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Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caprice Crane
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fühlte mich irgendwie unwohl, deshalb nahm ich eine Zeitschrift und tat so, als würde ich darin lesen. Seit dem Unfall war es nicht das erste Mal, dass Leute mich beobachteten, aber als ich auf seine Hände schaute (er beugte nervös seine Daumen), dann auf Todd, dann auf Travis, dann auf Cat (sie stellte überall Tüten hin), dann wieder auf Travis (der so tat, als würde er nicht gucken, aber immer noch aufblickte), dann auf den Boden (der sich immer noch unter unseren Füßen befand), dann auf Travis (unsere Augen fanden sich endlich), war ich aufgeregt. Seltsam. Irgendetwas stimmte mit diesem Mann nicht.
    »Du siehst übrigens klasse aus«, sagte Travis, und mir fiel die Zeitschrift aus der Hand. Als ich mich bückte, um sie aufzuheben, stieß ich mir an der Tischkante den Kopf.
    »Alles klar?«, fragte er.
    »Ja sicher, alles klar.« Ich lachte gequält.
    »Dann hau jetzt ab«, sagte Todd und grinste wieder.
    »Okay. Wann soll ich wieder hier sein?«
    Mindestens eine Stunde sollte ich wegbleiben, aber auf jeden Fall um acht zurück sein, weil dann die anderen Gäste kommen würden. Ich wusste nicht so genau, was ich eine Stunde lang machen sollte, und es war auch nicht sehr warm draußen. Also schlenderte ich so lange durch die Straßen, wie ich es aushalten konnte (sechs Minuten), flüchtete dann in einen Drogeriemarkt und las die Grußkarten.
    Ich nahm eine Karte mit einem kleinen Jungen mit Sommersprossen und einer Baseballkappe heraus, auf der stand: »Herzlichen Glückwunsch zum vierten Geburtstag, Schlagmann.« Der Junge auf der Karte erinnerte mich an Dirk. Ich fragte mich, warum er nicht an der ganzen Planung beteiligt war, aber ich musste wohl akzeptieren, dass es zwei verschiedene Lager gab und dass sich nicht alle mochten. Wenn meine Freunde Dirk nicht mochten, dann war das natürlich schade, aber solange ich ihn liebte, war es das, was wirklich zählte. Und ich liebte ihn. Dachte ich. Zumindest nach dem, was man mir erzählt hatte.
    Weil die Verkäuferin mich mit einem finsteren Blick ansah, entschied ich, dass ich genug Zeit in der Kartenabteilung verbracht hatte.
    Meine Eingangstür war geschlossen, aber der Schließriegel war festgestellt, sodass die Leute hineingehen konnten, ohne anzuklopfen. Ich hörte Partygeräusche – Gelächter, Gläser, Geplauder, allgemeines Partygetöse – und auch wenn es meine Wohnung, meine Party war, hatte ich das Gefühl, ich könnte nicht einfach so hereinplatzen.
    Ich klopfte, zuerst vorsichtig, so als wollte ich nicht wirklich, dass mich jemand hört, denn dann müsste ich die Party auch nicht besuchen. Als meine Knöchel die weiß gestrichene Tür (die dringend sauber gemacht werden musste) berührten, stieg Panik in mir auf. Was, wenn es das gewesen ist? Was, wenn das mein letztes Hurra ist? Wenn das hier nicht funktioniert, geben mich dann alle auf? Wer waren überhaupt alle? Was, wenn sich herausstellte, dass ich eigentlich gar keine Freunde hatte? Und nur die drei da waren, die die Party angeleiert hatten?
    Dann ging die Tür auf, und Cat stand mit einem doofen Grinsen und einer Flasche Sekt vor mir. Sie führte mich hinein und hustete so auffällig und anstößig wie möglich, sodass alle sich umdrehten und mich ansahen.
    Ich schaute in die Gesichter. Alle lächelten mich an – die Augenbrauen erwartungsvoll nach oben gezogen – und ich suchte nach jemandem, der mich an etwas erinnerte … Nichts. Überall hingen Wimpel und fürchterlich vergrößerte Bilder von mir in unterschiedlichem Alter. Ich war geschockt und erschüttert, aber in erster Linie war mir das Ganze peinlich. Es gab ein Foto, auf dem ich auf einer Bühne stand und in einem Stück mitspielte, ein anderes von mir mit zwei Jungen – ich bin mir nicht ganz sicher, aber es sah so aus, als hätten wir Breakdance gemacht – und dann gab es noch eins, das mich in einer hässlichen rot-blauen Uniform zeigte. Quer über der Brust stand
Dominos Pizza
.
    »Das ist ein bisschen peinlich.« Ich wollte nicht undankbar erscheinen, also verbarg ich so gut ich konnte, wie gekränkt ich war. »Aber sehr aufmerksam. Nur ein bisschen viel ›Ich‹, versteht ihr? Ich meine … das ist verdammt viel ›Ich‹.«
    »Es wird Zeit, dass du dieses ›Ich‹ wiederentdeckst«, sagte Cat. »Du solltest mehr für dieses ›Ich‹ tun. Heute Abend findet hier ein ›Ich‹-Fest statt, und die Spezialität auf der Speisekarte ist ›Ich‹.«
    »Wir sprechen über dieses ›Ich‹, richtig?«, fragte ich

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