Von jetzt auf gleich
schwafelte ich herum.
»Ja?«, sagte er.
»Wie ein Felsen«, sagte ich und wartete. Aber sie sagten nichts. »Das heißt«, fuhr ich fort, »sie sind dein Felsen. Sie sind für dich da. Also … die Leute von Harvest.« Ich sang die Worte förmlich: »Wi-ie ein Felsen!«
Kurt zog die Nase hoch und überspielte das dann mit einem Husten. Ich wusste nicht, was los war, aber mir wurde ganz bange ums Herz.
Mr Billingsly lächelte mich an und drehte sich dann zu Kurt und Lydia um: »Können Sie Jordan und mich für ein paar Minuten alleine lassen?«
»Hab ich dir doch gesagt«, hörte ich Lydia zu Kurt sagen.
»Wissen Sie, was State Farm ist?«, fragte Mr Billingsly freundlich.
»State Farm?«
»Versicherung«, sagte er.
»Tut mir leid, das weiß ich nicht. Haben wir eine Kampagne für die gemacht?«
»Nein, haben wir nicht. Aber es gibt eine Kampagne, die der, die Sie gerade vorgestellt haben, sehr ähnlich ist.«
»Die gibt es schon seit dreißig, vierzig Jahren«, sagte Kurt. Er und Lydia standen immer noch da.
»Tatsächlich?«, sagte ich und hatte einen dicken Kloß im Hals. »Das tut mir leid. Ich wollte keine Ideen klauen. Das kam mir einfach so in den Sinn.«
»Ich verstehe«, sagte er. »Ich denke, das ist einfach Ihr Unterbewusstsein, das sich an bereits existierende Kampagnen erinnert.«
»Kampagnen?«, fragte ich. »Plural?«
»Lydia hat mir erzählt, Sie hätten ihr gestern die Allstate-Kampagne vorgestellt, und die andere Idee, die Sie heute hatten – die Wie-ein-Felsen-Kampagne – das gehört zu Chevy. Das ist Bob Seger.«
»Oh Gott«, sagte ich. Es schnürte mir die Kehle zu. »Das ist mir so peinlich. Ich schwöre, dass ich das nicht …«
»Das ist schon in Ordnung«, sagte Mr Billingsly sanft und bedeutete Kurt und Lydia zu gehen. »Wir verstehen das. Wir möchten nur, dass Sie wieder gesund werden.«
»Danke«, sagte ich.
»Aber im Moment glaube ich nicht, dass es Ihnen guttut, hier zu sein. Also ist es wohl das Beste für alle, wenn Sie sich beurlauben lassen.«
Ich stand sofort auf und begann, meinen Rucksack zu packen. Ich packte den Tacker ein, ohne nachzudenken, holte ihn dann schnell wieder raus und legte ihn auf den Tisch zurück. »Ja, Sie haben absolut recht«, murmelte ich, während ich die Unterlagen auf meinem Schreibtisch sortierte. »Ich verstehe das total. Wie lange?«
»Wir haben das mit der Personalabteilung abgesprochen. Es tut mir leid, Jordan«, sagte er und stand auf, um zu gehen.
»Ist das eine Entlassung?«, fragte ich mit zitternder Stimme.
»Rufen Sie uns an, wenn es Ihnen besser geht«, antwortete er – was definitiv keine Antwort war. Auf jeden Fall nicht die, die ich mir gewünscht hatte.
28. Verdammte Amnesie
Um 18.00 Uhr am nächsten Freitagabend kreuzten Todd, Cat und Travis bei mir auf. Ich war verblüfft – ich hatte Todd und Cat zusammen gesehen und Todd und Travis, aber bis jetzt waren sie nie zu dritt bei mir aufgetaucht. Auch wenn ich bis zu einem gewissen Punkt mit der Das-ist-mein-Leben-Party einverstanden war, glaubte ich nicht, dass sie viel bringen würde.
»Geh raus«, sagte Todd mit einem Lächeln.
»Du willst, dass ich gehe?«, fragte ich. »Ich dachte, ich sei der Ehrengast.«
»Wir wollen etwas arrangieren«, sagte Todd, schaute auf seine Finger und schüttelte sie. »Ich habe überhaupt kein Gefühl mehr in den Fingerspitzen. Verdammte Plastiktüten. Verdammte Amnesie!«
»Verdammte Amnesie! Das merk ich mir«, sagte ich, schielte in die Tüte und zog heraus, was ich greifen konnte. »O-Saft und Käsenachos?«
»Finger weg«, sagte Cat. »Du vermasselst uns sonst noch das Experiment.«
»Bei Proust«, erklärte Todd, »beginnt die Hauptfigur, sich lebhaft zu erinnern, als sie Tee und Madeleines bekommt. Also dachten wir uns, wir kurbeln dein Gedächtnis mit Essbarem an.«
»Madeleines?«
»Muschel-Kekse. Steht bei Proust.«
»Ich wusste gar nicht, dass du Proust liest«, sagte Cat.
»Tu ich gar nicht«, erwiderte Todd, »im
New Yorker
war ein Artikel darüber.«
»Ich wusste auch nicht, dass du den
New Yorker
liest«, erwiderte sie.
»Den lese ich auch nicht. Eine Kollegin hat bei einem Meeting darüber gesprochen.«
»Beeindruckend«, sagte sie und nickte ihm zu. Dann riss sie die Tüte mit einem lauten Plop auf und steckte sich eine Handvoll Nachos in den Mund. »Ich bin schwanger«, erklärte sie mit vollem Mund, »ich darf das.«
Genau in dem Augenblick sah ich, dass Travis mich anstarrte. Ich
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