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Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caprice Crane
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Stück weiter links von ihr, zusammen mit Ben und einem anderen, etwas älteren Typen mit dickem Bauch und rotem Gesicht, der die letzten Strähnen seines braunen Haars über seinen kahlen Kopf gekämmt hatte. Er war der Erste, der etwas sagte, und nach einigen kurzen Anweisungen musste ich schwören, die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu sagen (als ich meine Hand vorsichtig auf die Bibel legte, fürchtete ich eine entsetzliche Erschütterung oder einen glühenden Schlag durch das Feuer der ewigen Verdammnis). Dann ging es los.
    »Ich bin Adam Manning und verteidige den Angeklagten«, sagte er, und ich beobachtete, wie die Gerichtsschreiberin sich einige Notizen machte.
    »Hi«, sagte ich. Ich schaute zu Travis, aber er sah mich nicht an.
    »Bitte sagen Sie Ihren vollen Namen, und buchstabieren Sie ihn für das Protokoll«, sagte Adam Manning.
    »Jordan Landau. J-o-r-d-a-n L-a-n-d-a-u.«
    Er fragte mich, wie alt ich bin, wo ich wohne und als was ich arbeite. Er stellte mir eine ganze Menge nüchterner Fragen, und ich antwortete, wobei ich immer mal wieder in Travis’ Richtung schaute. Er ballte seine Faust, öffnete sie wieder und starrte auf den Boden.
    »Lassen Sie uns bitte zu dem Zeitpunkt des Unfalls zurückkehren«, sagte er. »Welche Tageszeit war genau?«
    »Nachmittag.« Ich wusste von den zahllosen Folgen von
Law and Order
, die ich gesehen hatte, dass ich nur auf das antworten durfte, was ich gefragt wurde.
    »Wo waren Sie?«
    »New York.«
    »Wo in New York?«
    Ich sagte es ihm. Wir hielten fest, dass ich mit meinem Fahrrad im Regen fuhr.
    »Herrschte um Sie herum Verkehr?«, fragte er.
    »Ich schätze schon. Es ist Manhattan.«
    »Nehmen Sie Drogen?«
    »Nein«, antwortete ich, verblüfft über die plötzliche Wendung in der Fragestellung.
    »Haben Sie an dem Tag, an dem Sie in den Wagen meines Klienten gefahren sind, Drogen genommen?«
    »Einspruch«, sagte meine Anwältin. »Bleiben Sie bitte bei den Fakten. Sie ist ihm nicht in den Wagen gefahren. Er hat seine Autotür vor ihrer Nase geöffnet.«
    »Ich drücke es anders aus. Hatten Sie …«
    »Nein, ich hatte keine Drogen genommen«, wiederholte ich.
    »Wie viel Geld verdienen Sie im Jahr?«, fragte er mich. Ich wusste nicht, was das für eine Rolle spielte, und mir war mein Gehalt ein bisschen, nein, ziemlich peinlich.
    »Ich komme so auf 35 000 Dollar im Jahr. Aber ich bin gerade erst befördert worden, und mein Gehalt wird steigen.«
    »Stimmt es, dass Sie am Rande des Bankrotts stehen?«
    »Bankro …« Ich schaute die Anwältin meiner Mutter fragend an. Aber sie blinzelte mir leicht zu, so als wollte sie mir sagen, dass ich das alles beantworten sollte.
    Manning fuhr fort. Dabei neigte er seinen Kopf weit zu einer Seite. »Stimmt es, dass Sie von verschiedenen Inkassogesellschaften regelmäßig angerufen werden?«
    »Ja.«
    »Würden Sie mir zustimmen, wenn ich sage, dass Sie auf einem großen Schuldenberg sitzen?«
    »Ich habe ein paar Schulden.«
    »Würden Sie sagen, dass Sie Geld brauchen?«
    »Wer braucht es nicht?«, fragte ich. Ben rollte die Augen, schrieb etwas auf ein Blatt Papier und schob es zu Travis rüber. Ich hätte wahnsinnig gerne gewusst, was er geschrieben hatte, aber ich musste mich auf den Typen konzentrieren, der mir die Fragen stellte. Sein Kopf befand sich jetzt so weit auf der Seite, dass mir beim bloßen Anblick der Nacken wehtat. Ich neigte meinen Kopf auch ein wenig, um Blickkontakt mit ihm zu halten.
    »Stimmt es, dass Sie nicht einmal eine Verletzung haben? Dass Sie nicht hier sind, weil Sie verletzt sind, sondern weil Sie Geld brauchen?«
    »Nein! Absolut nicht. Wenn es nach mir ginge, wäre ich gar nicht hier.«
    »Stimmt es, dass Sie über Travis’ finanzielle Verhältnisse Bescheid wissen und das hier nur des Geldes wegen machen? Dass Sie dieses Gerichtsverfahren erst eingeleitet haben, nachdem Sie erfahren hatten, was er für seine zukünftigen Pläne gespart hatte?«
    »Nein«, sagte ich, den Tränen nahe.
    »Bitte erzählen Sie mir, wann Sie Ihr Gedächtnis verloren haben.«
    »Nach dem Unfall.«
    »Aber Sie erinnern sich an eine Autotür, die sich vor Ihnen geöffnet hat? Sie wollen uns erzählen, dass Sie sich an nichts erinnern können, was vor dem Unfall passiert ist, aber Sie erinnern sich an den Unfall?«
    »Ich erinnere mich an den Unfall«, erwiderte ich. Ich war so durcheinander, dass ich wahrscheinlich nicht mehr in der Lage war, meine Zurechnungsfähigkeit zu beweisen.
    »Können Sie

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