?«, fragte Cat aufgeregt.
    Scheiße, dachte ich. Das war mir so rausgerutscht. Ich hatte
entsetzlich angetrauter
gesagt. Als wir klein waren, haben wir das immer falsch verstanden und statt ›gesetzlich angetraut‹ ›entsetzlich angetraut‹ gesagt. Als Todd und ich vor vielen Jahren geheiratet hatten, haben wir es sogar in unserer Zeremonie so gesagt, weil wir glaubten, es wäre richtig. Ich stellte mich dumm.
    »Was?«, fragte ich ahnungslos.
    »Du hast ›entsetzlich angetraut‹ gesagt. Das ist unser Insiderwitz! Hast du dich daran erinnert?«
    »Habe ich das gesagt?«
    »Ja!«, sagte sie. »Oh mein Gott, dein Gedächtnis kommt zurück! Ist dir so was Ähnliches schon öfter passiert?«
    »Ich … Ich hab keine Ahnung. Vielleicht kommt es tatsächlich langsam zurück.« Cat hörte sich so glücklich an, dass ich sie nicht enttäuschen wollte. Ich ließ sie in dem Glauben. Was so viel hieß wie: Welche Lüge passte im Moment am besten?
    Aber je mehr ich darüber nachdachte, umso besser hörte sich das an. Wenn ich mein Gedächtnis zurückbekommen würde, hätte meine Mutter nicht mehr die bescheuerte Vormundschaft über mich und ich könnte alles wieder selber in die Hand nehmen.
    ***
    Ich schaute im Büro vorbei und war überrascht, wie ruhig es dort zuging. Es war fast leer, abgesehen von den paar Idioten, die wie ich in den Weihnachtsferien freiwillig dort waren, aber trotzdem konnte ich das Ruhe-vor-dem-Sturm-Gefühl nicht unterdrücken. Ich war mir nicht sicher, ob es nur meine eigene Unruhe wegen meines Erinnerungsexperiments war, die überzusprudeln drohte, oder ob nicht doch etwas hinter den halbhohen Arbeitsplatzwänden lauerte. Ich ging durch die verlassenen Gänge zu meinem Büro.
    Die alte Jordan hätte sich niemals während der Ferien im Büro aufgehalten, aber gleich nach der Weihnachtspause sollten die Ideen für den neuen Kaffeeautomaten für die Rinaldi Coffee Company vorgestellt werden, und auch wenn ich ein paar gute Vorschläge hatte, ich wollte diesmal perfekte Arbeit abliefern. Kurz vor Weihnachten fiel mir ein göttlicher Slogan ein: »Get rich quick.« Der musste Rinaldi einfach gefallen, und nach meinem VibraLens-Erfolg war das genau das Richtige, um als Senkrechtstarter am Ball zu bleiben. Ich musste nur noch ein paar Variationen meines Entwurfs herausarbeiten.
    Aber ich konnte mich nicht konzentrieren. Nicht auf irgendetwas anderes als auf Travis. Jede Kleinigkeit erinnerte mich an ihn. Als ich zum Beispiel einen Gummiring vom Boden aufheben wollte und mir an die Stirn fasste, weil ich dadurch leichte Kopfschmerzen bekam, berührte mein Ärmel das Medaillon, und ich dachte an ihn. Und als ich mein Mousepad umdrehte, um die Krümel und Schnipsel abzuschütteln, bekamen ein paar Teilchen ein wenig Licht ab und glänzten, was mich an den Schnee erinnerte, der durch das Licht der Straßenlaternen herunterrieselte, als ich nur zwei Tage vorher mit Travis im Restaurant saß und dann … Scheiße.
    Jedes Mal, wenn ich versuchte, eine Idee aufzuzeichnen, malte ich unbewusst

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