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Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caprice Crane
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einer älteren Frau, und ich hatte keine Ahnung, wie sie ins Bild passte.
    »Hey, Jordy. Ganz schön voll hier«, sagte Todd. »Wie geht es dir?«
    »Jetzt besser«, antwortete ich. »Meine Schwester ist nicht gerade die Netteste, oder?«
    »Sie ist erbärmlich«, bestätigte er. Dann standen wir einfach so da und schwiegen uns an.
    »Ich habe meinen Freund aus der sechsten Klasse getroffen«, sagte ich.
    »Und?«, fragte er.
    »Ich erinnere mich nicht an ihn.«
    »Ich habe mich gerade mit unserer Klassenlehrerin aus der vierten Klasse unterhalten, Ms Oakmin. Sag Hallo.«
    Ich fühlte mich wie ein kleines Kind, das alle vorführten. Jeden Moment würde einer kommen, um mich zu fragen, ob ich nicht etwas auf dem Klavier spielen könnte, und anschließend müsste ich einen Knicks machen.
    »Du bist ja richtig aufgeblüht«, sagte Ms Oakmin mit einem breiten deutschen Akzent. »So schöne Brüste.« Das war das Erste, was sie zu mir sagte, nachdem sie mich seit der vierten Klasse nicht gesehen hatte?
    »Ja?«, sagte ich, weil ich nicht wusste, was die korrekte Erwiderung auf diese Bemerkung war. »Ich meine, okay. Danke.«
    »Du warst flach wie ein Bügelbrett«, sagte sie.
    »Ich war neun Jahre alt«, sagte ich und erwischte mich dabei, wie ich die Arme vor meiner Brust verschränkte. Als wäre das alles nicht schon erniedrigend genug – musste ich jetzt auch noch mit meiner Klassenlehrerin aus der vierten Klasse über meine Brüste diskutieren?
    »Du warst eine sehr gute Autorin. Schreibst du noch? Das hoffe ich doch.«
    »Ja, sie schreibt«, antwortete Todd für mich. »Sie ist brillant.«
    »Natürlich ist sie das«, sagte Ms Oakmin.
    Unter den etwa fünfzehn Leuten, die die drei mit heldenhaftem Einsatz um mich versammelt hatten, befanden sich noch andere Gesichter von den Fotos. Aber ich konnte mich nicht an einen einzigen Namen oder einen einzigen Moment mit einem von ihnen erinnern. Also bahnte ich mir meinen Weg durch all die Fremden/guten Freunde. Jeder zerrte an mir und versuchte, sich mit mir zu unterhalten, aber ich wollte einfach nur allein sein. Dann entdeckte ich Travis. Gott, war der süß. Ich fragte mich, welche Rolle er wirklich spielte. War er die schreckliche Person, die Dirk und meine Familie in ihm sahen, oder der großartige Typ, für den Cat ihn hielt? Oder beides? War ich Dirk tatsächlich untreu? Wusste Travis das? Wussten sie es beide? Diese Fragen konnte ich allerdings niemandem stellen, weil ich Angst hatte, ich könnte alles ausplaudern. Auch wenn ich gar nicht wusste, ob es irgendetwas auszuplaudern gab. Ich fühlte mich so oder so zu ihm hingezogen und glaubte, wenn ich ihm nahe genug kommen würde, könnte ich vielleicht verstehen, was da genau zwischen uns gelaufen war oder nicht. Und warum.
    Dann kam Travis auf mich zu. »Na, wie läuft’s?«
    »Meint ihr nicht, ihr hättet ein bisschen übertrieben? Ich meine, Freunde aus der sechsten Klasse? Lehrer aus der Vierten? Wie weit wollen wir denn noch zurückgehen?«
    »Siehst du den Mann dort drüben?« Travis zeigte auf einen älteren Mann in einer Tweedjacke und mit Brille.
    »Ja.«
    »Er hat dich entbunden.« Er machte eine effektvolle Pause. »War nur ein Witz.«
    »Keiner dieser Menschen ist mir vertraut«, sagte ich.
    »Das tut mir leid. Ich hatte gehofft, das hier würde dir irgendwie helfen.« Er sah sich um, als wollte er irgendwas entdecken, das meinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen könnte. »Dia-Vortrag?«
    »Bitte nicht!« Wir lachten.
    Dann kam Dirk zu uns herüber. Ich hatte ihn überhaupt noch nicht gesehen und fragte mich, ob er gerade erst gekommen war.
    »Da ist ja meine wunderschöne Freundin«, sagte er, als er mich hochhob und herumwirbelte.
    »Und da ist mein Freund«, antwortete ich schließlich. Es war so berauschend, herumgewirbelt zu werden – oder vielleicht ist mein Gleichgewicht auch nur durcheinander gebracht worden – dass ich gegen ihn fiel und lachte, als er mich losließ. Verwirrt, wie ich wegen meiner mir völlig unbekannten Vergangenheit war, empfand ich ein leichtes Glücksgefühl, die erste ungetrübte Freude in all den Wochen meiner Genesung. Ich wollte, dass das alle wussten, also sagte ich es.
    Todd fiel die Kinnlade herunter. Travis und Dirk sahen mich auch komisch an, und ich dachte, ich hätte etwas falsch gemacht. Dann schien Dirk sich zu erholen, im Gegensatz zu den anderen beiden.
    »Ist sie nicht ein süßes Ding?«, sagte er und umfasste meine Taille, um mich wieder zu sich

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