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Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caprice Crane
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Büro.«
    »Ich würde mich nicht als ältere Dame bezeichnen, Jordan. Ich bin nur ein paar Jahre älter als du.«
    »Das ist es, was ich meinte. Älter als ich.«
    »Ich rufe an, um zu hören, wie es dir geht? Ob du dich schon an irgendetwas von der Arbeit erinnerst?« Fragte sie mich das? Oder erzählte sie es mir? Sie betonte jeden einzelnen Satz? Mit erhöhter Tonlage und einem Fragezeichen?
    »Nein. Bis jetzt ist noch nichts wiedergekommen.«
    »Okay. Dann schone dich noch ein bisschen.«
    »Okay, Lydia«, sagte ich so vergnügt, wie ich konnte. »Danke, dass du angerufen hast!« Dann legte ich auf und fügte genauso fröhlich hinzu: »Du kleine Jungs abschleppende Hexe.« Todd brach vor Lachen zusammen; offensichtlich amüsierte er sich genauso wie ich.
    ***
    Mein Entlassungsdatum war noch nicht in Sicht, aber meine Mom hatte mit ihren verrückten Freunden gesprochen, die alle mit todsicheren Methoden daherkamen, die mir helfen würden, mein Gedächtnis wiederzuerlangen. Deshalb fragte sie meinen Arzt, ob ich nicht in ihre Obhut entlassen werden könnte, damit ich an ihren lächerlichen Behandlungen teilnehmen konnte.
    Er gab zu, dass ich weder für andere noch für mich selbst eine Gefahr darstellte und dass bei mir auch keine große Fluchtgefahr bestand (»Wir können dankbar sein, dass sie so frei von Feindseligkeit und Demenz zu sein scheint, die oft selbst bei einer schwachen Form von Amnesie vorkommt«, erklärte er nach ein paar Tagen meiner liebenswerten Schwindelei) und willigte ein.
    Endlich wurde ich entlassen. Ich war im Schwesternzimmer, schaute mir die Entlassungspapiere an und empfand diesen überwältigenden Rausch. Ich konnte es kaum erwarten, mein neues Leben als das neue Ich außerhalb des Krankenhauses zu beginnen. War das das neue Ich?, fragte ich mich. Das neue gefälschte Ich? Wenn ich das lange genug vortäuschte, würde ich dann die neue Person? Ich konnte so durchsetzungsfähig sein, wie ich es mir vorgenommen hatte. Mensch, ich konnte sein, »was auch immer« ich mir vorgenommen hatte. Die Welt lag mir zu Füßen. Von jetzt an. Und mit einer kleinen Spülung meiner Erinnerungen konnte ich die schlechten ad acta legen, wie ungewollten Sand und feinen Kies.
    »Okay … wo muss ich unterschreiben?«, sagte ich, bereit mein neues Leben zu beginnen.
    »Das kann Ihre Mutter alles für Sie machen«, sagte die Schwester. Von mir aus, gerne!
    Todd erzählte mir, dass es in medizinischen Kreisen eine Denkschule gibt, die davon ausgeht, dass ein großer Teil der sogenannten Amnesie ein gewöhnliches Simulieren ist, mit dem Versuch, sein Leben für eine kurze Zeit ein wenig schleifen zu lassen. Weil ich ja so was wie ein Vorzeigekind für diese Schule war, dachte ich mir, es wäre an der Zeit ein paar Dividenden zu erhalten.
    »Großartig«, sagte ich vergnügt. »Am nächsten wirklich schönen Tag kannst du mir ja eine Entschuldigung schreiben, um mich aus meinem Job herauszuholen, einverstanden?«
    »Wofür?«, sagte meine Mom mit einem verwirrten Ausdruck im Gesicht.
    »Nein, ich mache Witze. Du weißt doch, so wie Mütter Entschuldigungen für die Schule schreiben, wenn die Kinder krank sind und zu Hause bleiben müssen.«
    »Fühlst du dich nicht wohl?«
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte ich. Ich wusste nicht, ob sie einfach ein bisschen langsam war oder nie wirklich aus ihrem eigenen Kopf herauskonnte, um sich auf mich zu konzentrieren, aber so war das immer mit ihr.
    Unser erster Halt: Das Büro des Chiropraktikers.
    Ich war noch nie bei einem Chiropraktiker. Es brannten parfümierte Kerzen, und es lief New-Age-Musik.
    Dr. Mangere kam herein, und bevor er mich überhaupt nach meinem Namen fragte, legte er seine Handflächen auf beide Seiten meines Halses und riss meinen Kopf auf eine Seite.
    »Au!«, schrie ich.
    Keine Reaktion von Dr.-Nimm-mich-in-die-Mangel. Er nahm wieder meinen Kopf und riss ihn zur anderen Seite.
    »Du meine Güte!«
    »Erinnern Sie sich jetzt an irgendetwas?«, fragte er, als wenn das Brechen meines Halses Wunder vollbracht hätte. »Nein!«, schrie ich.
    »Kommen Sie in einer Woche wieder«, ordnete er an.
    »Ja, ich bin sicher, dass ich mich daran erinnern werde.«
    Dann hob er die Hand und begann erneut nach mir zu greifen. Seine Absicht – aber das fand ich erst später heraus – war, das Thermostat raufzudrehen, doch ich dachte, er wollte wieder nach meinem Kopf greifen, deshalb streckte ich meine Arme aus, um ihn abzublocken, und schlug seinen Arm

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