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Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caprice Crane
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die man so viel gehört hatte, und ich fragte mich, ob die Taube möglicherweise ein Träger der Vogelgrippe war. Ich geriet in Panik und scheuchte sie weg. Besser gesagt, ich versuchte es. Sie bewegte sich nicht vom Fleck. Sie nahm mich nicht einmal wahr. Sie hatte nur Augen für Sneevil. Und Sneevil erwiderte ihren sehnsüchtigen Blick, bewegte sich langsam vorwärts, sang für sie, lehnte sich so weit er konnte nach vorne – und wenn die Fensterscheibe nicht zwischen ihnen gewesen wäre, hätten sie beide draußen Schnabel an Schnabel getanzt.
    Ich ging auf und ab und versuchte herauszufinden, was ich von der aufkeimenden Romanze halten sollte, während ich die Nachrichten auf meinem Anrufbeantworter abhörte. Die erste Nachricht war von der Citibank. Schock. Sie waren unerbittlich. Die verlangen von dir, dass du ihnen jeden Monat oder so etwas zahlst. Sie rufen dich zu jeder Tageszeit an. Sogar um sechs Uhr morgens hatte ich schon Anrufe von diesen Ungläubigen erhalten.
    Meine zweite Nachricht jedoch … machte den Citibank-Verdruss wieder wett.
    »Hey, Jordan. Ich dachte, ich wähle mal diese Nummer. Oh, hier ist Travis. Der Typ von dem Auto. Und Thanksgiving. Und … Shabu-Shabu. Hm … Ich rufe an, um zu fragen, was du morgen Abend vorhast. Ich fühle mich immer noch schrecklich wegen des Geruchs und der Zahnspange und dass ich es so spät gemerkt habe … das klingt wahrscheinlich wie eine richtig seltsame Nachricht. Wie auch immer, ich hoffe, ich kann es wiedergutmachen. An einem Ort, an dem alle die Schuhe anbehalten müssen. Vielleicht erinnerst du dich ja auch gar nicht mehr an den Vorfall. Ich bin nicht ganz sicher, unter welchen Teil deiner Amnesie das fällt. Wenn du dich also nicht daran erinnerst, umso besser! Und wenn du es tust … nochmal sorry. Ruf mich an. Ich bin Travis. Hab ich ja schon gesagt.«
    Piep.
    Hätte er noch süßer sein können? Er hatte dieses Über-die-eigenen-Worte-Stolpern wie Hugh Grant. Nur nicht so nervig. Nicht dass Hugh Grant nervig wäre, aber man hat ihn schon genug durch heikle Situationen stottern sehen. Doch Travis … das war ein neues Revier. Rutsch mal rüber, Hugh! Das hier war der Film meines Lebens, und er hatte einen neuen Hauptdarsteller.
    Dann klingelte mein Telefon. Und das Einzige, was mich abgesehen von der Citibank aus meinem glückseligen Zustand herausholen konnte, war meine Mutter – und sie war es tatsächlich.
    »Hallo?«
    »Hallo, Jordan. Ich bin’s, deine Mutter.« Das sagte sie nicht wegen meiner Amnesie: Sie stellte sich mir immer mit diesen Worten vor, als ob ich ihre Stimme nicht erkennen würde, obwohl ich sie schon mein ganzes Leben lang kenne.
    »Hi, Mom. Wie geht es dir?« Automatisch ging ich zum Kühlschrank und nahm mir einen Becher Eis heraus. Ich nahm nicht einmal wahr, dass ich das tat. Vermutlich war das reine Selbstverteidigung in Form von Fertigfutter.
    »Ich möchte, dass du ein paar Termine beim Physiotherapeuten machst«, sagte sie.
    »Warum?«
    »Das ist besser für unseren Fall.«
    »Was für ein Fall?«, fragte ich.
    »Der Fahrer dieses Wagens, Schätzchen! Er wird für das, was er dir angetan hat, zahlen müssen. Und mein Rechtsanwalt und Dirk meinen, je mehr Rechnungen wir einreichen, desto schwerer wird der Fall.«
    »Nein, Mom. Ich werde nicht zur Physiotherapie gehen, und ich werde ihn auch nicht verklagen. Ich habe ihn getroffen, und er ist ein sehr, sehr netter Typ.« Und total heiß, und er wird zehn Kinder mit mir haben, um den Fick zu rechtfertigen. Und, P.S. warum sprichst du mit Dirk?
    »Er kann ruhig nett sein, während er halb New York über den Haufen fährt. Das ändert nichts an dem, was er getan hat.«
    »Doch, das tut es. Es war ein Unfall!« Plötzlich ertappte ich mich dabei, wie ich zu ihr genau dasselbe sagte wie Stunden vorher zu Todd. »Deshalb heißt das Unfall und nicht Absicht.«
    »Wir sprechen später darüber«, sagte sie und hielt dann inne. »Isst du gerade?«
    Ich
aß.
Ich hörte auf. Wie konnte sie das hören? Es war verdammte Eiscreme. Das war wahrscheinlich der eigentliche Grund, aus dem sie anrief. Ihr Radargerät sprang an. Irgendwo in Manhattan stopfte sich Jordan was in den Mund, und das musste aufhören. Sie wird auf Teufel komm raus so dünn wie der Rest der Familie.
    »Ich hatte gerade einen Snack.«
    »Eiscreme«, schoss sie zurück.
    Verdammt.
    »Nein.«
    »Gut. Es ist zu spät, überhaupt etwas zu essen, weißt du. Du solltest versuchen, nach sieben nichts mehr zu

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