Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caprice Crane
Vom Netzwerk:
als würden verflochtene Finger auseinanderfliegen und donnernden Lärm machen. Jetzt.
    »Ja, es braucht seine Zeit. Das verstehen wir. Danke sehr, Sir«, sagte meine Mom und verneigte sich. Sie
verneigte sich
. Vielleicht gibt es Leute, die das hinkriegen, ohne herablassend zu wirken. Aber nicht meine Mom. Es war schlecht. Und das Schlimmste von allem, sie fühlte sich richtig hip, indem sie das tat.
    Als wir hinausgingen, musste ich mich tierisch zusammenreißen, um die Tarnung nicht aufzugeben.
    »Mom, du weißt, dass all diese ›Behandlungen‹ ziemlich willkürlich sind«, sagte ich. »Glaubst du, wenn ich wieder zur Arbeit ginge, würde das meinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen? Da wäre ich in vertrauter Umgebung.« Sie ignorierte mich. »Meine Chefin hat mich besucht, Mom. Sie wollen, dass ich zurückkomme.«
    »Würde es dir etwas ausmachen, am Twenty-one-Center anzuhalten, wenn wir sowieso schon einmal hier sind?« Es ist, als wären wir aus verschiedenen Gen-Pools. Und ihrer wäre verdorben durch das unersättliche Bedürfnis nach Zeug, das sie in ihren überfüllten Kleiderschrank stopfen konnte.
    ***
    Wir kamen zu Hause an, und ich hatte kaum Zeit, eine versuchte Erinnerung vorzutäuschen, als es an der Tür schellte. Ich ging zur Eingangstür und sah durch das Guckloch einen Mann, den ich tatsächlich nicht erkannte. Er sah wachsartig aus. Wie eine der Figuren bei Madame Tussaud. Er lächelte schon, als ich noch nicht einmal die Tür geöffnet hatte – so als wäre es ihm ins Gesicht gebrannt. Und es war auch kein attraktives Lächeln: große, gelbe Zähne, die er nach dem Mittagessen sicher nicht geputzt hatte. Ein Mittagessen, bei dem es mit Sicherheit Spinat gegeben hatte. Ich öffnete die Tür einen Spalt.
    »Hallo«, sagte ich.
    »Jordan?«, fragte der Mann.
    »Ja …?«
    »Ich bin Ben Waronker, der Hypnotiseur. Ich habe mit Ihrer Mutter telefoniert. Wir haben eine Verabredung«, sagte er, schaute auf seine Uhr und zeigte sie mir dann, »genau jetzt.«
    »Oh«, sagte ich, ohne die Tür zu öffnen. Dann mischte sich meine Mutter ein, riss die Tür auf und ergriff seine Hand.
    »Mr Wonker –«
    »Waronker«, korrigierte er.
    »Was für eine Freude«, fuhr sie fort. »Ich höre Ihre Radiowerbung seit Jahren. Ich hätte nie gedacht, dass das mal für irgendwas gut wäre.«
    »Ich mache viel in Raucherentwöhnung«, sagte er mitfühlend.
    »Mom!«, sagte ich unfreundlich, »ich bin schrecklich müde.«
    »Ausgezeichnet«, sagte sie. »Jordan, mein Schätzchen, ich weiß, dass du eine Menge durchgemacht hast, aber ich will dich zurück. So wie vorher. Und deshalb bin ich bereit, alles auszuprobieren. Sag, dass du das auch bist, Süße.«
    »Ich denke, ja«, gab ich nach, obwohl ich nicht sicher war. Dass ich Amnesie vortäuschen konnte, wusste ich, aber war ich auch in der Lage, einen Hypnotiseur auszutricksen? Ich habe schon immer geglaubt, dass es ein Schwindel war, der zumindest teilweise, wenn nicht komplett auf dem Willen basierte. Wenn ich mich der ganzen Sache also nicht öffnete, würde er mich hoffentlich nicht so weit bringen, dass ich beichten würde.
    »Wo ist es für Sie angenehm?«, fragte er. »Gibt es einen Raum im Haus, wo Sie sich vorstellen können, tiefen Frieden zu empfinden?« Wenn es einen gab, habe ich ihn in den achtzehn Jahren, in denen ich hier aufgewachsen bin, nie gefunden.
    »Das Wohnzimmer ist gut«, sagte ich. »Gleich hier.« Ich führte ihn ins Wohnzimmer, und meine Mutter folgte uns. Sie tat so, als würde sie die Kissen auf der Couch auflockern.
    »Zuerst möchte ich, dass Sie alle Vorurteile, die Sie möglicherweise über Hypnose haben, vergessen. Ich werde kein Pendel vor Ihrem Gesicht hin und her bewegen und Sie auch nicht wie ein Huhn vor Menschen herumlaufen lassen. Und ich bin keiner von den Typen, die man im Fernsehen sieht«, sagte er und zog dann eine Augenbraue hoch. »Es sei denn, Sie haben mich im Fernsehen gesehen.«
    »Habe ich nicht.«
    »Dann machen Sie sich jetzt auf ein besonderes Vergnügen gefasst. Ich bin nicht einzig und allein hier, um Ihnen zu helfen, Ihr Gedächtnis zurückzubekommen. Ich will Ihnen auch helfen, bisher unentdeckte Stärken zu erkennen. Ich bin fest davon überzeugt, dass neunzig Prozent unseres ungenutzten Potenzials im Unterbewusstsein gespeichert sind. Alles, was wir lernen müssen, ist also, wie wir es abrufen können, um es zu benutzen. Klingt gut, oder?«
    »Alles, was auch nur ein bisschen von mir

Weitere Kostenlose Bücher